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Filmstill aus "Friends and Strangers"

Viennale

Mäandern und Hochzeitsvideos drehen

Sanfte Langeweile und Easy Living sind im Film „Friends and Strangers“ vorherrschend. Das Spielfilmdebüt des Australiers James Vaughan ist während der Viennale im Kino gelaufen, nun bietet ihn die fein kuratierte Plattform Mubi als Streaming an.

Von Anna Katharina Laggner

Zwei Menschen – junger Mann, junge Frau, er macht irgendwas mit Film, sie bringt gerade das Auto ihres Bruders von A nach B, die beiden kennen sich kaum - fahren für ein paar Tage Campen aufs Land. Ein bisschen mit anderen Leuten reden, sich im Zelt fläzen, wandern. Alles mit halber Kraft, nichts muss wirklich sein.

Während der Eröffnungscredits von „Friends and Strangers“ sind sehr schöne, alte, gezeichnete und gemalte Bilder von Pflanzen und Tieren zu sehen. Später wird der junge Mann, Ray, den man als Videoguy bezeichnet, in einer luxuriösen Villa sein, in der ein Gemälde der Königin von England neben dem Bild eines springenden Pferdes hängt. Der ganze Film steht unter dem Eindruck einer Mensch gemachten Idealwelt, sei es die Natur, seien es die Häuser und ihre Räume. Selbst weniger schöne Ecken der Stadt, etwa Feuermauern oder Gullies, unter denen sich der Müll sammelt - in diesem Film sind sie pittoresk, beziehungsweise wert, in Szene gesetzt zu werden. Alles ist gleich wichtig, also ist alles unwichtig. Ray ist der Held dieser Unterspanntheit.

Filmstill aus "Friends and Strangers"

Viennale

„Friends and Strangers“ des australischen Regisseurs James Vaughan ist auf der Streamingplattform MUBI zu sehen.

Komik durch Nonsens

Der überwiegende Teil von „Friends and Strangers“ spielt in einer gehobenen Gesellschaftsschicht in Sydney. Ray verfolgt hier, einige Monate nach seinem Campingtrip, einen Job: er soll ein Hochzeitsvideo drehen. Dann aber kollabiert kurzfristig sein Kollege und ein Nachbar mit Kunstsammlung, privatem Meerzugang und Architektenvilla beschallt den anderen Nachbarn mit Kunstsammlung, privatem Meerzugang und Architektenvilla aus Bosheit mit grauenhafter Musik, und Ray scheitert an den Fragen des Brautvaters. Etwa: wohin soll die Video-Filmerei letztlich führen? Die Komik konkret dieser Szene, in der es auch um die Frage geht, ob Ray von seinem Job leben kann, während er sich permanent nicht auf eine sinnvolle Antwort festlegen kann (wie sowieso jedes Ja bei ihm nicht wie Zustimmung, sondern wie ein gerade scheiternder Selbst-Motivationsversuch klingt), ist unbeschreiblich. Überhaupt bezieht „Friends and Strangers“, wie schon sein lakonischer Titel vermuten lässt, einen nicht unerheblichen Teil seiner Komik aus Nonsens-Dialogen und sprachlichen Haarspaltereien, die die sinnentleerte, genauso ziel- wie harmlose Existenz von Typen wie Ray bloßlegen.

Filmstill aus "Friends and Strangers"

Viennale

Gleichzeitig, und darin liegt die Schönheit oder sogar Würde dieses Films, macht er sich nicht lustig über Ray, der von einem Mann namens Fergus Wilson (der laut IMDB in seiner Karriere bis dato genau diese eine Rolle gespielt hat) mit einer kongenialen Mischung aus betretenem Grinsen und Ennui interpretiert wird. Ray spiegelt, und das ist viel mehr als man auf den ersten Blick vermuten würde, einen nicht unwesentlichen Aspekt unserer westlichen, durchindustrialisierten Welt wider: die saturierte Lähmung der Ziellosigkeit.

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