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Claudia Plakolm im FM4 Studio

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interview

Claudia Plakolm über ihre größten Herausforderungen und Ziele

Eine Woche ist die neue Regierung mit Karl Nehammer (ÖVP) an der Spitze jetzt im Amt. Nach etlichen Rücktritten waren einige Wechsel notwendig, ein Posten ist ganz neu dazugekommen: Ein Staatssekretariat für Jugendagenden. Neue Staatssekretärin ist Claudia Plakolm (ÖVP). Von 2017 bis zu ihrer Angelobung war sie Abgeordnete im Nationalrat, seit eineinhalb Jahren steht sie außerdem an der Spitze der Jungen ÖVP (JVP). Sie war in FM4 Connected bei Andreas Gstettner-Brugger und Lena Raffetseder zu Gast:

Andreas Gstettner-Brugger/Lena Raffetseder(FM4): Frau Plakolm, seit genau einer Woche sind Sie Staatssekretärin für Jugend. Wo sehen Sie denn im Moment den größten Generationenkonflikt?

Claudia Plakolm: Die aktuell wichtigste Herausforderung ist die Bewältigung der Corona Pandemie und ich sehe meine Aufgabe als Jugendstaatssekretärin darin, dass ich gerade die „Pacemakerin“ für die jungen Themen in der Bundesregierung bin und gerade die Bewältigung der Coronapandemie aus Sicht der Jugend auch anspreche. Zwei Jahre lang haben wir unser Leben ganz klar nach einem Virus gerichtet, wo immer die physische Gesundheit, die Impfung und vieles mehr im Vordergrund gestanden sind. Und Themen wie die psychische Gesundheit von Jugendlichen sind sehr in den Hintergrund gerückt und das sehe ich als dringendste Aufgabe: die psychische Gesundheit von jungen Menschen in Österreich zu stärken.

FM4: Was braucht es für eine gute Jugendstaatssekretärin? Oder was bringen Sie an Qualifikationen für dieses Amt mit?

Claudia Plakolm: Zu allererst ist es wichtig, dass man die Lebensrealität eines jungen Menschen in Österreich ganz klar auch kennt und mit vielen Jugendlichen und jungen Menschen im Austausch ist. Das bringe ich definitiv mit. Die letzten zwei Jahre waren auch für mich persönlich und in meinem Freundeskreis, in meinem persönlichen Umfeld, eine riesengroße Herausforderung. Ob dies Studierende sind, die ihr Erasmus-Auslandssemester canceln mussten, Schülerinnen und Schüler, die nur vom Bildschirm unterrichtet werden, wo soziale Kontakte nicht möglich sind, oder auch so banale Dinge wie Fortgehen: Das Virus hat unser Leben bestimmt und bestimmt es auch nach wie vor. Und wir müssen uns schrittweise jetzt diese Freiheit auch zurückerkämpfen, weil es das nicht mehr geben darf, dieses Weiterwursteln von Lockdown zu Lockdown, und weil es nur eine Lösung gibt und das ist die Impfung, am Ende des Tages.

FM4: Jetzt ist es so, dass die Jugend-Agenden in den letzten Jahren immer ein bisschen weitergegeben wurden. Vorher war Christine Aschbacher zuständig, dann Susanne Raab - darum wollte sich anscheinend niemand wirklich annehmen. Was wird sich denn mit Ihnen als Jugendstaatssekretärin ändern?

Claudia Plakolm: Es ist eine riesengroße Chance, dass man für das Jugendresort ein eigenes Staatssekretariat schafft. Es ist erstmalig und deshalb auch eine große Herausforderung. Und ich freue mich darauf, den jungen Menschen in der Bundesregierung beim wöchentlichen Ministerrat eine starke Stimme zu geben. Jugendpolitik ist Querschnittsmaterie, ich habe das auch in den letzten vier Jahren im Parlament immer vertreten. Jeder Beschluss ist Jugendpolitik. Ob es eine ökosoziale Steuerreform, Klimapolitik oder Hochschulpolitik ist - alles hat Auswirkungen auf die nächsten Generationen. Und da werde ich einerseits natürlich die Querschnitte suchen mit den anderen Ministerien, aber durchaus die Themen, die den kommenden Generationen und der jungen Generation am Herzen liegen ganz klar auch ansprechen und hoffentlich viele Verbesserungen erzielen.

FM4: Frau Plakolm, Sie haben am Freitag ihren 27. Geburtstag gefeiert - Gratulation! Sie haben gesagt, dass sie nah an der Jugend sein wollen. Zum Thema Erwachsenwerden gibt es diesen Ausspruch von Ihnen, dass man dafür ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum pflanzen muss. Das klingt ja jetzt eher nach Eltern- oder Großelterngeneration. Ist man da nah dran an der Jugend?

