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Sleep Sleep alias Pieter Gabriel im Portrait

Pieter Gabriel

Neue Musik von Sleep Sleep, doppelfinger, Pauls Jets, u.v.m.

Vom Verstecken, der Angst alleine zu sein, vom Herz an- und Kopf ausschalten. Das sind die neuen Videos und Singles aus Österreich und ein Ausblick auf den FM4 Geburtstag und den Amadeus Award.

von Andreas Gstettner-Brugger

War es Anfang des Jahres noch recht ruhig um die heimische Szene bestellt, so überschlagen sich jetzt die Ereignisse. Da wären zum Beispiel die Top 10 des FM4 Protestsongcontests 2022, unter anderem mit einem Lied von Sir Tralala, das den pikanten Titel „Querdenker Blues“ trägt. Wer den Contest gewinnen wird, werden wir am 12. Februar dann live miterleben im Radio und als Stream.

Conchita hält einen Amadeus Award

Amadeus Awards

Ein anderer „Contest“ geht auch in die alljährliche Vorentscheidungsrunde. Für den FM4 Award bei den Amadeus Austrian Music Awards sind wieder zwanzig Künstler*innen und Bands nominiert. Neben etablierten Sänger*innen wie Mira Lu Kovacs oder James Hersey sind auch die jungen Stimmen durch adaolisa oder verifiziert vertreten. Die Auswahl ist wie jedes Jahr schwer. Aber ihr schafft das, aus diesem großartigen Pool die Top 5 zu küren. Zeit ist bis 1. Februar, 10 Uhr. Also nichts wie ab zum Voting!

Und ihre Lieblingssongs gewählt haben Origami Punani und daraus einen schönen Sonntagsmix gemacht. Hier sind die Videos der Songs aus dem FM4 Gästezimmer. Und das bringt uns zu dem „Videomix“ der neuesten heimischen Veröffentlichungen.

Sleep Sleep - „Knives“

Das leuchtend grelle Plakat des 1988er Films „Cocktail“ in der oberen Ecke des animierten Videos von „Knives“ ist ein liebevoller Querverweis in die musikalische Welt von Pieter Gabriel alias Sleep Sleep. Die sich langsam drehende Bandmaschine rechts vom großen Fenster, aus dem man einen eindrucksvollen Blick auf eine „japanische“ Großstadt hat, repräsentiert die warmen Beats und sanften Synthie-Klänge der bunten Klanglandschaft von Sleep Sleep.

Es ist ein ausgesprochen poppiger Track geworden, der zusammen mit dem Ambiente-Instrumentalstück „10/10 Dream“ veröffentlicht worden ist. Diesmal hat sich Pieter Gabriel, der alles selbst produziert, Unterstützung von Grammy-Award-Gewinner Ben H. Allen III aus Atlanta bekommen, der die Nummer gemischt hat. Er versteht es,dem melancholischen Touch, der immer wieder durchblitzende Miami-Vice-Romantik und der zeitgeistigen Popgröße den letzten Schliff zu geben. Ein wunderbares Stück, dass Lust auf mehr macht.

doppelfinger - „how to hide“

Schon die ersten verhallten, atmosphärischen Klanglandschaften nehmen gefangen, berühren das Herz. Clemens Bäre alias doppelfinger befindet sich mit seiner neuen Single „how to hide“ in bester Tradition eines Elliott Smith, so gefühlvoll, zart und zerbrechlich ist die Stimme, ist die Stimmung und die Instrumentierung des Songs. Diese Fragilität zeigt sich auch in den Lyrics, geht es doch um das „sich verstecken“. Die Angst ist die Triebfeder. Angst vor dem Verlassen werden, Angst, abgelehnt zu werden. Also gibt man nach außen hin lieber etwas anderes vor, als man im Inneren vielleicht spürt und belügt sich damit selbst.

Im Video arbeitet er am „letzten“ Versteck, schaufelt ein tiefes Loch und lässt offen, ob er nur mit der Idee spielt, dieses „Versteck“ auch wirklich zu nützen. Ein unglaublich starker, eindringlicher, melancholischer, aber auch mutiger Song, der Hoffnung gibt, dass wenn man sein Innerstes zeigt, nicht das befürchtete eintritt, sondern die Seele ein Stück weit heilen kann.
Wir sind gespannt, welche Songs Clemens Bäre alias doppelfinger uns auf seinem Debüt präsentieren wird, das im März erscheint. Mehr zum Song und wer auf der Aufnahme mitgewirkt hat, könnt ihr bei unserem „Song zum Sonntag“ nachlesen.

