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Antonia XM

Markus Blahus

fm4 soundpark weekly

Neuigkeiten vom Popfest und neue Musik von u.a. Antonia XM, Nnoa oder Manic Youth

Die Liebe ist wiedermal mehr tot als lebendig, aber das macht in Anbetracht dieser Lieder gar nichts. Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Dalia Ahmed & Andreas Spechtl

Yavuz Odabas

Die schönsten News zuerst: Niemand Geringere als unsere FM4-Musikjournalistin Dalia Ahmed wird gemeinsam mit Musiker Andreas Spechtl (Ja, Panik) das nächste Wiener Popfest kuratieren. So es die Umstände zulassen, soll die dreitägige Feier österreichischer Livemusik wieder am und in Locations um den Karlsplatz herum stattfinden. Als ersten roten Faden, der uns durchs geplante Programm führen könnte, erzählen die beiden, dass sie sich vor allem auch mit Pop(musik) an der Schnittstelle zu Visual Art auseinandersetzen werden. „Wir wollen auch andere Kunstsparten mit einbringen und ein vielschichtiges Diskursprogramm soll es auch geben“, sagt Dalia im ersten Pressestatement. Das 13. Popfest wird von 28. bis 31. Juli stattfinden.

Kurzes Nachdenken über das heurige Popfest, das zwar nicht am Karlsplatz, aber in einer anderen, besten Live-Location des Landes stattgefunden hat: in der Arena Wien. Ein Headliner war Mavi Phoenix, und auch der hat gute Neuigkeiten für uns:

Am 25. Februar wird Mavi Phoenix also sein neues Album, schlicht und aussagekräftig „Marlon“ betitelt, veröffentlichen. Und danach geht’s Schlag auf Schlag weiter: Genau einen Monat später, am 25. März, werden Bilderbuch ihr neues Album „Gelb ist das Feld“ rausbringen.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

Manic Youth - „Crystal Mess“

Am Anfang war die sachte Aufforderung ans Gegenüber, „please turn me on“. Wir hören ein Liebeslied. Weil am Gipfel der Leidenschaft nicht selten alles abgebrannt ist, folgt nur wenig später die schon eher gnadenlose Bitte „come burn me down“. Manic Youth exerzieren auf „Crystal Mess“ (was für ein Wortspiel!) liebevoll eine gleichsam distanzierte wie überwältigende Begegnung durch. Was am Ende rauskommt, bleibt gut, weil offen.

Im Video spielen vier Musiker in weißen, hippen Longsleeves vor herbstlicher Kulisse, so augenschmeichelnd weich wie der bunt verfärbte Blätterwald sind dann nur noch die Gitarren. Spannend auch, weil live wird das dann schon eher zum Haare raufen lautgedreht. Wer sich das nicht entgehen lassen mag, schaut am 24. November im Wiener Chelsea vorbei. Da stellen Manic Youth ihr neues Album „Funland“ vor.

Nnoa - „Hey It’s Me“

„Hello, it’s me“, hat Adele einmal gesungen, vorstellen muss sie sich seither bei niemandem mehr. In ein schlankeres „Hey“ verwandelt die Wiener Musikerin Nnoa die Phrase, die auf Zurückhaltung verzichtet und das Ganze als Statement aufzieht. „I am beautiful and strong / everybody knows / why don’t you“. Die Selbstsicherheit ist da, sie wackelt nur in den schwachen Momenten und/oder bei Arschloch-Anblick. Und dann geht auch schon der Knack-Beat los, wir sind da irgendwo auf einer Party, die gerade deshalb so en vogue ist, weil sie zurückwinkt in die 90er-Jahre. Die sympathischsten Menschen trifft man da.

Ivery - „Lost Dreams“

Die Wiener Musikerin Ivery hat mit „Lost Dreams“ ihre erste Single veröffentlicht. Vor allem sehr schön daran ist die fein ausbalancierte Spielerei mit klaren, einfachen Motiven und einer verhuschten Gesamtstimmung, die vom besten (es ist immer der gedoppelte, oder vervielfachte) Stimmeinsatz lebt. Dabei entsteht dann das, was man gern Gänsehaut nennt, ein zittrig schönes Verwirrspiel. Ist das jetzt gut? Ist das jetzt zu traurig? Dass im Lied mal wieder eine Liebe ihrem Ende zusteuert, soll uns nicht wundern.

Kurz gesagt, gefragt: Wer hört ebenfalls gern Feist unter der Bettdecke, und dann am besten Schaffensphase 2004-2011? Oder: Wer nicht?

Antonia XM - „Outnumbered“

Das ist kein Video, nur ein Still, aber weil das in Anbetracht der Songentstehung schon wieder unfreiwillig gut zum Konzept wird, darf das mal so stehenbleiben. Antonia XM hat ihren neuen Song „Outnumbered“, wie sie schreibt, „last lockdown winter in complete isolation“ fertiggestellt - „and it probably also sounds like it“, fügt sie noch hinzu.