Claudia Plakolm: Das war keine politische Ansprache, sondern ich habe im Zuge dessen meinem Vorgänger gedankt. Wir haben ihm da auch einen Baum geschenkt, weil er das auch noch ausständig hatte auf dieser Liste. Aber was ich ganz klar betonen möchte, nachdem das in den sozialen Medien, insbesondere auf Twitter, auch ein bisschen skandalisiert wird, wie das denn sein kann, dass junge Menschen an so etwas denken, möchte ich schon ganz klar festhalten: Da geht es um das Normalste auf der Welt, und ja, junge Menschen machen sich auch Gedanken darüber, später eine Familie zu gründen. Das jetzt als weltfremd oder ewiggestrig abzustempeln, finde ich absolut falsch. Und ja, wir als Politik haben da auch die Aufgabe, die jungen Menschen mit ihren Sorgen ernst zu nehmen und da die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, dass man sich etwas aufbauen und später eine Familie gründen kann.

FM4: Da sind wir gleich bei einem Problem: um zum Beispiel ein Haus zu bauen oder Eigentum anzuschaffen - diese Dinge sind für viele junge Menschen einfach utopisch. Sie haben gestern in der Sendung Hohes Haus gesagt, man müsse dringend handeln, damit sich Junge durch Arbeit und Fleiß wieder etwas aufbauen können. Wie soll das konkret gehen?

Claudia Plakolm: Absolut. Wir haben ganz, ganz viele fleißige junge Arbeitnehmer, junge Menschen, die in Ausbildung stecken und die gerade am Weg ins Erwerbsleben sind und müssen alles dahingehend unternehmen, dass junge Menschen sich was aufbauen können. Ob es die ersten eigenen vier Wände sind oder auch darüber hinaus ihre Perspektiven, ihre Ideen verwirklichen zu können - darin müssen wir junge Leute bestärken. Weil ich bin der Überzeugung, dass wir nur mit jungen Menschen in Österreich auch aus dieser wirtschaftlichen Krise herauskommen, die uns Corona beschert hat. Und ich glaube, da könnten man auch mehrere Fliegen mit einer Klappe erledigen, beispielsweise auch das Thema Klimaschutz innovativ dadurch angehen, Arbeitsplätze zu schaffen, auch die Wirtschaft zu fördern und punkto eigene vier Wände zu schaffen, haben wir auch im Regierungsprogramm einige konkrete Maßnahmen vorgesehen. Viele kleine Schritte, die uns dorthin führen könnten, beispielsweise ein Besteller-Prinzip bei Maklerprovisionen einzuführen.

FM4: Was sind sonst noch große Themen, die Sie einbringen wollen, abseits von Pandemie und Eigentum?

Claudia Plakolm: Also ein ganz wichtiges Thema, das Gott sei Dank nicht mehr nur die junge Generation beschäftigt, ist das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit, das ich auch unbedingt angehen möchte. Das ist genau so eine Querschnittsmaterie wie Jugendpolitik, wo jeder in der Verantwortung ist, seinen Beitrag auch zu leisten. Ich möchte das Thema Klimaschutz nicht durch Verbote befeuern, sondern mehr diesen Innovationsgedanken in den Vordergrund stellen. Wir haben unzählige junge Menschen in Österreich, die wahnsinnig gute Ideen haben, denen müssen wir jetzt Mut zusprechen. Weil das wird uns auch international helfen, jetzt aus der wirtschaftlichen Krise herauszukommen und uns international gesehen dann auch einen gewissen Wettbewerbsvorteil bringen. „Klimaschutz made in Austria“ - wenn man das jetzt angehen, dann schafft es uns einen Wettbewerbsvorteil vor allen anderen.

FM4: Jetzt sind Sie zwar erst eine Woche im Amt, lassen Sie uns trotzdem einen kleinen Blick in die Zukunft werfen: Wenn Sie einmal zurückschauen werden auf Ihre Zeit als Jugendstaatssekretärin, was würden Sie gerne umgesetzt haben? Was sind Ziele von Ihnen?

Claudia Plakolm: Wie schon eingangs gesagt - die Herausforderung Nummer Eins ist die Bewältigung der Coronapandemie für junge Menschen und da steht das Thema Psychische Gesundheit ganz enorm im Vordergrund. Mir ist es wichtig, dass wir da Tabus brechen. Dass wir junge Menschen darin bestärken offen zu reden, dass man möglichst viel niederschwellige Hilfe auch anbietet. Finanz- und Gesundheitsministerium haben da 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld muss jetzt auch an der richtigen Stelle investiert werden, und wir müssen da so früh wie möglich ansetzen. Da reicht es nicht, nur zu sagen, ok, wir bauen die kassenfinanzierten Plätze aus. Junge Menschen erreicht man am leichtesten und fast flächendeckend in der Schule, im Klassenzimmer. Da muss man Tabus in jungen Jahren schon brechen und „awareness“ schaffen unter Gleichaltrigen, das man aufeinander schaut, als eine Form der Zivilcourage. Das hat uns auch die Pandemie gelehrt: Man kann vieles digitalisieren, aber auch nicht alles, und da gilt es jetzt anzusetzen.

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