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Portrait Musiker Jakob Kolb alias On Bells

(c) Manuel Carreon Lopez

FM4 Soundpark Weekly

Neue Musik von On Bells, Pauls Jets, verifiziert, Black Palms Orchestra, u.v.m.

Leidenschaftlicher Rollschuh-Tanz zu Synthie-Pop, animierte Hunde bei urbanem Rap, Segel-Turns zu Indie-Pop und papierene Schildkröten im Lo-Fi-80s-Elektroniksound. Das sind die neuesten Videos und Singles aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Es gab viel zu feiern in der letzten Woche. Zum einen unseren FM4 Soundpark Geburtstag vor einer Woche, ein Tag voll „Songs mit Haltung“. Passend dazu haben wir EsRap zu einer FM4 Session geladen. Auch Anna Mabo hat uns im Studio besucht und Songs über das Werden und Veränderungen gespielt.

Camo & Krooked

radio fm4

Auch international gab es etwas zu feiern. Am Freitag hat sich FM4 bei Europe’s Biggest Dance Show eingeklinkt. Zu den halbstündigen, internationalen DJ-Sets aus England, Schweden, Deutschland, Belgien, Irland, Norwegen und Finnland haben Camo & Krooked Österreich mit fetten Beats vertreten.

Klar, dass die Grazer Granada unseren FM4 im Viertel Mann Florian Wörgötter mit dem Fahrrad abgeholt haben, um auf eine Erkundung ihrer Heimatstadt aufzubrechen. Schließlich setzen sich die Indie-Pop-Rocker mit „Mei Velo“ für die Selbstermächtigung mittels Fahrrad ein. Außerdem machen Sänger Thomas Petritsch und Gitarrist Lukacz Custos auf dem Schlossberg Musik mit ihren Waffenrädern und erklären den Wahlerfolg von Elke Kahr und der KPÖ. Fotos und ein schönes Video dazu gibt es hier.

On Bells – „Make Me Cry“

Elegischer Synthie-Pop mit Tiefgang, der gerne die dunklen Seiten der menschlichen Seele ausleuchtet. So könnte man das musikalische Schaffen von Jakob Kolb alias On Bells beschreiben. Seine Tracks klingen federleicht und sehr zurückgelehnt. Gleichzeitig brodelt es unter der Oberfläche. Eine gewisse Dunkelheit ist hörbar, wenn die Stimme sanft über dem flächigen Sound schwebt. Ein gutes Beispiel dafür ist „Make Me Cry“, die neue Single, die das Debütalbum „Drip“ ankündigt, das Jakob Kolb am 16. November im Radiokulturhaus Wien präsentieren wird.

Der Song lebt von den gebrochenen Beats, dem schneidenden Synthie-Bass und der pumpenden Rhythmik. Auf eher abstrakte Weise reflektiert hier Jakob Kolb die Schwierigkeit von Anziehung und Abstand in einer Beziehung. Romantische Momente wechseln mit Situationen der Verzweiflung. Unterstützt wird diese Zwiespältigkeit durch das künstlerische Video von Daniel Rajcsanyi. Ein teilweise recht expliziertes, filmisches Stück, das neben Rollschuh-Tanz die Leidenschaft mit Wunderkerzen der etwas anderen Gebrauchsart zelebriert.

verifiziert – “Hol dich ab”

Sie ist unser Soundpark Act des Monats November. Die Wiener Rap-Äthetikerin verifiziert. Wieder einmal haben food for thought und Florida Juicy die Beats und die Harmonien für das neue Stück geliefert. In „Hol dich ab“ spürt man Vorfreude auf das Treffen - ein Wiedersehen, egal wo du gerade bist, ob du dunkle Augenringe hast oder nicht. Oder ist diese Freude vielleicht trügerisch?

Mit schönen Bildern in hypnotisch wiederholten Textzeilen macht verifiziert wie immer einen Raum auf, bei dem viel Platz für Interpretation bleibt. Genauso ist es mit dem Video. Denn obwohl recht klassisch gehalten, irritiert der animierte Hund eingebunden im realen Setting dann doch etwas. Eine freshe Nummer und eine Ankündigung für neues Mixtape, das am 12. November erscheinen wird - wie man munkelt, inklusive Kollaborationen mit der neuen Deutschrap-Generation.

