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Aktueller Musiktitel:

Bipolar Feminin

Selma Kienesberger

fm4 soundpark weekly

Neues von Bipolar Feminin, RAHEL, BAITS u.v.m.

Rück- und Vorschau, jüngste Talente, eine letzte Zigarette, bevor die Welt untergeht oder wir uns im Club verkriechen. Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Das Christkind kommt jetzt bald, und auch der FM4 Soundpark hat gute Geschenke für euch. Am 26. Dezember wird es in der Soundparknacht einen fünstündigen, großen Jahresrückblick zu hören geben: FM4-Soundparkredakteur*innen haben eigens dafür Playlists ihrer liebsten homegrown Songs 2021 für euch zusammengestellt. Und auch am Donnerstags-Soundpark am 30.12. schauen wir noch einmal zurück auf das durchwachsene, aber nicht weniger produktive Musikjahr 2021: Wir erinnern uns an Live-Großartigkeiten wie das Popfest in der Wiener Arena, an FM4-eigene Projekte wie die Block Partys und die Summer Sessions oder natürlich an ein paar der wichtigsten Alben und Newcomer*innen, die wir heuer gehört und kennengelernt haben.

Bibiza Portrait

Bibiza

Wie immer gut für Menschen mit Problemen bei Jahresrückblicken - weil Kurzzeitgedächtnis - hat (früher Mal Rapper, jetzt auch gern Indiemusiker bzw. beides) Bibiza sein Tape „Lebe wie ein Hippie“ erst letzten Freitag veröffentlicht. Das ist trotz Außenwirkung auf Instagram & Co nicht nur hip, und darin liegt der gute Kern der Sache. Der Titelsong selbst ist fast schon zu cheesy, um wahr zu sein, geht’s da doch einfach nur darum, sich daran zu erinnern, wie schön das Leben ist. Inklusive Gitarrensolo, das man sich bitte auf Knien gespielt vorstellt. Die sympathischsten Menschen sind die, die darauf pfeifen, ob’s anderen gefällt - oder eben nicht.

Nimm nicht das was nicht dir gehört
Ich seh viel Hass glaub dass mich das stört

Alle wollen hinauf aber stecken fest
Ich glaub du kommst nur hoch rauf wenn du locker lässt

Und noch ein paar mehr Musikvideos der Woche für euch:

Bipolar Feminin - „süß lächelnd“

Irgendwo zwischen Indie- und Punkrockpop hat sich die neue Wiener Gruppe Bipolar Feminin eingependelt. Und natürlich ist hier alles das Gegenteil vom honigfarbenen Songtitel: „Ich töte euch alle / ich bring’ euch alle um“ singt Leni Ulrich im Refrain. Es ist ein Lied, das sie für bzw. gerichtet an die Männer in ihrem Leben geschrieben hat, die ihre Grenzen überschritten haben. Es hat sie zu Recht wütend gemacht. „süß lächelnd“ ist ein brachiales Messer- und Wortezücken, weil es anders nicht funktioniert. Vom Auge-um-Auge-Prinzip sind wir hier klugerweise trotzdem weit entfernt.

RAHEL - „Hochsommer“

Das eigene Ego runterzuschrauben ist im Pop eine Sache, die eher selten passiert - und manchmal dann aber doch. Nach ihrem ersten kleinen Synthie-Superhit „Tapp Tapp Tapp“ meldet sich RAHEL schon nach diesem ersten Höhenflug mit Ernüchterungsdichtung zurück, „der Hochsommer kommt vor dem Fall“ (pun intended!) heißt es da. Wer mit der zweiten Single die erste an Pop-Rafinesse und gut geschmiedetem Referenzenüberfluss übertrifft, muss sich aber darüber eigentlich keine Gedanken machen.

EsRAP - „Artist“

Es wird ein Hit! Es ist ein Hit. „Artist“ von EsRAP durften wir zum ersten Mal schon in einer exklusiven Live-Version bei der von Esra und Enes Özmen aufgezeichneten FM4-Session am 26. Oktober hören. „Wir wollten mal so richtig tief gehen“, lacht Esra, und sie meint damit - glaube ich - die Stimme, aber auch die Atmosphäre. Das ist auf gute Weise schmutzig, EsRAP flirten - „digital und analog“ - erstmal sachte, um dann so richtig in den Club zu krachen. "Das Wort „Artist" ist ja im Türkischen eher eine Art Beleidigung“, so Esra. Aber jetzt: eine Hymne für die Underdogs, sie sind die besten von allen.

