FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Katharina Rogenhofer

Elisabeth Scharang

doppelzimmer

Katharina Rogenhofer: Das Gesicht der heimischen Klimabewegung

Sie ist 27 Jahre alt, hat Zoologie in Wien und Biodiversitätsmanagement in Oxford studiert, war 2018 Mitbegründerin von Fridays for Future in Österreich und ist seit 2019 Sprecherin des Klimavolksbegehrens, das sie initiiert hat. Ihr Buch „Ändert sich nichts, ändert sich alles“ steht seit Wochen auf den Bestsellerlisten: Katharina Rogenhofer in einem FM4 Doppelzimmer am 1. November.

Von Elisabeth Scharang

Seit Sonntag verhandeln Tausende von Diplomat*innen, Politiker*innen, Industrievertreter*innen und Aktivist*innen zwei Wochen lang in Glasgow über die großen klimapolitischen Fragen und das Kleingedruckte im Pariser Klimaabkommen. Denn noch steuern die Länder auf eine Erderwärmung von 2,7 Grad zu. Es steht also viel auf dem Spiel. In den kommenden zwei Wochen muss sich zeigen, ob sich Regierungen zu weiteren klimapolitischen Verpflichtungen durchringen werden. Der diplomatische Druck, die Pariser Klimaziele mit neuem Leben zu füllen, ist immens.

„Die Klimakrise war lange Zeit für mich sehr abstrakt"

Ich weiß nicht, die wievielte Klimakonferenz das ist, die ich medial mitverfolge. Aber es ist bestimmt die, mit der ich am meisten Angst verbinde. Angst, dass es wieder bei viel zu kleinen Zugeständnissen bleibt. Dass die großen Player auf dem globalen Marktplatz das Ruder nicht in Richtung einer Zukunft lenken, die all unser Wissen in eine ressourcenschonende Art zu leben, zu arbeiten, zu reisen, zu essen lenkt.

Mit ein Grund für meine Sorge ist das Buch von Katharina Rogenhofer, das ich mehr zufällig in die Hände bekommen und einfach in der Mitte aufgeschlagen haben. Da erzählt sie, warum sie im Zuges ihres Studiums der Zoologie immer größerer Bedeutungsschwierigkeiten bekam: „Die Distanz zu dem, was ich mache und dem was die Welt bewegte, schien unbefriedigend groß. Ich habe Tiere beobachtet und über das Artensterben geschrieben, aber die Klimakrise blieb dabei lange Zeit für mich abstrakt.“ Also beschloss Katharina Rogenhofer, sich zu involvieren, und dorthin zu gehen, wo die politischen Entscheidungen getroffen werden.

Katharina Rogenhofer

Elisabeth Scharang

Ab da habe ich das Buch „Ändert sich nichts, dann ändert sich alles“ von vorne begonnen, zu lesen. Mich hat ungemein beeindruckt, dass eine junge Frau ihr gesamtes Leben umkrempelt und sich einem Ziel verschreibt: Sich der Klimakrise zu stellen und alles zu tun, was ihr möglich ist, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Wir haben das bei Greta Thunberg gesehen. Und jetzt sitze ich Katharina Rogenhofer zwei Stunden gegenüber, um über ihre Vision einer Gesellschaft zu reden, die beschlossen hat, auf ihre eigene Zerstörung zu verzichten.

Her mit einem Green New Deal!

„Niemand wagt einen Entwurf für unsere Zukunft“, sagt Katharina. „Wir erleben eine visionslose Politik, dabei gibt es Vorbilder wie Roosevelt, der mit seinem New Deal und einer Serie aus Wirtschafts- und Sozialreformen in den 1930iger Jahren auf die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise geantwortet hatte. Die Kreativen und die Künstler und Künstlerinnen wurden damals eingebunden. Sie sollten emotional verständlich machen, was sich noch niemand vorstellen konnte. Sie sollten ein Bild einer Zukunft entwickeln und in Filmen, Bilder und Bücher darüber erzählen.“

Ich hatte mir das noch nie überlegt, aber mir fällt tatsächlich auf Anhieb kein Spielfilm aus den letzten Jahren ein, der es sich zur Aufgabe macht, uns ein Bild zu zeigen, wie eine Zukunft ohne Umweltverschmutzung, ohne Ausbeutung, ohne Autostaus und ohne Armut aussieht. Es fallen mir nur dystopische Filme ein. Wenn man sich eine bessere Zukunft nicht vorstellen kann, dann ist es schwer, auf Dinge zu verzichten, um diesen abstrakten Zustand zu erreichen.

„Ich möchte meinen Kindern einmal sagen können: Alles wird gut.“

FM4 Podcast Interview Podcast (Interviewpodcast)

Radio FM4

FM4 Doppelzimmer mit Katharina Rogenhofer: Zu hören am 1.11.2021 um 13 Uhr auf Radio FM4. Das ungekürzte Interview ist ohne Musik als extended Version als Podcast nachzuhören.

Im FM4 Doppelzimmer am 1.November um 13 Uhr spannen wir den Bogen von Katharinas Forschungsjahr im indischen Regenwald und ihren Begegnungen mit Riesenspinnen, zu dem Gründungsmoment von Fridays for Future bis zu ihren beiden Kindern Mia und Finn, die sie einmal bekommen möchte.

„Ich wollte immer Kinder haben. Aber ich kann mir nicht vorstellen, sie in eine Welt zu setzen, die sich auf so eine Katastrophe zubewegt, wie wir das gerade tun. Als meine Großmutter meine Mama auf die Welt brachte, konnte sie guten Gewissens sagen: Alles wird gut. Und meine Mutter wusste für mich auch: Alles wird gut. Aber Mia und Finn könnte ich das wahrscheinlich nicht sagen. Das macht mich sehr traurig. Deshalb mache seit drei Jahren alles, was mir möglich ist, damit Politiker*innen und wir alle nicht mehr wegschauen können. Wir brauchen diese Kursänderung. Und zwar jetzt.“

Katharina Rogenhofer

Elisabeth Scharang

mehr Doppelzimmer:

Aktuell: