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Cover-Ausschnitt aus "Bonobo Moussaka"

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Weihnachten unter sexistischen Macho-Kapitalisten

In „Bonobo Moussaka“ (per se ein spitzen Buchtitel) nimmt eine Ich-Erzählerin, sie ist alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, ein Weihnachtsessen zum Anlass, um mit der Welt aufzuräumen.

Von Anna Katharina Laggner

Auf dem Youtube-Channel der Buchhandlung Mollat aus Bordeaux findet sich ein Gespräch mit Adeline Dieudonné, in dem sie von der Entstehung von „Bonobo Moussaka“ erzählt. Es sei 2016 gewesen, als sie plötzlich in eine Panik über den Zustand der Welt, in die sie zwei Kinder gesetzt hatte, verfallen war. Sie sei verloren gewesen und wollte eine Rolle spielen, mitreden zu den Problemen dieser Welt.

Buchcover "Bonobo Moussaka"

dtv

„Bonobo Moussaka“ ist bei dtv auf Deutsch in einer Übersetzung von Sina de Malafosse erschienen.

Mit der Beschreibung dieses Zustands (Traurigkeit, Wut, Abscheu, Empörung, Scham und Angst) der 36-jährigen Ich-Erzählerin beginnt auch „Bonobo Moussaka“.

Die Ich-Erzählerin erinnert sich an das Weihnachten, als sie bei ihrem Cousin Martin eingeladen war, in einem schicken Haus mit Designersofa. In dem drei Kinder mit ihren Eltern wohnen, die alles haben. Einen Schäler für Ananas genauso wie 32 Barbies. Ihren Cousin Martin wird sie mit einem stinkenden Labrador vergleichen, dessen Freund Philippe mit einem Rottweiler, der mit seinen vier Söhnen ebenfalls zu Besuch beim Weihnachtsessen ist.

Diese Anordnung dient der Ich-Erzählerin zu einem Rundumschlag gegen Geldgier und Verschwendung, gegen die klassischen Rollenbilder und gegen die Erziehung, gegen die ungleiche Einkommensverteilung und die Zerstörung der Natur.
Die Frauen, darunter auch die Teenager-Tochter des Cousins, spielen eher untergeordnete Rollen - naturgemäß.

Vom Schauspiel zum Schreiben

Adeline Dieudonné ist Belgierin, ursprünglich Schauspielerin und hat mit ihrem Romandebüt „Das wirkliche Leben“ im Jahr 2018 Furore gemacht (14 Literaturpreise...!). Im gleichen Jahr ist sie in ihrem Einpersonenstück „Bonobo Moussaka“ auch auf der Bühne gestanden. Aus dem Bühnenstück ist dieses Buch hervorgegangen.

Autorinnenfoto von Adeline Dieudonné

Stephane Remael

Kurzweilige Lektüre

Dieudonné schreibt in kurzen Sätzen und Absätzen. Sie benutzt Tiervergleiche, um die Primitivität der Zustände bloßzulegen. Sie assoziiert sich durch die Ungerechtigkeiten ihres Lebens, benennt ihre Ängste, ihre Wut. Sie könne, sagt die Autorin, auf diese Weise nicht allein alle Probleme der Welt lösen, aber zumindest gehe sie keiner Arbeit nach, die sie verabscheue. Und auch ihr Buch macht keine zusätzlichen Probleme, ganz im Gegenteil: „Bonobo Moussaka“ ist eine kurzweilige Lektüre und geht sich locker noch vor Weihnachten aus, sodass man die eigenen Pläne noch einmal überdenken kann.

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