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Mathias Weissenbacher (ganz links) und das Snowboard-Europacup-Team am Stubaier Gletscher

Simon Welebil

Traumjob Snowboardcoach? Hias Weissenbacher verlängert die Karriere

Über zehn Jahre lang ist Mathias Weissenbacher einer der besten Contest-Snowboarder in Österreich gewesen. Seine Contest-Karriere hat er vor vier Jahren beendet, seinen Traum als Snowboarder lebt er noch immer, jetzt aber als Coach.

Von Simon Welebil

Ein gutes Jahrzehnt lang hat sich Mathias Weissenbacher vor tausenden Menschen über die größten Schanzen der Welt runtergeschmissen, ist beim Air+Style-Contest in Peking bis ins Superfinale vorgedrungen, hat die Nanshan-Open im Slopestyle gewonnen und ist 2014 bei der Olympischen Premiere von Slopestyle-Snowboarding in Sotschi mit dabei gewesen. Drei Jahre später, will das Feuer für Contest-Snowboarding in ihm aber nicht mehr so richtig brennen. Er sucht etwas, wie er das, was er erlebt hat, weitergeben kann und findet es in der Trainerrolle.

Leistungssport statt Lifestyle

Seit etwa eineinhalb Jahren ist der immer noch erst 29-jährige „Hias“, als den ihn alle kennen, Trainer für den Österreichischen Skiverband, den ÖSV. Dort betreut er den Snowboard-Freestyle-Nachwuchs bis hin zum Europacup-Team, Stationen, die er allesamt selbst durchlaufen hat, doch das Snowboarden hat sich in dieser Zeit extrem verändert:

„Seit Freestyle-Snowboarden mit Slopestyle und Big-Air olympisch geworden ist, hat es sich jede Olympiade gesteigert und ist immer mehr zum Leistungssport geworden“, sagt Mathias Weissenbacher. Die Herangehensweise der Athlet*innen an den Sport ist sehr professionell, und das schlägt sich auch im Tricklevel nieder. Ein Double Rodeo 1080, wie ihn Hias etwa bei seinem Air+Style-Debüt in Peking 2012 gezeigt hat, bringt einem heutzutage nur mehr ein müdes Schulterzucken ein, Europacup-Fahrer wie Lukas Frischhut setzen heutzutage schon 1600er in den Schnee.

„Der Coach hat’s noch drauf“

„Meine Jungs, die geben mir schon richtig Gas“, sagt Mathias. „Gewisse Tricks kann ich ihnen schon noch weitergeben, und da schauen sie auch noch ab und zu ‚Okay, der Coach hat’s auch noch drauf‘, das taugt mir auch, muss ich ehrlich zugeben. Bei den schwierigeren Tricks muss ich mich aber schon im Hintergrund halten.“

Seine „Burschen“ - das Team besteht momentan nur aus jungen Männern, weil im österreichischen Frauen-Nachwuchs trotz Über-Vorbild Anna Gasser ein riesiges Loch klafft - grinsen bei Aussagen wie diesen. „Ich würde schon sagen, dass er noch einiges auf Lager hat an Tricks“, aber es fehle einfach die Spritzigkeit, sagen die einen, „wenn er sich anstrengen würde, könnte er schon noch mithalten“ die anderen. „Die ‚Feelgood-Tricks‘ müssen einfach her, und wenn man die auf Lager hat, dann ist das eigentlich schon die halbe Miete.“

Auch wenn Mathias selbst die State-of-the-Art-Tricks nicht mehr aus dem Hut zaubern kann, weiß er dennoch, wie er seine Rider dazu bringt, neue Tricks zu erarbeiten. Ein einziges Rezept dafür gebe es ohnehin nicht, weil jeder Snowboarder ein anderes Wahrnehmungsgefühl habe, weshalb er individuell auf jeden einzelnen eingehen müsse, sodass sie das Beste aus sich selbst herausholen können. Die neuen Trainingsmöglichkeiten wie Schanzen mit Luftkissenlandung und intensives Videostudium seien aber ein riesiger Vorteil dabei.

Kaum Zeit für Privatleben

Das Feilen an der Technik und an neuen Tricks ist aber nur ein Teil von Mathias Weissenbachers Arbeit. Der zweite Teil besteht hauptsächlich aus Organisationsaufgaben für die Trainings und dann die Bewerbe im Winter. Viel Verantwortung lastet auf ihm und durch das viele Reisen kommt das Privatleben speziell im Winter oft zu kurz, was nicht ganz einfach für den Jungvater ist. Dass man in dem Job auf viel verzichten müsse, hat auch schon Gigi Scheidl, der Ex-Coach von Mathias und Anna Gasser in einem Interview beklagt.

Dennoch ist Snowboardcoach im Moment ein Traumberuf für Mathias: „Ich kann den jungen Burschen was weitergeben, was ich vielleicht über die Jahre gelernt habe, ich kann selber am Berg sein, kann snowboarden: es ist das Coolste, das man sich vorstellen kann!“

Und obwohl sein Fokus im Moment ganz auf seinem Job liegt, lässt es sich Mathias dann doch nicht nehmen, selber noch Videoprojekte im Backcountry mit seinen alten Homies Clemens Millauer oder Adrian Krainer zu realisieren, auch um seinen „Burschen“ zu zeigen, dass es neben den Contests auch noch eine andere Seite des Snowboardens gibt.

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