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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag von The Weeknd feat. Tyler, The Creator

„Here We Go... Again“ heißt der Song zum Sonntag. Am Freitag erschien das neue, fünfte Album von The Weeknd. „Dawn FM“ ist eine Platte, die sich als seltsamer Radiosender zwischen Traum und Realität tarnt. Darauf zu finden allerlei Zusammenarbeiten mit Leuten wie Jim Carrey, Oneohtrix Point Never, Lil Wayne oder eben Tyler, The Creator.

Von Christoph Sepin

Er würde gern mit Arca arbeiten, er würde gerne wieder mit Kanye arbeiten, er würde gerne einen Song mit Tyler, The Creator machen, das erzählte Abel Tesfaye alias The Weeknd schon im Sommer 2021 in einem Interview. Und angeblich sei Weeknds „Starboy“ sowieso Tylers Lieblingslied des Musikers aus dem kanadischen Toronto.

Damals die Zusammenarbeit mit Daft Punk, kürzlich das Feature mit Rosalía, jetzt eben endlich der Track mit Tyler, The Creator. Die besten Songs von The Weeknd, soviel wird jetzt hier behauptet, sind die gemeinsam mit anderen Artists entstandenen - bis auf „Blinding Lights“ natürlich. Zum Glück gibt es auf „Dawn FM“, dem ohne große Vorlaufzeit am Freitag veröffentlichten neuen, fünften Album des Musikers jede Menge zu finden, auch ganz schön ungewöhnliche.

Schon zu Beginn der Platte begrüßt fellow canadian Jim Carrey und stellt klar, was man da jetzt hören wird über die nächsten 50 Minuten und 16 Songs: einen sich zwischen Traum und Realität befindenden Radiosender namens „Dawn FM“. An diesem verschlafenen, verwirrenden, einsäuselnden Ort ist The Weeknd einerseits auf der Suche nach Sinn und Selbstverwirklichung und erzählt andererseits Geschichten über sein fürchterlich erfolgreiches Leben.

Neben dem Schauspieler und Comedian Jim Carrey auch mit dabei: Swedish House Mafia, Oneohtrix Point Never, Quincy Jones, Lil Wayne oder eben Tyler Okonma, der Creator. Das richtige Feature am richtigen Track, holt der ruhige Tyler in diesem doch sehr ruhigen Song den aufgewühlten Weeknd und sein Ego wieder auf den Boden zurück.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Man bekommt den Eindruck vermittelt, dass Abel Tesfaye ein schrecklich langweiliges Popstarleben führt. Oder sich zumindest beweisen muss. Schon zu Beginn des Tracks geht es um das Herumposen im Anzug auf den großen Plakatwänden der Welt („Front page of the billboards, suit and tie and cigar smokes“), dann muss wieder die Halbzeitshow beim Superbowl 2021 erwähnt werden und wie cool das nicht alles gewesen ist - „we still celebrating“, so der stolze Weeknd dazu.

Dass gerade der sich in plattesten Angebereien suhlende Weeknd dann die Partner*innen anderer als „basic“ bezeichnet, ist lustig („Your girlfriend’s trying to pair you with somebody more famous, but instead you ended up with someone so basic, faceless“). Basic sind wohl immer die anderen, auch in diesem Song. Oder aber das ist alles anders gemeint: Vielleicht ist ja Abel Tesfaye selbst der basic guy, der hinter der Popstarfassade, gern Bilder seiner Freundinnen einrahmt („Someone to take your pictures and frame it“).

Dann erzählt der Musiker seine Lovestory weiter: Er wollte sich doch nie wieder verlieben („I told myself that I’d never fall“), aber seine neue Liebe ist eben so amazing („Baby girl, she’s a movie star“). Und dann befindet sich Abel Tesfaye wieder im altbekannten Loop, deshalb heißt dieses Lied auch „Here We Go... Again“.

Das nimmt sich also alles sehr ernst, das neue Verlieben, die neuen Menschen, die Aufregung. Und dann kommt Tyler, The Creator für seine Strophe: „We don’t need the government involved because we like to touch“, schon mal eine schöne Zeile. Und wenn der zum Ende hin immer wieder sein Statement „You’re gonna sign this prenup“ wiederholt, dann kann man das, aufgrund der Absurdität, diese Aussage in einen Popsong zu verpacken, gar nicht so ernst nehmen. Wie eine Satireversion einer klassischen Loveballade, fast. Oder zumindest eine Studie in Sachen Selfawareness aus der Echokammer des Popsuperstars, wenn The Weeknd im Refrain vor sich hin singt: „Life’s a dream, because it’s never what it seems.“

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