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Carlsen Verlag

Graphic Novel: David Bowie’s Ziggy Stardust Years

Der deutsche Autor Reinhard Kleist wurde mit seinen Graphic Novels über Nick Cave und Johnny Cash berühmt. Nun widmet er sich David Bowie.

Von David Pfister

Cover der Graphic Novel

Carlsen Verlag

„David Bowie’s Ziggy Stardust Years“ von Richard Kleist ist im Carlsen Verlag erschienen. An der Fortsetzung „Low“, die sich mit Bowies Berliner Jahren auseinander setzt, wird schon gearbeitet.

Ziggy Stardust ist ein androgynes, bisexuelles Alien in Menschengestalt, ein außerirdischer Bote und Rock ’n’ Roll-Messias, der auf die Erde geschickt wurde, um die Menschheit vor einer drohenden Apokalypse zu warnen. Wenn es ihm in fünf Jahren nicht gelingt, die Erdbevölkerung zum Rock ’n’ Roll zu bekehren, droht der Untergang. Die Teenager der Welt folgen ihm nach und werden seine Jünger. Die Alten und Eltern jagen den Alien-Messias, dessen Botschaft im Ausleben der Prinzipien Sex, Exzess und Rock ’n’ Roll besteht. Am Ende opfert er sich für die Menschheit und steigt zurück in den Alien-Himmel auf. Das ist das lose Konzept, welches sich David Bowie Anfang der Siebziger für die Alben „The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars“ und „Aladdin Sane“ ausgedacht hat. Mit dem Erfinden dieser Kunstfigur und einer damit einhergehenden Mythologie startet Bowie seine Weltkarriere. Mit Beginn der Ziggy Stardust-Phase legt David Bowie auch das Fundament für seinen größten intellektuellen Verdienst: dem Einreißen von Gender-Grenzen und einer damit einhergehenden Akzeptanz queerer Standpunkte im Mainstream.

Bücher über David Bowie gibt es nicht wenige. Fast monatlich erscheinen Biografien, Analysen seiner Kunst oder auch Kinderbücher. Und auch eine Graphic Novel hatten wir Mitte dieses Jahres schon. Das sehr gute „Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ von dem US-amerikanischen Team Michael Allred, Steve Horton und Laura Allred. Und jetzt das Ganze noch einmal vom deutschen Zeichner Reinhard Kleist? Ja und diese Veröffentlichung macht dennoch Sinn und geht, obwohl die Thematik dieselbe ist, einen ganz anderen Weg.

Reinhard Kleists außergewöhnlich guten Graphic Novels über Johnny Cash, Nick Cave und den Sportler und Shoah-Überlebenden Herzko Haft etablierten das Genre maßgeblich im internationalen Literaturbetrieb. Das hat damit zu tun, dass Kleist jedem Aspekt dieser Literaturgattung akribische und größtmögliche Aufmerksamkeit widmet. Recherche, Text, Interpretation und Zeichnung greifen homogen ineinander und ergeben das Maximum an Ausdruck, dass in einer Graphic Novel möglich ist.

Von Cave zu Bowie

Reinhard Kleist am Zeichentisch

Wolf-Dieter Tabbert

Reinhard Kleist lebt und arbeitet seit 1996 als Comic-Autor und Illustrator in Berlin.

Dass Kleist sich nun David Bowie widmete, haben wir Nick Cave zu verdanken. Als Kleist an der Novel über Cave arbeitete, kam es zum Kontakt der beiden und der australische Musiker ermutigte Richard Kleist Bowie als Comicfigur neu zu interpretieren. Und Kleist gelingt eine tatsächlich neue Perspektive auf David Bowie. Der deutsche Autor und Zeichner rückt nämlich die Mythologie des Ziggy Stardust in den Mittelpunkt und erzählt weite Strecken des Buches ausschließlich vom lustvollen Martyrium des außerirdischen Messias und weniger von der realen Person Bowie. Damit geht er denselben Weg der Verwischung von Realität und camper Sci-Fi-Trash-Opera, der auch Bowies „Ziggy Stardust Phase“ so außergewöhnlich verführerisch und geheimnisvoll wirken lässt.

Im Unterschied zu seinen früheren Graphic Novels mit ihrem eher schwermütigen Nimbus, lässt sich Richard Kleist vom grellen Ziggy Stardust Pop-Art mitreißen und ist merklich leichtfüßiger und fröhlicher unterwegs, ohne Niveau-Abstriche.

David Bowie’s Ziggy Stardust Years von Richard Kleist ist im Carlsen Verlag erschienen. Momenten arbeitet Richard Kleist an einer Fortsetzung namens „Low“, die David Bowies Zeit in Berlin zum Mittelpunkt haben wird.

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