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Das besetzte Camp nach dem Brand

FM4/ Lena Raffetseder

„Um uns herum hat es geleuchtet"

In der Nacht von 30. auf 31. Dezember hat auf einem der Protestcamps im 22. Bezirk in Wien eine Holzhütte gebrannt. 8 Aktivist*innen waren in dem mehrstöckigen Holzhaus, nur durch Glück und schnelle Reaktion konnten alle fliehen und blieben unverletzt. Die Polizei geht davon aus, dass der Brand gelegt wurde. Vier Tage nach dem Brand steht auf der besetzten Baustelle schon eine neue Hütte.

Von Lena Raffetseder

Nach den Weihnachtsfeiertagen gab es viel zu erzählen, die Aktivist*innen der besetzten Baustelle in der Hirschstettner Straße in der Wiener Donaustadt waren deshalb länger munter als sonst. Normalerweise ziehen sie sich gegen Mitternacht in den oberen Stock ihrer winterfesten Holzhütte zurück, in der Nacht auf Freitag sind die 8 Besetzer*innen um 2 Uhr früh aber noch auf.

Irgendwer hat geschrien: „Leute, raus!“

Das war Zufall und Glück, sagt Mini, die gegenüber Medien nur ihren Aktivist*innen-Namen preisgeben will. Beim ersten Lärm hat man noch gedacht, dass Böller geschossen werden. „Aber irgendwann haben wir aus dem Fenster geschaut und realisiert, dass es um uns herum leuchtet. Richtig hell, richtig orange-gelb, und in dem Moment hat irgendwer von uns geschrien: ‚Leute, raus!‘ und wir haben angefangen, die Fenster einzuschlagen, und die Tür aufgerissen.“

Die Aktivist*innen im Alter zwischen 16 und 22 Jahren haben versucht, das Feuer mit Feuerlöschern und Wasser zu löschen. Realisiert habe man die Gefahr in dem Moment noch nicht, sagt Mini: „Wir waren sehr unter Schock, ist mir im Nachhinein bewusst gewesen, da wir auch sehr lange perplex dabei zugesehen haben, ohne zu flüchten, und dann sogar nochmal hineingelaufen sind, um die wichtigsten Sachen herauszuholen.“ Die Polizei ist gekommen, um das Gebiet abzusperren, gegen 3 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand gelöscht.

Brennendes Holzhaus

APA/SYSTEM CHANGE NOT CLIMATE CHANGE

Brand wohl gelegt

Brandermittler*innen und Ermittler*innen des Verfassungsschutzes werten die Spuren seit Freitag aus. Ein Ermittlungsergebnis liegt laut Polizeisprecher Markus Dittrich noch nicht vor. Er sagt aber: „Aktuell gehen wir davon aus, dass der Brand gelegt worden ist.“ Laut Dittrich hat es einen Zeugen gegeben, der, kurz nachdem der Brand ausgebrochen ist, einen Fahrradfahrer gesehen haben will. Der Verfassungsschutz ist involviert, weil es sich bei dem Protestcamp um eine Versammlung nach dem Versammlungsrecht handelt. „Und weil das verfassungsmäßig geschützt ist, ermittelt hier der Verfassungsschutz“, sagt Dittrich.

Im Zuge des Streifendienstes fahre man an den Protestcamps regelmäßig vorbei und es werde nach dem Rechten geschaut, sagt Polizeisprecher Dittrich. Auch vonseiten der Aktivist*innen gibt es Sicherheitsvorkehrungen, es wird aktiv Nachtwache gehalten. Die gab es eigentlich schon vor dem Brand, aber nicht immer konsequent. Die will man jetzt wieder verstärken, sagt Aktivistin Mini.

Neue Hütte steht schon

Bereits vier Tage nach dem Brand steht am Platz der zerstörten Holzhütte schon ein neues, kleineres Holzhaus. Mini sagt, sie fühlt sich trotz des Brandanschlags sicher im Camp. Das gelte aber nicht für alle Aktivist*innen, die in der Nacht da waren. Was Mini schon merkt, ist eine neue Welle der Solidarität. Aber der Brand war auch eine Erinnerung daran, dass „mit Aktivismus sehr viele Gefahren einhergehen“.

Das besetzte Camp nach dem Brand

FM4/ Lena Raffetseder

Gleichzeitig sind die Aktivist*innen noch mit Anwaltsschreiben der Stadt Wien konfrontiert. Im Dezember hat die Stadt Personen im Umfeld der Besetzungen dazu aufgefordert, eine Baustelle zu räumen, sonst würden rechtliche Schritte eingeleitet und Entschädigung für entstandene Kosten eingefordert.

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