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Solar Ash

Heart Machine

„Solar Ash“: Pink, schnell, altbacken

Der Nachfolger des modernen Pixelklassikers „Hyper Light Drifter“ ist wunderschön und ambitioniert - und in Sachen Achtzigerjahre-Gameplay leider nur etwas für die Hardcore-Crowd.

Von Rainer Sigl

Pop-Binsenweisheit: Es ist schwer, das zweite Album zu machen. Bei Spielen auch. „Hyper Light Drifter“, das 2016 erschienene Action-Adventure in der Tradition der frühen Zelda-Games, hat damals viel Lob für seine Retro-Pixel-Kunst im knalligen Neon-Look und seine archaisch erfrischende Härte erhalten.

Jetzt ist das zweite Spiel des US-Indiestudios Heart Machine erschienen. „Solar Ash“ oszilliert wieder zwischen Science-Fiction und mystischer Exotik, es ist ebenso knallig bunt wie der Vorgänger und ebenso schwer, ansonsten hat sich einiges geändert.

Into the Void

Ein riesiges schwarzes Loch bedroht das gesamte Sonnensystem. Nur ich kann als Mitglied der mysteriösen Void Runner etwas gegen diese galaktische Katastrophe unternehmen. Im Inneren des Schwarzen Lochs suche ich nach der Rettung, dort sieht es aber ganz anders aus, als es sich Astronomen und Physiker vorgestellt haben: In einer knallbunten Dimension aus türkisen Hügeln, pinken Wolken und orangen Ruinen herrschen etwa in Sachen Gravitation andere physikalische Gesetze.

Als Kriegerin Rei springe, renne und skate ich durch diese Welt. Es ist meine Aufgabe, die riesigen Haufen schwarzen Schleims zu zerstören und gewaltige Monster zu töten, die diese Dimension beherrschen. Warum genau, ist Nebensache, denn hier ist eher die Action wichtig; die Story bleibt mit ihren ellenlangen Technobabble-Lore-Einsprengseln absichtlich wirres Science-Fantasy-Gestrüpp.

Solar Ash

Heart Machine

Schön, aber altbacken

Spielerisch gibt mir „Solar Ash“ zwei recht unterschiedliche Aufgaben: Zum einen gilt es die offene Spielwelt zu erforschen. Die ist umwerfend hübsch und atmosphärisch geraten, voller atemberaubender Landschaften und Resten von Zivilisationen, die das schwarze Loch schon verschlungen hat. Die meisten kleinen Monster, die mir hier begegnen, sind keine besondere Herausforderung. Stattdessen geht es ums Finden des besten Weges und das berauschende Gefühl rasanter Bewegung durch diese Welt. Leider wird diese Bewegung von den regelmäßig nötigen, streng getimten Geschicklichkeitstests unterbrochen, die recht haarig ausgefallen sind.

Genauso wie die Bosskämpfe, die das zweite große Spielelement sind: In diesen lässt uns „Solar Ash“ wieder und wieder tausend Tode sterben und den Kampf von vorn anfangen - Frust ist vorprogrammiert. Statt wie „Shadow of the Colossus“ fühlt sich das wegen sekundenschneller Fails die meiste Zeit eher wenig episch an.

„Solar Ash“, entwickelt von Heart Machine und vertrieben von Annapurna, ist für PS4 und Windows erschienen.

Es ist traurig: „Solar Ash“ ist wunderschön und recht originell, aber Teile seines Gameplays sind leider irgendwo in den späten Achtzigern steckengeblieben. Wer nicht gewillt ist, dieselben Sequenzen so oft zu wiederholen, bis sie sekundengenau exakt so klappen, wie das Spiel es verlangt, wird recht bald das Handtuch werfen.

Das ist schade, denn mit ein wenig mehr Entgegenkommen hätte dieses Spiel wie sein Vorgänger das Zeug zum modernen Klassiker gehabt, der seine Härte zumindest mit Pixel-Nostalgie rechtfertigen konnte. „Solar Ash“ hat diese Ausrede nicht - und ist somit leider nur eine ästhetisch beeindruckende Empfehlung für die Hardcore-Crowd.

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