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Screenshot aus "Halo Infinite"

343 Industries / Xbox Game Studios

„Halo“ ist ein lebendes Relikt aus einer anderen Gaming-Zeit

Er ist einer der generischsten Games-Charaktere, doch weiterhin erstaunlich erfolgreich: der Master Chief aus „Halo“. Vor 20 Jahren ist die Marke aus der Taufe gehoben worden, zeitgleich mit der ersten Xbox. Seither ist der menschliche Supersoldat ihr Maskottchen. Vor kurzem ist „Halo Infinite“ erschienen. Grund genug, sich die Frage zu stellen, wie interessant die Games-Serie heute noch ist.

Von Robert Glashüttner

Erst vor wenigen Tagen ist ein Weihnachtspaket von Xbox in der FM4 Redaktion angekommen. Drin war eine Tafel Schokolade und eine Grußbotschaft in Form einer aufklappbaren Karte... vom Master Chief persönlich!

Foto einer Xbox-Weihnachtsgrußkarte mit dem Kopf des Master Chief mit Zipfelmütze.

Robert Glashüttner

Hallo Spartan. Hier ist der Master Chief. Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Dazu springt einen der „Kopf“ bzw. der Helm der Figur mit Wintermütze an. Es ist ein kurioser Anblick. Eine menschliche Figur in schwer gepanzerter Supersoldatenrüstung ist prinzipiell eine seltsame Wahl für einen Videospielhelden, die oder der ja eigentlich einen hohen Wiedererkennungswert haben sollte – man denke nur an Mario, Sonic oder Pac-Man.

Doch vor 20 Jahren ging es nicht nur um den Master Chief, sondern um das, was „Halo“ als Spiel lieferte und repräsentierte: Zum ersten Mal war ein technisch und spielerisch ernstzunehmender, moderner Egoshooter exklusiv für eine Konsole erschienen. Außerdem gab es Fahrzeuge, die man selbst lenken konnte und die für Abwechslung beim Spielen sorgten.

Die Zeit der „erwachsenen“ Spiele

Die erste Xbox und das erste „Halo“ sind zu einer Zeit auf den Markt gekommen, als Videospiele demographisch in erster Linie von Kindern, Burschen und jungen Männern gespielt wurden. Gleichzeitig galt die Xbox als Gerät für Erwachsene, das epische Erzählungen und furiose Action ermöglichen sollte. „Halo“ vereint beides, also die junge männliche Zielgruppe und den vermeintlich seriösen Anspruch, mit militärischem Setting, einer esoterisch verschwurbelten Sci-Fi-Story (erfunden vom Spieleentwicklerstudio Bungie, das seinen erzählerisch merkwürdigen Stil später in „Destiny“ fortsetzen sollte) und einem klassischen Gut-Böse-Schema: Hier die fiesen Aliens, dort die Menschen, die sich zur Wehr setzen.

Bis heute hat sich erstaunlich wenig an dieser Formel geändert, und dennoch sind Vermächtnis und Erfolgsgeschichte der „Halo“-Serie - vor allem wegen einiger Dutzend Millionen verkaufter Einheiten - gewissermaßen unantastbar. Sie stehen auf einer Ebene mit Namen wie „GTA“ oder dem bereits genannten Super Mario. Da ist es dann fast egal, dass auch im neuen „Halo Infinite“ nicht nur der Master Chief, sondern auch die Gegner, die Umgebungen und Levels ein weiteres Mal bemerkenswert gleichförmig sind. Dafür fühlt sich das Spiel weiterhin gut an, die Waffen sind cool, Fahrzeuge und viele Upgrades gibt’s natürlich auch wieder, die Kampagne ist diesmal sogar ein bisschen Open-World, man kann aus vielen Multiplayer-Parametern wählen, und so weiter. Was braucht man mehr als Fan?

Screenshot aus "Halo Infinite"

343 Industries / Xbox Game Studios

Neben dem Master Chief sind die Hauptcharaktere in „Halo Infinite“ ein verzweifelter Raumschiffpilot und eine durch eine Frauenfigur dargestellte künstliche Intelligenz. Die Tiefgründigkeit der Dialoge zwischen diesen drei Figuren ist mäßig.

Wer nicht Fan ist, hat es schwer

Wer allerdings nicht „Halo“-Fan ist und nach einigen Jahren nur aus Neugierde mal wieder ein paar Stunden reinsieht, so wie ich, die oder der kann nur staunen, wie es so ein Gaming-Relikt mehr oder weniger unverändert 20 Jahre in die Zukunft geschafft hat. Nicht falsch verstehen: Technisch und spielerisch funktioniert das alles weiterhin sehr gut und dank der neuen Xbox-Konsolen sogar noch besser. Doch in Sachen Storytelling, Level Design sowie der Gestaltung von Gegnern, Missionen und der gesamten Spielewelt ist „Halo“ eindeutig aus der Zeit gefallen. Trotzdem danke für den Weihnachtsgruß, Herr Master Chief. Du bleibst weiterhin unser seltsamster Gaming-Held!

Wer sich selbst davon überzeugen möchte, dass „Halo“ wahlweise mindestens noch so toll wie früher ist oder eben ein überholtes Relikt aus der Vergangenheit, sollte reinspielen: „Halo Infinite“, entwickelt von 343 Industries, ist für Windows und Xbox bzw. für den Abodienst Game Pass erschienen.

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