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Szene aus Ringfit Adventure

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Wie gut ist Ringfit Adventure nach über zwei Jahren?

Das Sportspiel für die Nintendo Switch mit dem ungewöhnlichen Controller ist im Oktober 2019 erschienen. Es verkauft sich immer noch gut, es wird immer noch beworben - und immer noch gespielt. Wie gut ist das Spiel und und für wen?

Von Michael Fiedler

Es wundert mich, dass es noch keine Verschwörungstheorie über Nintendo und das Corona-Virus gibt. Denn, dass keine drei Monate nach dem Marktstart vom Ringfit Adventure ein Virus die Kernzielmärkte in Lockdowns getrieben hat, war für die Verkaufszahlen ein Segen. Vor dem ersten Lockdown in Österreich war das Spiel im Handel ausverkauft, auf Ebay oder Willhaben wurde teilweise mehr als das Doppelte des Neupreises verlangt.

Beim nächsten Lockdown war es dann leichter verfügbar und an den Umständen hatte sich nichts geändert: Kletterhallen, Fitnessstudios und Sportzentren waren zu und das Wetter oft wenig einladend für Mountainbike-Touren oder die Laufrunde.

Ich hab es mir also gekauft und trainiere seither, je nach Höhe der aktuellen Infektionszahlen und dem Wetter, mal mehr und mal weniger oft. Für Kollegen Christoph Sepin ist es sogar das Standard-Training, das er mittlerweile sogar mit zusätzlichen Gewichten erweitert hat. Wir haben beide seit Trainings-Start Gewicht verloren und sind deutlich fitter. Zumindest bei mir hat Ringfit Adventure daran aber sicher nur einen kleinen Anteil, ich hab auch mein sonstiges Sportpensum erhöht und meine Ernährung verändert. Das Spiel war nur eine Corona-bedingte Ergänzung.

Im Prinzip ist es einfach: ein Controller steckt in einem Gurt am Oberschenkel und trackt die Beinbewegungen, der andere im namensgebenden ringförmigen Trainingsgerät. Das lässt sich mit gewissem Widerstand zu Trainingszwecken zusammendrücken und auseinanderziehen und misst auch die Ausrichtung im Raum.

Im Storymodus verfolge ich den von einer bösen Aura besessenen Drachen Drako durch dutzende Welten und besiege ihn und seine Monsterarmee mit Squats, Russian Twists oder Beinscheren. Die Übungspalette ändert sich dabei laufend, einerseits weil ich neue Übungen oder bessere Versionen davon freischalte, andererseits durch Minigames und besondere Fortbewegungsarten in den Levels.

Drako im Moment seiner Niederlage.

Nintendo

Endlich ist Drako besiegt.

Deren Design wiederholt sich halt laufend und auch die Story ist immer gleich: alle Stationen einer Welt abklappern, Drako oder eine*n seiner Handlanger*innen besiegen & dem Drachen in die nächste Welt folgen. Bis ich Drako dann nach etwa 40 Trainingsstunden endgültig besiege, von der bösen Aura befreie und mit ihm in Bonuslevels weiter trainieren kann.

Damit sind wir schon beim nächsten Kritikpunkt im Langzeittest: auf eine Trainingsstunde kommen gut 40 Minuten Leerlauf durch Lade- und Animationszeit. Und die lässt sich im Storymodus auch nicht verkürzen. Besser läuft es, wenn ich mir im Custom Modus ein Trainingsprogramm zusammenstelle, das dann halt weniger abwechslungsreich ist.

Für Christoph Sepin wird es aber genau da interessant: „Weil man relativ gut für sich selbst einstellen kann, wie lang man trainiert und was man trainiert und dabei, auch dank zahlreicher spielerischer Feebacks, keine Langeweile entsteht, wie das ja bei anderen home-workouts der Fall sein kann.“ Dafür muss man sich halt im Vorfeld länger mit den Einstellungen und Optionen auseinandersetzen.

Christoph Sepin findet das Anfangen das Ärgerlichste dabei: „Man muss die Konsole einschalten, die Controller anlegen, ins Spiel einsteigen, und so weiter. Das zahlt sich aus, wenn man drin ist, aber bis dahin dauert es ein bisschen. Und: Es gibt ein paar Übungen, die egal, also nur so Strech-Übungen sind. Die stellt man am besten ab und fokussiert sich auf Übungen, die gefühlt mehr bringen.“

Die Baumhaltung ist eine der an Yoga angelehnten Übungen.

Nintendo

Es gibt auch Übungen, die nicht ausreichend gut vorgezeigt werden, die zum Beispiel meine Kniegelenke zu stark belasten oder einfach nicht funktionieren. Bei der oben gezeigten Baumhaltung zum Beispiel soll ein Fuß abgewinkelt am Oberschenkel des anderen Beines stehen, ohne dessen Knie zu berühren - das ist für mich einfach nicht möglich.
Auch wenn die Konsole einem sagt, man soll sich nur so bewegen, dass es nicht weh tut: man versucht halt die Übungen so zu machen wie sie beschrieben werden. In den spärlichen Updates - das letzte vom März 2020 - gab es da in meiner Wahrnehmung keine Verbesserungen.

Für wen ist das eigentlich noch was?

Für die Fitnesscracks, die eh alle Geräte zu Hause haben, im Lockdown gut mit Youtube-Videos trainieren oder in den Park zu Calisthetics gehen, die bei Regen und Schnee draußen laufen, ist Ringfit Adventure sicher nichts.

Wer sich schwer zu Sport motivieren kann und auf die Maskierung als Spiel anspringt, oder wer angesichts der Omikron-Welle eine Trainingsalternative im Wohnzimmer sucht, kann sich Ringfit Adventure auch mehr als zwei Jahre nach Erscheinen noch zulegen. Momentan sind die Preise auf Second-Hand-Plattformen wieder annehmbar.

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