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Filmgespräch mit Regisseur C.B. Yi - Viennale 2021 - Moneyboys

Viennale/Roland Ferrigato

Viennale

„Gschichtl´n“ auf der Viennale beim Publikumsgespräch zu „Moneyboys“

Am 22. Oktober feierte der Spielfilm „Moneyboys“ von C.B. Yi Österreich-Premiere auf der 59. Viennale im Wiener Gartenbaukino. Im heutigen Viennale-Tagebuch ein kurzes Recap und welche Details es beim Publikumsgespräch zu lernen gab. Am Ende folgt noch eine unverbindliche Empfehlungsliste für den morgigen Sonntag, 24. Oktober!

Von Philipp Emberger

Viennale 2021
- FM4 präsentiert „Annette“ am 29.10. um 23 Uhr im Gartenbaukino
- FM4 Homebase zur Viennale am 27.10. (19-22 Uhr)
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Ich könnte jetzt hier darüber schreiben, wie es war, in das frisch renovierte Gartenbaukino zu kommen. Ich habe mir auch brav Notizen über die pastellfarbigen Fliesen und den strahlend roten Vorhang gemacht. Beim Vorhang war ich mir aber nicht sicher, ob es an der neuen Brille liegt und der Vorhang eh immer schon so leuchtend war. Aber auch der Gartenbaukino-Mensch hat verkündet, dass der Vorhang seit der Eröffnung des Kinos 1960 durch Kirk Douglas nicht mehr so hell geleuchtet hat. Aber genug dazu, ich möchte in diesem Viennale-Tagebuch kurz auf mein persönliches erstes Highlight eingehen: Den Film „Moneyboys“ samt dem anschließenden Publikumsgespräch.

In „Moneyboys“ sehen wir einen jungen Mann namens Fei. Er kommt aus einem ländlichen Dorf Chinas, arbeitet mittlerweile aber als Moneyboy, also als Sexarbeiter in einer chinesischen Großstadt. In einer streng patriarchalen Gesellschaft sind Feis Arbeit und Homosexualität für einen Teil seiner Familie ein großes Tabu, von einer Familienschande ist da die Rede. Neben vielen anderen Themen kreist der Film deshalb auch um Feis Verhältnis zur Familie.

Ohne hier eine ausführliche Filmbesprechung daraus zu machen (einfach anschauen!), ein Wort zum Wow-Faktor von „Moneyboys“: Die stylishen Bilder! Fast jede Szene könnte man sich als Poster aufhängen. Dazu zählt eine nach allen Regeln der Farbenlehre wunderbar inszenierte Szene in einer Karaokebar. Da verzeiht man es auch, dass manche Bilder ein bisschen lange stehen gelassen werden oder wie im Viennale-Beschreibungstext zu lesen ist in „langen, geduldigen Einstellungen“ zu sehen sind.

Filmstills Moneyboys

Viennale21

So schön kann Karaoke singen in „Moneyboys“ sein

Plakat zu Moneyboys

Filmladen

Moneyboys läuft noch am Freitag, 29. Oktober 2021 um 14:30 Uhr im Stadtkino. Kinostart ist am 14. Jänner 2022!

Ein paar „Gschichtl“ zu Moneyboys

Zu den schönen Dingen eines Filmfestivals zählen ja auch die Filmgespräche im Anschluss. Ich weiß, da würden mir jetzt vor allem jene widersprechen, die, sobald der Abspann auf der Leinwand auftaucht, fluchtartig den Kinosaal verlassen. Aber Regisseur C.B. Yi hat bereits vor dem Film angekündigt danach ein paar „Gschichtl“ erzählen zu können. Wer geblieben ist, hat interessante Details erfahren und weil ich diesen Text serviceorientiert anlegen möchte, hier ein paar willkürlich herausgegriffene Details.

So hat Regisseur Yi erzählt, dass er das Drehbuch bereits vor über zehn Jahren geschrieben hat und dass allein der Castingprozess knapp drei Jahre Zeit in Anspruch genommen hat. Schließlich fiel die Wahl für die Rolle des Fei auf den taiwanesischen Schauspieler Kai Ko. Der wurde 2014 dann wegen Drogenbesitz verhaftet, nachdem er nur zwei Jahre zuvor für eine groß angelegte Anti-Drogen-Kampagne Model gestanden ist. Wir haben im Publikumsgespräch auch gelernt, dass ein internationaler Journalistenkollege den Film ganz toll fand, er aber gar nicht so viele Filme kennt, die homosexuelle Liebesgeschichten darstellen. Ich wollte ihm an dieser Stelle nur zurufen: FM4, You’re at home baby! Und auch Fans von „Millenium Mambo“ werden in „Moneyboys“ auf ihre Kosten kommen, erzählte Regisseur Yi, der sichtlich viel Spaß hatte, seinen Film präsentieren zu können.

Filmgespräch mit Regisseur C.B. Yi - Viennale 2021 - Moneyboys

Viennale/Roland Ferrigato

„Moneyboys“-Regisseur und Gschichtldrucker C.B. Yi beim Publikumsgespräch

Am Abspann des Texte noch kurz zum Abspann des Films. Wer da einen genauen Blick hinaufwirft, kann manchmal lustige und interessante Dinge lernen. Lustig bei „Moneyboys“, welche Rollen es zu keinem Rollennamen mehr geschafft haben. Im Falle von „Moneyboys“ die Sleeping Lady und ein Half-naked Client. Interessant ist, wer aller an so einem Film in irgendeiner Form mitarbeitet. Politikinsider erkannten da zum Beispiel den Namen Alfred J. Noll, den ehemaligen Nationalratsabgeordneten der Liste Pilz, der sein juristisches Know-How in den Dienst von „Moneyboys“ gestellt hat.

Wer noch Tipps für den morgigen Sonntag braucht: Julian Radlmaier verbindet in „Blutsauger“ (20:30 Uhr, Urania) Vampire und Marxismus, Benedict Cumberbatch pfeift sehr viel im Neo-Western „The Power of the Dog“ (23:15, Gartenbaukino) und Andrea Arnold porträtiert in „Cow“ die Kuh Luma (17:30 Uhr, Gartenbaukino). Um Kühe soll es dann in meinem nächsten Viennale-Eintrag gehen!

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