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Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Das war’s mit der Konzertsaison 2021

Ein kleiner Rückblick auf die Konzert- und Festivalsaison 2021.

Von Susi Ondrušová

Das Konzertjahr 2021 war auch heuer ein Jahr der Absagen und Verschiebungen. Nur mit ein paar wenigen Ausnahmen konnte man Livemusik fast so „wie früher“ genießen. Kaum glaubt man an eine Konzertnormalität, kommt schon eine neue Mutation. Wir blicken mit zwei österreichischen Veranstaltern auf das Konzert und Festivaljahr 2021 zurück und wagen einen Blick in die Glaskugel, was 2022 bringen wird.

Ein Konzert oder gar ein Festival mit Abstand und Maske abhalten, das ist einfach nicht das Wahre, hat Harry Jenner von Barracuda Music schon zu Beginn der Pandemie gesagt. Barracuda Music zählt zur größten Live-Agentur des Landes: Sie organisieren das Nova Rock, das FM4 Frequency Festival, Stadionshows von Ed Sheeran oder Green Day und hunderte Indoor-Gigs in ganz Österreich.

Als die Bundesregierung im Mai dieses Jahres die neuen Öffnungsschritte für Kulturveranstaltungen angekündigt hat (3G beim Einlass, keine Kapazitätsgrenze, kein Abstand, keine Masken) war man leicht optimistisch, dass die Open Air Saison noch zu retten sein wird. Man hoffte auf eine hohe Impfbereitschaft und arbeitete mit Hochdruck daran das FM4 Frequency Festival vorzubereiten. Das Corona-Konzept war „mega tight“ wie Harry Jenner betont: mit zusätzlichen Testungen vor Ort zum Beispiel. Barracuda Music hat an ihren Corona-Präventionskonzepten mit Simulationsforscher Niki Popper zusammengearbeitet, aber der Stadt St.Pölten war das Risiko letztendlich zu groß und das Festival wurde nicht zugelassen. Die Politik hat entschieden, nicht die Wissenschaft, meint Harry Jenner.

Menschen im Regen

Eva Sutter

Szene Open Air 2021

So bleibt das Szene Open Air das einzige mehrtägige Festival das mit Camping und über 5.000 Besucher*innen Kapazität im August diesen Jahres überhaupt stattgefunden hat. Yung Hurn, Raf Camora, Wurst, Leoniden und Avec konnten heuer in Lustenau auftreten und Festivalluft „wie früher“ genießen.

Harry Jenner hofft auf einen Normalbetrieb im Sommer „Bis vor drei, vier Wochen war eigentlich relativ klar, dass man fix im Sommer spielen kann. Für mich ist es eigentlich immer noch so, dass ich sage: Der Sommer wird bespielt, weil es gibt ja Gott sei Dank die Impfpflicht ab 1. Februar und alles andere kann ich nicht sagen.“ Wie sich Omikron auf die Konzertsaison im ersten Quartal 2022 auswirken wird, kann er nicht sagen. „Schauen wir uns an, was jetzt wirklich rauskommt, bevor man sich narrisch macht.“

Ob wir uns beim Little Simz Konzert am 1.Februar in der Arena Wien sehen werden? „Der 1.Februar wird spannend, aber ich will jetzt auch nicht zum Politiker werden und irgendwas versprechen, was ich nicht halten kann!“

Man freut sich bei Barracuda über die geduldige und treue Fangemeinde, die ihre zum Teil 2019 erstandenen Karten schon zum dritten Mal „swappt“: „Wir haben an die 80% Leute, die ihre Tickets wieder geswappt haben und sind jetzt mit dem Frequency Festival zum Beispiel zu 85% schon ausverkauft. Es gibt nur noch ein paar Restkarten. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen, der nicht besonders happy ist. Klar, wer ist schon 100% happy. Aber die wirklich überwiegende Mehrheit hat sich dem Ganzen - wie soll ich sagen - ergeben. Weder wir noch sie können irgendwas für diese Situation. Und ja, wir sind recht dankbar, dass wir so eine treue Fangemeinde haben am Frequency und am Nova Rock.“

Nova Rock Encore

David Bitzan / Barracudamusic

Nova Rock Encore 2021

Mit dem Nova Rock Encore hat man den Fans heuer ein eintägiges 3G-Open Air Festival in Wiener Neustadt geboten. (Siehe auch Coverbild dieser Geschichte!) Das Fazit war positiv: 86% der Besucher*innen waren geimpft. Angesprochen darauf, ob beim Festivaltag, der zu Mittag begonnen hat und bis in die frühen Morgenstunden gedauert hat, Cluster entstanden sind, meint Jenner: „Es gab eine einzige, höchstwahrscheinlich auf uns zurückzuführende Infektion. Mehr nicht. Und das bei 15.000 Besucher*innen. Ich weiß auch von vielen anderen Events wie zum Beispiel in Spielberg, wo viel, viel, viel, viel, viel mehr Leute waren, wo mehr oder weniger nichts passiert ist. Ein Electric Love, das an drei Tagen stattgefunden hat, wo glaube ich zwei Infektionen waren. Also wenn man sich diese belegten Zahlen und diese begleitenden Zahlen anschaut, ist meiner Meinung nach so ein Festival eigentlich fast schon the safest place to be.“