Pauls Jets – „So richtig in Love“

Eines der schönsten Worte, die mir in letzter Zeit untergekommen sind, ist „Alltagsuntauglichkeit“. Zu finden im Pressetext zur neuen Pauls Jets Single. Die Band, die immer mehr nach Ja, Panik klingt, oder geht das nur mir so beim Hören? Egal. Die neue Single „So richtig in Love“ ist ein schöner Abgesang an die jugendliche, hedonistische Vorstellung, dass das nächtliche Verliebtsein beim Tanzen und Feiern sich in den Alltag herüberretten lässt. Das alles passiert in der üblichen Nonchalance, die Pauls Jets mit Saxophon, schönen Synthie-Streichern und getragenem Schlagzeug unterstreichen.

Damit bewahren Pauls Jets das Verliebtheitsgefühl für uns zumindest für die etwas mehr als vier Minuten, in denen gesegelt, unter- und abgetaucht und auf der Sandbank dieser traurig-schöne Song zelebriert wird. Es ist übrigens eine weitere Single zu dem neuen Album, das sich „Jazzfest“ nennt und im Februar 2022 auf Staatsakt erscheinen wird. Die bisherigen Auszüge daraus lassen Großes vermuten. In der Zwischenzeit segeln wir mit Pauls Jets durch die Verwirrungen der Liebe. Mehr zum Song gibt’s in der genauen Analyse von Christoph Sepin hier.

vollvirus – „trauriges lied für linda“

Ist das Neu? Ja, wenn es von Feber Wolle Records kommt, schon. Neu im Sinne einer weiteren Genre-Grenzüberschreitung zwischen Techno-Schlager, Synthie-Wahnsinn, Pop und Lo-Fi-Indie.

Der vollvirus hat diesmal ein „trauriges lied für linda“ geschrieben. Das Duo verschanzt sich dabei in einer Traumwelt, die so surreal wie komisch ist und im Gegensatz dazu steht, dass in gemeinsamer Traurigkeit geschwelgt wird. So wechseln die beiden Musiker*innen zwischen Russisch und Deutsch und pflanzen Papier-Palmen an einen Strand, der keiner ist, schwimmen mit Schildkröten in dem nichtvorhandenen Meer und zaubern uns dann doch durch die liebevoll gebastelte Traumwelt ein Grinsen aufs Gesicht. Ein musikalischer Grenzgang, der einen ratlos und amüsiert zugleich zurücklässt.

Black Palms Orchestra – „Nightcall“ feat. Monsterheart

Die Nummer “Nightcall” vom Black Palms Orchester kennen wir ja schon eine Weile. Eine düstere Popballade, deren Refrain trotz der Nachtstimmung die Sonne aufgehen lässt, mit Hilfe der Stimme von Monsterheart und den alles erfüllenden Orgeltönen. Jetzt erscheint das passend zum Song geheimnisvolle und düstere Video von Katharina Heigl. In den Hauptrollen zu sehen Jutta Fastian and Martina Poel, wobei die Beziehung der beiden zueinander viel Spielraum für Interpretation liefert. Und was sich hinter der roten Tür verbirgt, das werden wir wohl nie erfahren.

