FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Marco Kleebauer und Lukas Maletzky im Proberaum

Alex Gotter

LUEK & Marco: Wenn das Lachen zur Musik wird

Zwöf Songs in neun Tagen. Schreiben, Aufnehmen, Produzieren. Lukas Maletzky, Sänger von Naked Cameo und Musiker und Produzent Marco Kleebauer haben mit „Yada Yada Yada“ ein wildes, buntes, rohes und kraftvolles Album geschrieben und sind damit unser FM4 Soundpark Act im Februar.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Listen to this: Yada, Yada, Yada - I’m really tired today...

Mit diesem Sprachsample aus einer amerikanischen Serie starten Lukas Maletzky und Marco Kleebauer ihr Album. Die im Hintergrund zu hörenden Lacher der Sitcom sind schon ein Hinweis darauf, was folgen wird. Nachdem die gesampelten Auszüge über funkigen Krautrockbeat und grummelnder Bassgitarre von Werbung und dem Leben erzählen, werden plötzlich mit geschrienen Vocals, stark verzerrten Gitarren und Bässen und trashigem Schlagzeug die Gehörgänge anständig durchgeputzt.

Was LUEK & Marco Kleebauer, die beiden österreichischen Musiker und Produzenten, mit „Yada Yada Yada“ geschaffen haben, ist nichts weniger als ein aberwitziges, herrlich entfesseltes, etwas verhuschtes und gleichzeitig geniales Stück Indiepoprock. Und das kam so.

Mit „Rimgo-Starr“ auf einen Kaffee

Sie kennen sich schon über 10 Jahren. Marco Kleebauer, der bei Leyya und Sharktank spielt, für Bands wie Bilderbuch und Oehl produziert hat, hat mit Lukas Maletzky, Sänger und Gitarrist bei Naked Cameo, schon für das Projekt Daffodils einige Stücke geschrieben. Bei dieser Kollaboration haben sie ihren inneren Verrücktheiten und ihrer musikalischen Spontanität jedoch nicht so richtig Ausdruck verleihen können.

Marco Kleebauer und Lukas Maletzky

Alex Gotter

Jetzt war der Zeitpunkt da, ein eigenes, größeres Projekt zu machen. Ursprünglich wollten sich die beiden auf einen Kaffee in Marcos Studio treffen. Gekommen ist dann alles anders, als Lukas sich die Gitarre geschnappt hat und die beiden einfach losgelegt haben. Innerhalb von neun Tagen sind so zwölf Songs entstanden. Wie in einem Rausch. Dabei funktioniert diese Musik nach eigenen Spielregeln.

Marco Kleebauer: „Ich habe immer geglaubt, dass ich meine Musik ‚fixen‘, also reparieren muss. Dabei ist der Fehler erlaubt. Man kann ihn sogar umarmen. Er macht die Musik zu etwas Besonderem. Die dabei entstehende Rauheit unterstützt die Musik. Zum Beispiel haben wir für einen Song das Mikrophon auf den Gang gestellt und das s Schlagzeug eingespielt. Und das war dann der Sound.“

Lukas Maletzky: „Am Ende des Tages ist es Musik und es ist immer ein organisches Ding. In mir kommt dann der innere Nerd zum Vorschein, da ich Platten liebe, wo man Fehler heraushört. Bei den alten Aufnahmen, bei denen mit Bandmaschinen nicht alles sauber geschnitten werden konnte, hörst du es halt, wenn Ringo von den Beatles mal auf den Rand der Snare-Trommel haut. Und heute redet man dann drüber - Hey, kennst du die Aufnahme, wo Ringo auf den Rim haut?“

Macro Kleebauer: „Deshalb nennt man ihn auch Rimgo-Starr.“ (beide lachen)

Apropos Fehler und Bandmaschinen: Für die Produktion des Albums hat sich Marco Kleebauer eine ganz alte, „ein bisschen kaputte“ Bandmaschine aus den 70er Jahren besorgt. Dann hat er die Aufnahmen auf die alten, mitgelieferten Tonbänder überspielt. Die ursprünglich auf den Bändern zu hörende, klassische Musik hat sich nicht zu 100% überspielen lassen. Und so hört man noch - wenn man ein ganz feines Gehör hat - in den ganz tiefen Frequenzbereichen ein bisschen Bach-Musik durch. Vielleicht finden deshalb die Songs viel Anklang, wie Lukas lachend anmerkt.

Musikalische Intuition, Sozialisation und viel Lachen

Lieder wie „EU Breakfast“ machen viele der Einflüsse hörbar, die Marco Kleebauer und Lukas Maletzky im Laufe ihres Lebens so gesammelt haben. Für ihr Projekt LUEK & Marco Kleebauer haben sie ihre musikalische Sozialisation mit spielerischer Intuition in die Songs einfließen lassen. Da gibt es den guten, alten Grunge genauso zu hören wie Anleihen an den frühen Beck, aber auch härtere Klänge. Bei dem wild dahinstolperndem Noise-Gewitter des „Birdsong“ kann man fast schon Parallelen zu dem Experimental-Rock-Projekt Fantomas von Mike Patton ziehen. Gerade dann, wenn die Spatzen von den Dächern schreien.

Marco Kleebauer und Lukas Maletzky im Proberaum

Alex Gotter

Hatten sichtlich und hörbar eine Menge Spaß im Studio: Lukas Maletzky und Marco Kleebauer.