Für das neue Jahr hat Harry Jenner einen Wunsch, der - wie er selbst zugibt - wohl unerfüllbar ist: eine einheitliche Lösung bei Kulturveranstaltungen in Österreich. „Es ist für einen Veranstalter extrem schwer, sich an jedes Bundesland oder jede Stadt oder jede Gemeinde zu orientieren, wie es gerade denn dort gewünscht ist. Es ist unmöglich für eine Firma wie uns, die wir in ganz Österreich arbeiten, das gebacken zu bekommen. Wir halten uns an sämtliche Regeln. Wir halten uns an sämtliche Gesetze. Nur wenn es halt überall andere Gesetze sind, ist es wirklich schwierig.“

Aktuelle Termine vom Posthof Linz gibt es hier.

Ob eine internationale Band nach Österreich kommt und wo sie dann letztendlich auftritt, hängt natürlich auch von der Lage der Nachbarländer und der Herkunftsländer der tourenden Bands ab. Können die Tourtermine überhaupt in dieser Reihenfolge abgehalten werden, so dass sich die Tour für die Band, ihre Crew, die Venues und die Veranstalter*innen auszahlt? Aufgrund der unterschiedlichen behördlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Bands gezwungen, ihre Konzertreisen weiterhin zu verschieben oder abzusagen. Davon berichtet auch Gernot Kremser, künstlerischer Leiter im Posthof Linz. Letzte Woche hätte unter anderem Sophie Hunger einen prä-weihnachtlichen Tourstopp im Posthof absolviert, das Event ist in der Zwischenzeit auf Mai nächsten Jahres verschoben.

Posthof Linz Open Air Frischluft Bühne 2021

Posthof Linz

Auf die Frage, ob er das Konzert und Festivaljahr 2021 aus seiner Sicht zusammenfassen kann, erinnert er sich zum Beispiel an die Abende des Ahoi Pop Festivals, die in diesem Herbst stattgefunden haben. Verglichen zum letzten Jahr, wo das Event als Ganzes abgesagt werden musste. „Es war nicht so wie früher, aber fast so!“ Er spricht auch von einer Zerrissenheit, von „Ratio und Emotion“ mit der sicher viele Konzertbesucher*innen auf die eine oder andere Art konfrontiert waren. Ein „Hurra ich darf auf ein Konzert gehen“ auf der einen Seite und das „Bin ich ausreichend geschützt?“ auf der anderen.

„Wir fahren auf Sicht!“ antwortet Gernot Kremser auf die Frage, wie sich sein Team auf das Jahr 2022 vorbereitet. Mit aller Vorsicht planen, aber flexibel bleiben. „Dieser berühmte Stehsatz war noch nie so wahr wie jetzt. Wir haben ganz, ganz viel Programm und wir haben mit großer Dankbarkeit eine Frischluft Bühne, die uns auch 2022 begleiten wird. Lola Marsh, Faber, Meute, es kommen in den nächsten Wochen noch mal ganz, ganz tolle Sachen dazu, wo sich unser aller Publikum schon richtig freuen wird.“

Mit der Frischluft Bühne, die im Sommer zuerst als Sitzplatz-Venue und auch als „normale“ Openair-Location genutzt werden konnte, hat der Posthof jedenfalls eine gute Alternative. Die Wintersaison nutzen sie im Haus, um den Boden im mittleren Saal zu renovieren und eine neue Eingangssituation zu kreieren, die „längst überfällig war“ wie Gernot Kremser meint.

Nicht digital ist besser, sondern draußen ist besser, hat die Pandemie 2021 bewiesen. Traditionell hat der Posthof im Sommer Pause gemacht, die Hauptsaison für Indoor-Gigs war immer Frühling und Herbst. Mit der Frischluft Bühne können sie nun auch die Open Air Monate programmatisch gestalten: „Wir merken gerade, dass sich das verschiebt, dass jeder in den Sommer will, dass jeder raus will, dass er das wettmachen möchte und verdienen muss. Dass das, was Corona-bedingt nicht geht, dass er das aufholt. Und das ist auch genau die Situation für uns!“

Popfest Arena Wien Tag 1 Konzert Eli Preiss, Publikum sitzt und tanzt auf der Wiese, die Sonne geht unter

Franz Reiterer

Ein Live-Highlight 2021: Popfest Wien in der Arena

Vielleicht hat das Corona-Jahr nicht die sehnsüchtig erwarteten Bands aus dem Ausland auf die Konzert-Bühnen gebracht, jedenfalls nicht in dem Ausmaß, das wir in der Vergangenheit gewohnt waren, aber die Vielfalt der heimischen Bands die sich heuer auch ein neues Publikum erspielen konnten, ist bei aller Ungewissheit was das neue Jahr bringen wird, auch nicht zu unterschätzen.

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