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Lawine mit Suchfähnchen

Simon Welebil

Was kann man aus Lawinenunfällen lernen?

Lawinenunfälle folgen oft einem Muster und wären vermeidbar, wenn man die Muster und Gefahrenzeichen kennt. Wie das geht, zeigt der Alpenverein auch heuer wieder in seinem Lawinen Update.

Von Simon Welebil

Die Wintersaison 2021/22 hat noch gar nicht so richtig begonnen, Österreich ist noch mitten im vierten Lockdown und trotzdem müssen wir schon die ersten Lawinentoten dieses Winters beklagen.

Letzten Samstag hat eine Schneebrett-Lawine von gewaltigem Ausmaß, 200 Meter breit ist der Anriss und ca. 500 Meter wird sie lang, im Salzburger Lungau acht junge Tourengeher*innen erfasst. Drei junge Männer, zwischen 19 und 24 Jahren alt werden metertief verschüttet und sterben. Es ist das schwerste Lawinenunglück mit Tourengeher*innen in Salzburg seit 20 Jahren.

Die Bergrettung und der Lawinenwarndienst Salzburg haben die Umstände dieses Lawinenunglücks dokumentiert:

Wiederkehrende Unfallmuster

Nicht alle Lawinen sind vorhersehbar und Unfälle können auch ohne menschliches Fehlverhalten passieren. Immer wieder gibt es jedoch wiederkehrende Unfallmuster bei Lawinenabgängen, die mit Fachwissen erkenn- und damit vermeidbar wären.

Michael Larcher, der Leiter der Bergsportabteilung im Österreichischen Alpenverein hat deshalb vor einigen Jahren die Lawinen Updates ins Leben gerufen, eine Vortragstour, bei der er anhand von Lawinenunfällen aus den vergangenen Saisonen den aktuellen Stand der praktischen Lawinenkunde und Rettungstechnik darstellt.

Michael Larcher demonstriert die Grabtechnik mit einer Lawinenschaufel

Wolfgang Neumüller

Michael Larcher demonstriert bei einem Lawinen Update in Wien 2019 die richtige Schaufeltechnik bei einem Lawinennotfall.

In zweistündigen Vorträgen, die sich an Einsteiger*innen und Leicht-Fortgeschrittene in der Lawinenkunde richten, gibt er sein Know-How über Lawinen weiter. Er beginnt mit einer Einführung in die Lawinenarten, konzentriert sich dabei vor allem die für Wintersportler*innen besonders gefährlichen Schneebrettlawinen, und erklärt die Lawinenprobleme, die ihnen zugrunde liegen, und hilft dann seinem Publikum, den Blick für die Gefahrenmuster zu schärfen, um daraus Sicherheitsvorkehrungen ableiten zu können.

An Beispielen lernen

Unfall um Unfall schildert Larcher in seinem Vortrag, mitsamt den Umständen. Er beschreibt die Tour, die Tourengruppe, Steilheit und Ausrichtung des Hanges, an dem die Lawine abgegangen ist und liest aus dem Lawinenbericht des betreffenden Tages vor. Von seinen Zuhörer*innen verlangt er Mitarbeit, indem er sie etwa - über eine Online-Abstimmung - die Steilheiten selbst abschätzen lässt und fragt auch, ob sie am jeweiligen Tag nach den vorliegenden Kriterien in besagte Hänge eingefahren wären.

Lawinen erkennen, beurteilen, vermeiden

Mehr Lawinentheorie gibt’s unter anderem in diesem ausgezeichneten Nachschlagewerk.

Die Entscheidungen sind nicht immer ganz einfach zu treffen, weil dafür eben einiges Wissen über Lawinen erforderlich ist. Nach Michael Larchers Crashkurs sollen zumindest alle Zuhörer*innen wissen, wie gefährlich es an dem Tag ist, welches Lawinenproblem herrscht und wo die Gefahrenstellen liegen.

Ein Vortragsabend ersetzt noch keinen Praxiskurs

Über 100.000 Menschen haben sich im vergangenen Jahr das Lawinen Update des Alpenvereins auf Youtube angesehen, als es auch schon gestreamt worden ist. Damit ist es aber natürlich nicht getan. „Diese Initiative des Alpenvereins zu Beginn der Tourensaison verfolgt vor allem die Absicht, die Menschen auch zu motivieren, praktische Ausbildungskurse zu machen “, sagt Michael Larcher im FM4-Interview, bei den alpinen Vereinen oder den Alpinschulen. Denn ein Vortragsabend könne nie die Ausbildung im Gelände ersetzen. Vor allem das Verhalten im Lawinennotfall, die Verschüttetensuche und die Kameradenrettung, muss am besten jedes Jahr geübt werden.

Wie schütze ich mich vor Lawinen?

Michael Troll war bei einem Risk’n’Fun-Camp der Alpenvereinsjugend.

Die essentiellen Basics, sicherheitsrelevante Verhaltensweisen will Michael Larcher seinen Zuhörer*innen aber schon an einem Abend mitgeben, damit sie bereits bei der nächsten Tour umgesetzt werden können, in der Hoffnung, "dass jeder Zuhörer dieses Know-How in seiner eigenen Freundesgruppe weitergibt und ein positiver Schneeballeffekt entsteht, dass dieser fantastische Sport Jahr für Jahr mit mehr Risikobewusstsein betrieben wird.

Das Lawinen Update 21/22 wird nach den ersten abgesagten Terminen im November und Dezember am 8.12. 2021 um 19:00 auf dem Youtube-Kanal des Alpenvereins live gestreamt und wird dann noch einmal neu aufbereitet. Für Jänner 2022 sind noch Live-Termine angesetzt.

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