Lukas Maletzky: „Bei diesem Song haben wir versucht, die generischsten Rock-Lyrics zu schreiben, die es gibt. Das ist ganz gut gelungen mit Sätzen wie ‚It was a beautiful day outside - and I put on my shoes...‘“ (beide lachen)

Marco Kleebauer: „Und allein durch den Titel ‚Birdsong‘ hat man ein Bild im Kopf, wie es klingen wird. Dann singt Lukas davon, dass die Vögel den Blues haben und die pfeifen eben nicht, sondern schreien von den Bäumen...“

Es ist der Song, bei dem Marco Kleebauer und Lukas Maletzky am meisten gelacht haben. Marco ergänzt noch, dass er noch nie in seinem Leben so viel gelacht habe, wie in den neun Tagen des Songschreibens. Dieser Spaß, diese ungezwungene Art und Spiel- wie auch Experimentierfreude hört man jedem Song an.

Selbst dann, wenn es mal ein langsameres Stück sein muss, wie „Biznes with you“. Eine psychedelisch, herrlich dahin-swingende Ballade, bei der sich - wie bei vielen der Songs - die Vocals von Marco und Lukas abwechseln. So sind auch die Texte zwar im selben Raum, aber oft „unabhängig“ voneinander entstanden. Das merkt man bei „Biznes with you“ recht gut, wenn Marco davon singt, dass von der Beziehung nicht mehr viel übrig geblieben ist und Lukas von frischer Verliebtheit schwärmt, was sich schon mal durch aberwitziges Katzenmiauen äußern kann. Da wären wir dann wieder beim Lachen, das aus den beiden hervorbricht, wenn man Katzen vor dem Mikrophon nachahmt.

Die Kunst, sich selbst nicht wichtig zu nehmen

Was hier nach reinem Spaß und blitzschnell entstandener Session klingt, darf nicht dazu verleiten, zu glauben, hinter all den Songs stecke keine Arbeit. Vielleicht nicht Arbeit im engeren Sinne des wochenlangen Songschreibens, monatelangen Ausproduzierens und Perfektionierens. Die Arbeit, die die beiden Musiker für dieses Projekt geleistet haben, ist in den vielen Jahren davor schon passiert. Alles, was die beiden musikalisch und technisch bis dahin erlernt haben, steckt in jeder einzelnen Note. Nur haben sie diese Erfahrungen diesmal ganz unbewusst einsetzen können. Kein großes Planen, kein Aushirnen, welche Songfolge man macht. Sondern aus dem Moment heraus ist entschieden worden, was gerade passt und im Fluss des Entstehens angesagt ist, der sich dann so über die Aufnahmen ergossen hat.

Natürlich weiß Marco Kleebauer auch ganz genau, was es braucht, um solche Songs trotz räudigen Sounds gut und ausgewogen klingen zu lassen. „I have no friends“ zum Beispiel ist dicht verwoben und trotzdem sehr direkt, mit einem "ich singe zur verzerrten Gitarrenlinie“-Weezer-Twist und spaßigem Refrain, der ein bisschen an Smashmouth erinnert. Der Song transportiert auch den lyrischen Tenor des Albums. Es geht vermehrt ums Beenden von Beziehungen und um die Frage, wer die wirklichen Freunde sind und welche selbst in schwierigen Situationen bleiben.

Albumcover "Yada Yada Yada" von LUEK & Marco Kleebauer

Alex Gotter

Ein anderer Aspekt des Albums ist das „nicht erwachsen werden“ und sich deshalb aber nicht zu verurteilen. In „I ate a lot of crap today“ beschreibt Marco Kleebauer das Phänomen, das wir wohl alle kennen: Man will sich gesund ernähren und am Ende des Tages hat man dann doch zu viel Junk Food in sich hineingestopft. Noch dazu ist das bei Marco Kleebauers Diabetes-Erkrankung nicht gerade eine gute Idee, solche Tage zu haben.

Die versöhnende, aber durchaus doppelbödige Nummer „It’s Okay“ liefert dann auch gleich die Verarbeitung solcher „Verfehlungen“. Wenn Lukas und Marco mit Kopfstimme singen „he’s got diabetes - ah but it’s okay“, dann ist es ein „Sich mit der Situation anfreunden und trotzdem das Leben genießen“. In der Strophe jedoch macht Marco uns klar, dass es vor allem um unsere zwischenmenschlichen Beziehungen geht, wie wir und andere mit unseren Unzulänglichkeiten und Krankheiten umgehen.

we can talk about anything you want to - you call me call me sweety - cause I never confront you
( „It’s Okay“)

Es stecken viele Referenzen in den 12 Songs, viele liebevolle Details, sowohl lyrisch, als auch musikalisch. Gleichzeitig besticht das Album durch seine Unmittelbarkeit. Die rohe Energie und der Spaß, den die beiden dabei hatten, sind in jeder Minute hörbar. Warum das alles so gut funktioniert hat, ist schlussendlich auch die Grundeinstellung der beiden Musiker: sich selbst nicht allzu ernst oder wichtig zu nehmen, um so dem inneren Spirit folgen und ganz im Tun und im Moment aufgehen zu können. Darauf verweist wohl auch der Titel des Albums „Yada Yada Yada“ - was so viel wie „bla bla bla“ bedeute - und das ist jeben genau die Art von Humor der beiden, die ihre Musik so erfrischend und großartig macht.

Aktuell: