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LEAP Game Studios

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„Tunche“: Dschungelkampf mit Längen

Das Beat’em up „Tunche“ eines peruanischen Indie-Studios ist umwerfend hübsch, verlangt aber vor allem anfangs viel Geduld - zu viel.

Von Rainer Sigl

Wenn vom Amazonas-Regenwald die Rede ist, denken die meisten nur an Brasilien. Dabei erstreckt sich der größte tropische Wald der Welt auch über andere südamerikanische Staaten. Peru etwa ist zu 60 % davon bedeckt, auf 680.000 Quadratkilometern, also etwa der siebenfachen Fläche Österreichs. Eigentlich logisch, dass sich ein Videospiel aus Peru diesen Wald als Schauplatz aussucht.

Im Actionspiel „Tunche“ des Limaer Indie-Entwicklers LEAP Game Studios bin ich dort auf der Suche nach dem titelgebenden mysteriösen Waldgeist, doch der Weg zu ihm ist gefährlich. Als einer von fünf recht unterschiedlichen Charakteren muss ich es bei diesem Dschungeltrek mit feindlichen Tieren und Monstern aufnehmen, und zwar mit bloßen Fäusten.

Beat’em up im Cartoon-Style

Das Erste, was an „Tunche“ auffällt, ist sein wunderbarer Comicstil. Die handgezeichnete Grafik erinnert an aufwendige Zeichentrickfilme, jede Figur ist liebevoll animiert und wartet mit eigenem Kampfstil auf. Wie in klassischen Beat ‘em ups - vom Oldie „Double Dragon“ aufwärts bis zu modernen Genreklassikern wie „Castle Crashers“ - steuere ich meinen Kämpfer oder meine Kämpferin aus der Seitenperspektive, darf mich aber auch ein wenig nach vorn und hinten bewegen.

Sehr weit muss ich nicht wandern, denn die meisten Level sind eher kleine Arenen: In jedem Raum tummeln sich schnell anwachsende Gruppen von Monstern, die ich mit akrobatischer Kampfkunst verprügle. Für besonders lange Combos gibt’s Extrapunkte und Style-Noten; wenn ich besiegt werde, muss ich ganz zum Anfang zurück ins Lager, wo ich mir aber neue Skills und Moves für den nächsten Versuch freischalten kann.

Tunche

LEAP Game Studios

Rogue-lite mit etwas zu viel Grinding

„Tunche“ ist eine Mischung aus klassischem Beat’em up und der populären Rogue-like-Formel, wie sie zum Beispiel von „Hades“ erfolgreich vorgemacht wurde. Das bedeutet bekanntlich vor allem viel Wiederholung früher Levels, weil es einige Anläufe braucht, bis ich stark genug bin, um gegen fiesere Monster oder gar Bossgegner eine Chance zu haben.

„Tunche“, entwickelt von LEAP Game Studios und vertrieben von HypeTrain Digital, ist für Windows, PS4, Xbox One und Nintendo Switch erschienen.

Leider stellt sich dabei schnell heraus, dass genau diese frühe Phase des Spiels nicht besonders viel Spaß macht: Bis ich meine ausgewählte Figur so weit aufgelevelt habe, dass das Kämpfen tatsächlich abwechslungsreich wird und mehr ist als monotones Knöpfchendrücken, vergehen ein, zwei Stunden Minimum - und wenn ich einen anderen Charakter wähle, muss ich mit dieser Prozedur wieder von ganz vorn beginnen. Das Bekämpfen der allerersten Standardgegner wird so recht schnell zur wenig motivierenden Grinding-Hürde, die den Weg hin zum eigentlich recht interessanten späteren Fighting-Gameplay versperrt.

Wer diese Zeit aufbringen will oder aber gemeinsam mit bis zu drei Freunden startet, hat durchaus Spaß an diesem soliden, ästhetisch durchaus charmanten Spiel; für alle anderen ist „Tunche“ aber auf Dauer zwar hübsch, aber letztlich ein bisschen zu langweilig geraten. Schade drum - wer nach knalligerer Kost im Genre sucht, ist mit „Skul - The Hero Slayer“ besser bedient.

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