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Ladyhawke

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„Und mit dem Rest hat mir mein Therapeut geholfen“

Mit „Time Flies“ erscheint nun das vierte Album des neuseeländischen Indie-Popstars Ladyhawke, auf dem die Neuseeländerin u.a. Schicksalsschläge in optimistische Synthie-Ohrwürmer verwandelt. Im Interview spricht Ladyhawke über Nostalgie, harte Zeiten und Videospiele als ihre zweite große Leidenschaft.

Von Michaela Pichler

Das Indie-Eske mit der Discokugel verbunden, die Gitarren-Hooks immer auf Pop getrimmt und diese Mitsing-Refrains, in denen sich die ganze Hit-Essenz entlädt: Mit dieser Formel hat Pip Brown einst in der ganzen Welt Indie-Kids auf die Tanzflächen gezogen. Damals, Ende der 2000er Jahre, als sie ihr Soloprojekt Ladyhawke nach einigen Band-Ausflügen gestartet hat und damit weit über die neuseeländischen Ländergrenzen bekannt wurde. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum ist mittlerweile 13 Jahre alt, genauso ihre Charts-Erfolge „My Delirum“ oder „Paris Is Burning“.

Da ist es auch nicht weit hergeholt, dass Ladyhawke mit Blick auf Vergangenes ihr neues Album „Time Flies“ nennt.

„Ich habe in diesem Titel eine gewisse Ironie gesehen - wenn ich an meine letzten Jahre denke, an die ganze Pandemie und die Zeit, die ich für das Album gebraucht habe. Da fand ich ‚Time Flies‘ irgendwie auch witzig!“, lacht die Songwriterin und Musikerin im FM4-Interview via Videochat. In Auckland, Neuseeland, wo Pip Brown mit ihrer Familie seit Kurzem lebt, ist es schon fast 23 Uhr. Das Licht im Zimmer am anderen Ende der Welt leuchtet pink - es ist Ladyhawkes „Gaming-Cave“, im Hintergrund steht eine Pac-Man-Lampe, eine von ihren Gitarren ist auch aufgebaut.

Ladyhawke "Time Flies"

Ladyhawke

„Time Flies“ von Ladyhawke erscheint am 19. November via Mid Century Records.

Wiedergeburt nach schweren Zeiten

Genauso pink strahlt Ladyhawke auch auf ihrem Albumcover; im feinsten Zweireiher-Zwirn steigt sie aus einem dunklen Pool. Es symbolisiert das Wiederaufstehen, das Ladyhawke in jeder Zeile der elf Songs zelebriert. Denn die letzten Jahre waren alles andere als leicht. Pip Brown ist zum ersten Mal Mutter geworden, mittlerweile ist ihre Tochter vier Jahre alt. Kurz nach deren Geburt litt Brown an einer postnatalen Depression. Am Album hat Ladyhawke diese Zeit in Songs wie „Take It Easy Mama“ verpackt - dem Lieblingstrack der Künstlerin.

Der Song geht mir ziemlich nahe und ist allen Müttern gewidmet.

Im Speziellen natürlich Browns eigener Mutter, die während der Recording-Sessions schwer krank wurde. Zwei Dinge haben Ladyhawke in dieser Zeit geholfen.

„Songs zu schreiben war für mich immer schon eine gute Möglichkeit, solche Dinge rauszulassen. Und manchmal passiert das auf einmal ganz automatisch und ich merke erst im Nachhinein, wie wichtig dieses Outlet war. Und für den Rest habe ich mir dann in Neuseeland einen Therapeuten gesucht!“

Was Ladyhawke lachend als „Rest“ bezeichnet, hatte es nochmal in sich. Als frischgebackene Mutter entdeckt sie ein auffälliges Muttermal, das als bösartiges Melanom diagnostiziert wird. Für kurze Zeit ist nicht klar, ob Pip Brown den Hautkrebs in dieser Stufe noch besiegen kann. Doch wie durch ein Wunder hat er nicht gestreut.

Unter diesen Umständen ist es fast unbegreiflich, wie leicht und schwerelos sich „Time Flies“ anhört. Die Synthies auf „upbeat“ eingestellt, die E-Gitarren verstecken sich im Hall, keine Spur von niederschmetternden Balladen.

Damit habe ich immer schon gern gespielt - mit diesem Mixen von Emotionen, schwere Gefühle mit dancigen Sounds zu kombinieren.

Mit „Time Flies“ hat sie diese Fähigkeit nun perfektioniert. Wenn sie ihren neuen Platten-Wurf einordnen müsste, dann würde sie das vierte Album am ehesten mit ihrem Debüt vergleichen. Nur mit mehr Erfahrung, Selbstvertrauen, weniger Naivität und einer gehörigen Portion Nostalgie.

„Ich war dieses Mal an dem Punkt, an dem es mir einfach egal war. Nicht auf eine schlechte Weise, sondern dass ich einfach alles loslassen konnte. Ich wollte einfach nur Spaß haben und hatte großes Glück, in einem Studio zu sitzen und Musik zu machen.

Ladyhawke, die lebenslange Gamerin

Wenn Brown in den letzten zwei Jahren Pandemie-Wahnsinn nicht gerade an ihrem Studioalbum gearbeitet hat, konnte man sie auch auf der Plattform Twitch treffen. Dort geht sie ihrer zweiten Leidenschaft nach; in ihrer Twitch-Bio beschreibt sie sich selbst als „lifelong gamer“. In regelmäßigen Streams spielt sich Ladyhawke mit ihrer Internet-Community durch Gaming-Welten wie den Indie-Survival-Horror von „Phasmophobia“ oder die Postapokalypse in „The Last of Us Part II“.

Ich liebe Spiele mit einer guten Storyline. Und für so ein Game mal die Musik zu entwickeln ist ein absoluter Traum von mir!

Mit „Time Flies“ rückt Ladyhawke diesem Traum ein Stückchen näher. Mit dem Album erscheint nämlich auch eine Merch-Linie, die Browns zwei Passionen vereint: Es erscheint nicht nur ein Oldschool-Gameboy-Spiel, in dem wir Ladyhawke beim finalen Schliff des Studioalbums helfen müssen, sondern auch eine limitierte Ladyhawke-Spielkonsole. Für das Mini-Gameboy-Spiel wurden die Songs am neuen Album auch in 8-Bit-Tunes verwandelt, dank Jeremy Toy, der „Time Flies“ auch gemixt hat.

„Mein Label hatte diese ganze Idee, mit der sie mich überrascht haben und ich war begeistert!“

Das FM4 Spielekammerl auf Twitch
Jeden Donnerstag streamt die FM4 Spielkultur-Redaktion drei Stunden, von 17 bis mindestens 20 Uhr, durchgehend live Gaming-Action auf Twitch. Immer gemeinsam, immer mit Leidenschaft.

Ladyhawke zu Gast im FM4 Spielekammerl ab 17.00

Den „Time Flies“-Release feiern wir auch im FM4 Spielekammerl: Ladyhawke taucht mit Robert Glashüttner und Michaela Pichler gemeinsam in die Welt von „Embr“ ein - einem chaotisch-bunten Feuerwehr-Multiplayer. Als Grande Finale wird außerdem eine der limitierten „Time-Flies“-Konsolen verlost. Alles, was man dafür tun muss, ist, ab 17.00 den Radio-FM4-Twitch-Kanal einschalten und beim Ladyhawke-Quiz ordentlich Punkte machen. Viel Glück!

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