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Song zum Sonntag: Jean Dawson - „Menthol*“

Mac DeMarco entpuppt sich als Mensch gewordene Musikempfehlungsplattform: „Menthol*“ heißt der neue, großartige Noise-Pop-Track von Jean Dawson auf dem auch der kanadische Slacker-König zu hören ist.

Von Christoph Sepin

Das klingt ja schon wie Young Fathers! Oder sogar besser? Großartig, was der in Tijuana aufgewachsene und in den USA lebende Jean Dawson produziert: Wut, Grunge, Verbitterung, Abgeklärtheit in „Menthol“, diesem Country-Punk-Noise-Pop-Song, oder was das auch immer ist. Ein Superstar in the making, soviel ist zu hoffen.

Attached an diesem Lied auch der Name Mac DeMarco: Der Kanadier entpuppt sich seit dem Release seines 2019er Albums „Here Comes the Cowboy“ (wie passend, auch hier wieder ein Lied übers Cowboysein), als zu Mensch gewordenes Musikempfehlungssystem: Myd, Benny Sings und jetzt eben Jean Dawson sind Namen, die man sich als Musikfreund*in merken sollte und die DeMarco dank seiner Zusammenarbeiten in einen größeren Fokus gerückt hat.

Aber Achtung, wer sich hier den sonst so üblichen Slacker-Chill-Out-Pop des Kanadiers erwartet: Jean Dawson ist scheinbar Fan der musikalischen Eskalation. Ein Wirbelwind in „Menthol“, ein Donnerwetter, ein Sandsturm in der Wüste, durch die unser Protagonist in den Zeilen dieses Liedes stolpert.

Aber zuerst sitzt Dawson noch am Straßenrand: „Sitting at the end of the road“, singt er über noch sanfte, wenn auch unruhige Instrumentierung. Einmal Retrospektive und zurückblicken auf den Weg, den man gegangen ist. Es sei ihm, als ob alle Augen auf ihn gerichtet sind, wie das eben so ist, wenn der Hype um das musikalische Schaffen immer größer wird. Aber: niemand habe sich damit beschäftigt, auf den Weg zu blicken, den Dawson beschritten hat: „It’s like I got everyone watching me, no one watching me go“.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Das ist alles auch halb so schlimm, den dem Erzähler sind all die Augen eh egal, durch sein Niemandsland spaziert er am liebsten allein: „I don’t need anything from no one, I never felt lonesome“. Drums werden schneller, so leise soll es nicht mehr lange bleiben: „I’ve just been wanting to scream all the time—not out of anger or any emotion I can pinpoint but just scream at the top of my lungs at nothing“, das sagt der Pressetext.

Er habe aufgehört, sich über Dinge Gedanken zu machen, die ihn nicht interessieren, so Jean Dawson. Das Resultat ist wunderschöne Freiheit: „I think I fully lost my ability to care about shit I don’t care about and it’s truly beautiful“. Was bleibt also noch zu tun? Der Welt diesen neuen Lebensentwurf entgegen zu schreien: „Say my fucking name, don’t say my motherfucking name“, immer wieder die Zeile zwischen den verzerrter werdenden Instrumenten, zu denen sich doch auch Mac DeMarcos typische Slacker-Gitarre gesellen darf.

Der spricht dann auch das Outro zu „Menthol“ auf Jean Dawsons Mailbox: „Just dropping you a line today to remind you, that you should take it easy on yourself. Enjoy what you’re doing!“, so der Ratschlag aus Erfahrung. Mach’s dir nicht zu schwer, und vergiss nie, den Moment zu genießen, wenn er richtig schön ist. „And if you stop enjoying it at some point: Don’t do it anymore“. „Chaos Now“ soll Jean Dawsons Album heißen, auf dem es „Menthol“ zu finden geben wird. Es erscheint nächstes Jahr und es wird groß werden.

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