BAITS - „Bring Your Friends“

Das ist ja für seine Kürze viel zu gut oder für die Herrlichkeit viel zu wenig lang. Auf knappen eineinhalb Minuten schleudern uns BAITS einmal mehr die Gitarrenhälse um die Ohren, die Aufforderung ist einfach: „Bring Your Friends“. Wer dann noch hineinschaut ins Video und eine Idee davon bekommt, wie es ist, mit einer echten Punkrockband on the road zu sein, wird sowieso nur mehr das eine wollen: Die Freund*innen mitnehmen.

Chelios - „Ich stehe auf“

„Jung“ ist nicht nur Alterskategorie sondern auch Lebensgefühl, bei der nächsten Band trifft tatsächlich mal beides zu. Hans ist acht Jahre alt, sein Bruder Augustin sechs. Die beiden leben im Burgenland und haben seit einiger Zeit ihr Bandprojekt Chelios am Laufen. Und wie das in genau dem Alter sein sollte, leben sie den guten Schrammel- und Verweigerungsspirit, verkörpert durch Gitarre, Schlagzeug und dezentes Fluchen in Muttersprache. Ihr erstes Lied heißt „Ich stehe auf“ und ist nicht NUR entzückend, sondern auch an schlichten wie guten Beobachtungen (Wer mag schon Zähneputzen?) schwer zu übertreffen. Die Band hat natürlich alles selbst eingespielt, nur im Studio hat Musiker und Produzent Thomas Pronai (von Äpfeln und Stämmen) beim Feinschiff ausgeholfen.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Ein Lied an und gegen die Gurus, die Schwurbler, die, die dir sagen, wie’s gemacht werden soll. Im Zuge der innenpolitischen Lage spannend: „Gold“ von Gilewicz. Saxopohon inklusive!
  • Ich“ nennt Wandl seine neue Single, und wie das so ist bei guten Liedern, trumpft hier nicht das Ego sondern die zurückgelehnte Schönheit.
  • „Shuffle Waffle, Muffle Duffle And Other Stories Volume 1“ ist nicht nur ein hervorragender Albumtitel, es klingt auch live gut: My Friend Peter hat seine musikalischen Freunde um sich versammelt und eine Instrumental-Session aufgenommen.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Wenn die vielen kleinen Dinge das große Ganze ergeben: mit all ihrem Jazz-Gespür und der Vorliebe für wattebauschige Smoothness haben sich Dero & Klumzy mit Ty und David Sladek zusammengetan, das Ergebnis heißt „The Record“.
  • Bis zum Albumrelease von „Too“ im April 2022 werden HVOB nach und nach alle Songs des Langspielers veröffentlichen. „Bruise“ war der erste und knallhart, „Capture Casa“ ist für den Moment danach, wenn der Kopf noch gut dröhnt.
  • „Electro Mantra“ ist auch ein Genre, und wie ihr es vielleicht erraten habt, eins der zurückgelehnten Sorte. ==Xavier Scholz== hat mit „Spittelau“ ein Lied wie einen Zauberspruch geschrieben, ein Hoch auf Mysterium und Dadaismus.
  • Wenn live nix geht, dann eben zurück zur guten, alten acoustic Videosession: Popmusikerin MIBLU hat eine stripped down Version von „Better Worse“ aufgenommen.
  • Für den 90ies-Spirit (den richtigen, zwischen Hiphop und Indiepoppunk) hier entlang: LUEK & Marco Kleebauer nennen ihre neue Single „EU Breakfast“.
  • Dass im halb schwedisch, halb österreichischen Haushalt der Indierockband Safari die Herzen beim großen ABBA-Revival höher geschlagen haben, ist kein Geheimnis. Für die nicht ganz so besinnliche Weihnachtszeit haben Daniel und Tobias Hämmerle jetzt den Schritt zum Cover gewagt: „SOS“ bleibt eine Hymne.
  • Letzten Donnerstag haben wir euch das neue Bibiza-Album „Lebe wie ein Hippie“ ebenso wie die aktuelle EP der Dirty Talons vorgestellt, außerdem waren wir für euch Mäuschen bei den Live-Proben von Cari Cari und dem ORF Radiosymphonieorchester im Radiokulturhaus. Und neue Musik gab’s wie sowieso immer zu hören, diesmal unter anderem von Donna Savage, Ebow, Gilewicz oder Bipolar Feminin.
  • Im Soundpark am Sonntag mit Christian Pausch waren ebenfalls Dirty Talons zum ausführlichen Gespräch zu Gast. Außerdem waren die musikalischen Begleiter*innen des Abends unter anderem Euroteuro, Earl Mobley oder Zack Zack Zack.

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