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Weihnachtsstollen

Pixabay / CC0

Na toll, gebrauchte Metaphern

Beobachtungen zu den erwartbaren Spannungen rund um das bevorstehende Weihnachtsfest.

Eine Kolumne von Albert Farkas

Ein harmonisches gemeinsames Weihnachtsfest ist schon zu den besten Zeiten eine große Herausforderung. Bis vor Kurzem waren die Gegensätze relativ klar. Die einen finden, dass in den Weihnachtsstollen zusätzlich zu den Rosinen gut und gerne auch Orangenstückchen hineinkommen können, die anderen bestehen strikt darauf, dass sie da nichts zu suchen haben.

„Ihr werdet’s mich schon noch vermissen, wenn ich nicht mehr da bin.“
Matthäus, 1, 9-14

FM4 Auf Laut – Schein und Streit zu Weihnachten

Worüber streitest du zu Weihnachten? Was waren deine absurdesten Streitmomente? Und wie reagierst du, wenn andere unbedingt diskutieren wollen?

Ruf an und streite mit in FM4 Auf Laut mit Ali Cem Deniz und Diana Köhler am 21.12. ab 21 Uhr.

Wenn diese Debatte mancherorts auch schon sehr kontrovers geführt worden ist, waren die unterschiedlichen Standpunkte inzwischen wenigstens bekannt, und viele Feiergemeinschaften haben sich auf die diesbezügliche Auseinandersetzung einstellen können. Seit letztem Jahr allerdings gibt es ein neues, alles dominierendes Streitthema, das völlig neue Bruchlinien quer durch auch die intimsten sozialen Kreise gezogen und neue Konstellationen geschaffen hat: Soll es weiterhin den Familienchor mit den brauchtümlichen Weihnachtsliedern geben, oder sollte jede und jeder die Möglichkeit bekommen, die neuesten technologischen Möglichkeiten zu nutzen, indem sie oder er sich voll abdichtende Kopfhörer aufsetzt und einfach singt, was sie oder er will? Im Vorfeld von so manchem geplanten Weihnachtsfest ist diese Frage extrem umstritten.

„Bist du deppert, seid’s ihr cringe!“
Markus, 11, 12-25

Chorverweigerer*Innen berufen sich auf die bisweilen problematischen Texte der vorgegebenen Lieder. Kopfhörergegner*Innen werfen Andersgesinnten vor, sie gefährden die Beschaulichkeit und den Gemeinschaftssinn mit ihrem Verhalten vollends. Und halt schon auch irgendwie die Gesundheit ihrer Ohren. Und die der anderen. In fast jedem Familienverband führen diese Verwerfungen dazu, dass sich ehemals Liebste und Nächste von einander entfremden. Aber sind sie es wert, sich mental voneinander abzuspalten?

„Mist, niemand da.“
Lukas, 8, 15-21

Vielleicht findet sich im Werk der Persönlichkeit, der zu Ehren sich die Menschen der Tradition folgend am 24. Dezember zusammenfinden, eine erhellende Stelle zu diesem Dilemma?

“Wahrlich, ich sage euch, ich habe keine Antwort darauf, wie sich die zunehmende Entwicklung der uneingeschränkten authentischen individuellen Selbstentfaltung mit einem gemeinschaftlichen Auskommen vereinbaren lässt. Genauso wenig habe ich ein Patentrezept dafür, wie man sich in seinem Leben in Bezug auf gewisse Personen im Vorhinein von der Erkenntnis des Nachhinein, und den sich dann gewandelten Gefühlen, leiten lassen kann. Unsere ganze Bewegung ist als Kult aufgebaut. Meine Anhänger*Innenschaft hat nicht gerade die überzeugendste Bilanz, was Koexistenz betrifft. Aber wir werden den Römer*Innen eine Lektion in Sachen spiritueller Unterwanderung erteilen, von der sich selbst Gandhi noch eine Scheibe abschneiden können wird. Und ja, ich gendere. Deal with it. Also gehet hin und, ehe ihr euch selbst nur mir oder eurer Familie zuliebe dreimal verleugnet und damit zur Weißglut bringt, versucht einfach euer Ehrlichstes, aber auch euer Bestes. Mehr kann ich euch nicht raten. Und jetzt schaut euch diesen Drive an.“
Johannes 7, 7-17

Und also wenn irgendwie gar nichts mehr geht: Irgendein gemeinsames Feindbild findet man immer.

„Schön, dass wir alle mal wieder beinander waren!“
Apokryphen

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