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Darkest Dungeon 2

Red Hook

Postkutsche für Masochisten

Wie der erste Teil ist auch das Rollenspiel „Darkest Dungeon 2“ eine faszinierende Knochenmühle für Hartgesottene - ein Hochglanz-Indie, der schon im Early Access ein Highlight ist.

Von Rainer Sigl

Meine Postkutsche rattert im schwachen Fackellicht durch einen finsteren Wald, und ihre Passagiere sind am Ende. Einen meiner anfangs vier Heldinnen und Helden habe ich im Kampf gegen finstere Kultisten verloren, meine Kriegerin hat einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen und die restlichen zwei hassen einander bis aufs Blut. Bis zum nächsten Gasthaus ist es noch endlos weit und meine Chancen stehen schlecht, das Disaster zu überleben. Zeit, von vorne anzufangen.

Im Rollenspiel „Darkest Dungeon 2“, dem Nachfolger zum 2016 erschienenen ersten Teil, bin ich auf einem Roadtrip geradewegs in die Hölle. Zumindest kommt es mir so vor.

Same same, but different

Wie im ersten Teil führe ich vier unterschiedliche Heldinnen und Helden gegen groteske Monster in taktische Kämpfe, nur klettere ich diesmal nicht in dunkle Kerker, sondern bin in einem finsteren Fantasy-Land unterwegs, wo ich auf der gefährlichen Landstraße auf Banditen und allerhand Monster treffe.

Bis auf die Fortbewegung über Land ist sehr viel gleich geblieben. Die stylische Comicgrafik ist jetzt ein bisschen und sehr effektvoll 3D-animiert, aber das Grundprinzip ist unverändert: Nur wenn ich die speziellen Fähigkeiten meiner Figuren taktisch schlau kombiniere, habe ich den Hauch einer Chance, zu überleben.

Wichtigster Unterschied zu Teil 1: Statt nur auf das psychische Wohlergehen einzelner Figuren achten zu müssen, geht es nun auch um Gruppendynamik. Meine Figuren entwickeln diesmal nämlich zueinander starke Gefühle - und zwar freundschaftliche ebenso wie negative. Wenn sie harmonieren, helfen sie einander höchst effektvoll im Kampf, wenn sie sich spinnefeind sind, eskalieren auch banale Kämpfe in gefährliche Richtungen. Überleben ist nicht alles, das Innenleben meiner Gruppe ist fast genauso wichtig.

Darkest Dungeon 2

Red Hook

Faszinierende Härteprobe

Wer den ersten Teil von „Darkest Dungeon“ kennt weiß, dass sein Markenzeichen auch der hohe Schwierigkeitsgrad war, und das hat sich nicht geändert. Der Tod kommt immer noch rasch und unerbittlich, aber wenigstens bleiben nach jedem Versuch zumindest kleine Spielfortschritte erhalten. Der größte Unterschied zum ersten Teil liegt darin, dass die Heldinnen und Helden nicht mehr unbegrenzt ersetzbar sind und dass schon die ersten verfügbaren Runs wahre Knochenmühlen sind.

„Darkest Dungeon 2“, entwickelt von Red Hook und exklusiv im Epic Games Store zu beziehen, ist im Early Access für Windows erschienen.

„Darkest Dungeon 2“ sieht fantastisch aus und ist schon jetzt, am Beginn seiner Early-Access-Phase, auch in Sachen Inszenierung und gewohnt toller Sprachausgabe, ein absoluter Hochglanz-Indie. Zugänglicher als der erste Teil ist es aber absolut nicht: Seine Spielsysteme sind gewohnt komplex und weniger Hartnäckige werden sich auch an diesem zweiten Teil die Zähne ausbeißen. Es kann aber sein, dass im Lauf der Early-Access-Fertigstellung noch an einigen Rädchen in Sachen Schwierigkeitsgrad und Balancing gedreht wird.

Wer schon Teil 1 liebte, kann sofort zuschlagen, wer mit Frustration und Rückschlägen nicht gut umgehen kann, sollte Abstand halten: „Darkest Dungeon 2“ ist schon jetzt ein bemerkenswertes, aber auch bemerkenswert unbarmherziges Rollenspiel.

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