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Grafik von Mikroorganismen

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Durch Mikroorganismen das große Ganze sehen

Die Science Busters Florian Freistetter und Helmut Jungwirth haben ein Buch über 100 Mikroorganismen geschrieben. Darin erzählen sie eine Geschichte der Welt durch Mikroskop und Teleskop: Auf der einen Seite der Astronom auf der anderen Seite der Molekularbiologe.

Von Paul Pant

Unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen, formulieren unterschiedliche Entstehungsgeschichten unserer Welt. Bei Florian Freistetter fängt sie irgendwo im Universum vor der Geburt der Sternensystemen an. Bei Helmut Jungwirth zwischen Bakterien und Archaeen. Letztere heißen auch Urbakterien, besitzen keinen Zellkern und gehören zu den ersten Lebewesen auf unserem Planeten.

Archaeen können auch im unwirtlichen Weltall überleben, eine Entdeckung, die Astronomen zum Träumen bringt. Wobei die Definition, ab wann von Leben gesprochen werden kann und vor allem wo es bei uns auf der Erde hingehört, das bleibt Gegenstand leidenschaftlicher Diskussionen. In der Mikrobiologie hat man sich aktuell auf drei Domänen von zellulärem Leben geeinigt: Bakterien, Eukaryoten und Archaeen. Damit sind allerdings noch lange nicht alle Mikroorganismen erfasst, die sich auf unserem Planeten tummeln, zeigen Freistetter und Jungwirth.

Buchcover "Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen"

Hanser

Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen ist bei Hanser erschienen.

Mit krankmachenden Viren, die aktuell im Rampenlicht stehen, halten sich die beiden Sciences Busters in ihrem Buch allerdings nur für eine Pointe auf. In ihrem Plädoyer für die wunderbare Welt der Mikroorganismen holen sie vor allem jene Viren vor den Vorhang, die unser Leben positiv verändert haben. Viren, die dafür gesorgt haben, dass Frauen nicht mehr in Eiern gebären müssen. Und sie führen aus, wie sogar Herpes einen Nutzen beim Schutz von Ökosystemen haben könnte. Denn Herpes macht Koi-Karpfen ziemlich schnell den Garaus. Und da die invasive Fischart in Australiens Gewässern eine Plage geworden ist, gab es die Idee Viren gegen sie einzusetzen. Wegen zu hoher Risiken und unsicherem Erfolg wurde das freilich wieder abgeblasen. Tierschützer*Innen, die mit Fischen knutschen, wäre aber eine tolle Schlagzeile geworden.

Die Geschichte der Herpesviren und 99 weiterer Mikroorganismen erzählen Florian Freistetter und Helmut Jungwirth unterhaltsam und leicht verständlich. Das der Blick über den Tellerrand der wissenschaftlichen Disziplinen beim Hefepilz hängen bleibt ist naheliegend. Nach der Lektüre des Buches möchte man mit den beiden Wissenschaftlern gerne auch noch auf ein weiteres Bier gehen, um noch mehr Geschichten über Pilze, Bakterien, Viren und Archaeen zu hören.

Mikroorganismen gibt es übrigens mehr als Sterne, nämlich 100 Billionen auf der Erde, schreibt Helmut Jungwirth. Wobei bei den Sternen vielleicht noch nicht alle entdeckt wurden, würde Florian Freistetter vielleicht einwenden. Für die Geschichte der Welt und die Frage, woher das Leben kommt, ist beides äußerst spannend und relevant.

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