Bad Ida - „You Gotta Change“

Wie oft haben wir nicht schon von anderen Menschen gesagt bekommen, was wir tun und wie wir leben sollten. Dagegen wehrt sich der Song „You Gotta Change“ von Bad Ida. Hinter dem Projekt strecken Marc Bruckner, Sängerin Ines Dallaji und Produzent Alexander Lausch. Die erste Single ist ein kraftvolles Blues-Stück, das manchmal schon Gospel-Anleihen hat, wenn es sich mit immer größer werdenden Intensität in mehrstimmige Höhen aufschwingt. Wunderschön auch das schwarz-weiß-gestaltete Video von Heidi Fial, das wie ein Stummfilm-Kammerspiel anmutet.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Mit schwerem Sytnhie-Beat und schleppendem Bass bahnt sich Crystn Hunt Akron mit ihrer Single „This Is Love“ in unsere Gehörgänge und Herzen. Super Song, eigenwillig, schräg und zugleich wunderschön.
  • Genial ist EsRaps und Jo Stöckholzers Remix des Songs „ohne dich/hayaletim“ von Sinu, der mit schweren Beats, dem türkischen Rap und einer gefühlvollen Mixtur mit dem Original wohl zu einer meiner Lieblingsnummern im November werden wird.
  • Die Band You and the Whose Armies veröffentlicht am 12. November ihr Debüt “Katauna Kata”. Dafür schickt sie vorab schon mal “Sugar Town” ins Rennen. Ein schöner Partysong, wobei im Video zu sehr Klischees bedient werden.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Experimentell und genial ist „Obtain“, das neue Stück von schtum, die gerade ihr Album „Sequencing Detachment“ auf Ventil Records veröffentlicht haben. Ein spannend bruzzelndes Klangexperiment mit einer unterschwellig hohen Spannung.
  • Schönen Elektro-Pop wie bei „Spin Me Around“ kennen wir von Lizki ja schon. Jetzt veröffentlicht die Musikerin mit „Forward“ ihr Debüt. Eine Hymne an das Weitermachen, wie dunkel die Zeiten auch sein mögen.
  • Dunkel kann auch schön sein. Das beweisen Schattenmusik, ein neuer Act von Problembär Records. „Rote Wangen“ nennt sich die Debüt-EP. Die Single „Tote Tauben“ brilliert dabei mit sanftem Klavier und mehrstimmigem Gesang, der bei manchen Harmoniewechseln an die melancholischen Songs der Beatles erinnern kann.
  • Selten so einen schönen, gefühlvollen Live-Rap gesehen wie den der Tiroler Rapperin Spilif. Gemeinsam mit Rudi Montaire hat sie ihre „Dokumentation“ in einem Take aufgenommen. Eine Empfehlung!
  • Chris Magerl & The Burning Flags haben sich dem Punk verschrieben, also eher in der Tradition von Green Day oder The Offspring. Wobei an manchen Stellen sogar ein bisschen die Hardcore-Vergangenheit durchzublitzen scheint. Zumindest wenn man die neuen Single „Until The Day I Die“ anhört. Das Debüt erscheint diese Woche bei SBÄM Records und wird „Sand Timer“ heissen.
  • Gemeinsam mit Alex the Flipper hat Mavi Phoenix eine neue Single herausgebracht. Der „F Song“ kommt recht beschwingt und leichtfüßig daher. Mavi meint dazu: "Es ist ein Akt der Rebellion für eine transidente Person, einen Song wie diesen zu schreiben. Es hatte für mich persönlich etwas Befreiendes.“
  • Die Band Yokohomo aus Wien hat ihr Debüt „Narben“ veröffentlicht. Eine Platte voller kleiner Geschichten, die das Leben schreibt und dabei Narben in den Seelen der Protagonist*innen hinterlässt. Witz und Humor treffen auf Traurigkeit und wilde Ausgelassenheit. Mit dabei das punkige Stück „Arbeit“.
  • Letzten Donnerstag hat Lisa Schneider im FM4 Soundpark mit Mavi Phoenix geplaudert, wir durften mit Granada durch Graz flanieren und neben der neuen Single von Yasmo und der Klangkantine hat Lisa mit Andreas Wörister über sein Buch 10 Jahre Linzer Konzertfotographie gesprochen, das er mit Christoph Leeb veröffentlicht hat.
  • Und Christian Pausch hat euch im FM4 Soundpark die FM4 Session mit Anna Mabo & Clemens Sainitzer sowie die mit EsRap vorgestellt. Außerdem gibt es Interviews mit Laikka und Anthea zu hören. Sowie neue Alben von Matthäus Bär und Sluff.

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