Einige von euch kennen Antonia XM eher als DJ denn als Musikerin, seit 2010 stellt sie gern mal eklektische Mixes zwischen Techno, Trance, Speedcore, Dark Ambient und zuckerbuntem, experimentellem Pop zusammen. Wenn’s dann aber um ihre eigenen Kompositionen geht, kriegt der Minimalismus Vorrang. Das war beim vor wenigen Monaten veröffentlichten Song „Flawed“ so, und ist es jetzt auf „Outnumbered“. Das Liebliche und das Störgeräusch leben da auf wunderbarste Weise in fast ganz genau dreiminütiger Co-Existenz, ein Lied voll mit Honig und Stromschlägen. „I stopped caring a long time ago“ sind die letzten Worte in diesem Song, bevor alles zuerst in totaler Stille, dann kratz-krachend zu Ende geht. Isolationsgedanken, es ist der gute Wurm drin.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Sie ist unser FM4 Soundpark Act im November, weil sie toll ist, und weil sie zu Faschingsbeginn am 11.11. ihr neues Tape veröffentlicht hat. Verifiziert leidet auf „401000“ genauso an Alltagsmelancholie, Herzbruch und Leistungsdruck wie wir alle, nur findet sie halt die besseren Worte, das alles zu beschreiben.
  • Wenn ihr ein bisschen Kopfurlaub braucht, ist er zur Stelle: PRESSYES hat sein neues Lied „Purpose“ im Sommer in Sardinien geschrieben, da auch gleich ein Video gedreht und die psychedelischen wie die gefühlten Wasserwellen in Noten gepackt.
  • „Jede action hat eine Konsequenz“ wissen Tropikel Ltd aus Berlin, die sich für ihren neuen Song die Wiener Musiker von Diskoromantik zur Seite genommen haben. Das ist alles mellow ohne mau, und „nicht nett“ die vielleicht nachsichtigste Umschreibung einer Person, die dir das Herz gestohlen hat.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Ob Pandemie oder Klimakrise: wir sind von beiden Seiten „überrollt von Besserwissenden“, so erzählt Clara Luzia, da wäre es ein Einfaches gewesen, ein Lied darüber zu schreiben. Mit ihrer Familie Lässig hat sie genau das getan, es heißt, natürlich, „Besserwisser“.
  • „The first time I had the Idea to write these songs was, when I was 16. The Song ‚Crows‘ from my Debut Album was written for this. 10 years later, it’s finally here. A letter to my hometown. Enjoy Hinterhut as much as I do“, schreibt Philipp Spiegl zum Release seiner „Hinterhut“-EP. Trüb-schönes Folk-Singer-Songwritertum.
  • Florian Horwath und Wolfgang Schlögl sind gemeinsam Rocket Science, was sie tatsächlich erkunden ist aber gar nicht das All, sondern vielmehr die schön ausschweifenden Möglichkeiten im Pop der Traurigkeiten. Immerhin, „Strong Again“ heißt die aktuelle Single.
  • Gut, KUMMER hat als deutscher Pop-Rapper nicht viel mit der österreichischen Musikwelt zu tun (es sei denn, man rechnet die nach wie vor treue Kraftklub-Anhängerschaft mit), aber im neuen Video zum Song „Alles wird gut (feat. Fred Rabe)“ ist auch die Rapperin KeKe zu sehen.
  • Für Menschen, die Reibeisenrock’n’roll Marke Kings Of Leon vermissen, hier ein Anspieltipp: Velvet Wasted mit „Blame It On The Nights“.
  • „Endlich Vernunft“ heißt das neue Fuzzman-Album, dabei ist der Titel gar nicht immer so ernstzunehmen. Wer Schlager über Schlager schreibt, weiß, was er da macht.
  • Waghalsiger Richtung runtergeschraubte 80er-Disko wagt sich Jakob Kolb als On Bells: „Drip“ heißt sein Album, das weiche „D“ am Anfang deutet das abgefederte Klangerlebnis an. Eine kleine Synthie-Traumreise, es geht (auch) um die Liebe.
  • Einmal noch das Wort trippy in den Raum werfen: NIHILS halten nichts von analoger Wärme, kühl und cool klingt ihre Weltraumreise „Halfmoon“. Die zugehörige EP erscheint nächste Woche.
  • Letzten Donnerstag hat Andreas Gstettner-Brugger im FM4 Soundpark mit On Bells über sein Album „Drip“ besprochen, wir haben erfahren, wie unter anderem Kreiml und Kid Pex sich für geflüchtete Menschen einsetzen, und es gab jede Menge neuer Musik von unter anderem Lupin, Nnoa oder Julian Nantes zu hören.
  • Und auch den letzten Sonntags-Soundpark hat Andreas Gstettner-Brugger gestaltet, da hört ihr eine ausführliche Listening Session inklusive Interview mit On Bells, ebenso wie mit Fuzzman zu seinem neuen Album. Und dazwischen natürlich die beste neue Musik, von Paul & Pets bis Pressyes.

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