Pauls Jets - „Baby“

Auch Pauls Jets kanalisieren die Angst vor dem Alleinsein in einen Song. Hier ist es jedoch ein sanftes, soulig-poppiges Liebeslied. Es handelt von kleinen Momenten, die man im Alltag oft übersieht oder die schon zur Gewohnheit geworden sind. Durch diesen Fokus entsteht eine warme, liebevolle Atmosphäre. Die Handys, die am Nachtkästchen auf Flugmodus geschalten liegen, im Kopf fährt die letzte U-Bahn in die Station und man wünscht sich, dass der geliebte Mensch neben einem noch nicht schläft.

Die Sehnsucht, diese Momente für immer festzuhalten, darüber haben Pauls Jets das Lied „Baby“ geschrieben. Im Pressetext dazu steht, dass afroamerikanische Musiker*innen in den 50er Jahren das Wort „Lord“ in ihren Texten mit „Baby“ ausgetauscht haben und so aus Gospel über Rhythm & Blues dann der Soul entstanden ist. Im Fall von Pauls Jets wäre es spannend gewesen, in diesem Song „Baby“ mit „Lord“ auszutauschen. Ob dann statt dem souligen Timbre der Nummer ein Gospeleinschlag gefolgt wäre? Ein schönes Liebeslied wäre es auf alle Fälle geblieben.

Amelie Tobien - „Ocean Girl“

Aufbrechen, zu neuen Ufern, Neues erleben, die Reise antreten - Wünsche, die wir alle immer wieder in unseren Herzen tragen. Bis zur Umsetzung gibt es jedoch oft das Tau, an dem wir uns selbst zurückziehen, zurückhalten. Und dann die Veränderung doch nicht angehen. Ein allzu menschliches Phänomen, bei dem man trotz der entstehenden Frustration doch liebevoll mit sich umgehen sollte. Denn dann funktioniert es eher, das Seil zu kappen und einen Neustart zu wagen. Dann wird man zum „Ocean Girl“, von dem die österreichische Folk-Sängerin Amelie Tobien hier singt. Es ist die erste Single nach ihrem Debüt „We aimed for the stars“ und ist recht poppig und beschwingt geworden und erinnert streckenweise an Phoebe Bridgers. Und das ist bekanntlich eine sehr gute Referenz.

Okfella feat Bibiza „Kopf aus Herz an“

Die Rapper Okfella und Bibiza machen gemeinsam das, was wir alle öfter am Tag tun sollten. Der Track „Kopf aus Herz an“ animiert uns mit tanzbaren Beats, starkem Drive und gutem Flow einfach der Intuition, dem Moment und dem gerade vorherrschendem Impuls zu folgen. Wenn man diesen Song hört, dann kann man eigentlich gar nicht anders, als dem Impuls der Tanzbeine folgen. Auch wenn es inhaltlich auch eine dunkle Nummer ist, bei der die beiden versuchen, durch das Anschalten des Herzens wieder etwas zu spüren und aus dem Loch rauszukommen. Vielleicht kann das Tanzen auch wieder Kopf und Herz mehr in Einklang bringen.

Auch gut und gut zu wissen

  • Alle schwärmen von ihm - vollkommen zu Recht. Der neue, junge Shootingstar am heimischen Singer/Songwriter-Himmel Oskar Haag hat eine knapp zwanzigminütige „Buttersession“ aufgenommen, mit viel Emotion vorgetragen und in schönes Licht getaucht.
  • Die Band Werckmeister veröffentlicht die Single „Die Unendlichkeit“ inklusive „Hasenvideo“ bevor im Februar das Album veröffentlicht wird. Irgendwo zwischen Udo Lindenberg, Indie-Pop und Singer/Songwriter wandelt die Wiener Band bei diesem Stück auf eigenem Soundweg.
  • Der Posthof in Linz feiert wieder sein „Heimspiel“. Die Konzert- und Kulturveranstaltungsreihe, die bis in den März hineingeht, hat die Familie Lässig, Kreiml & Samurai, den Blonden Engel, RaDeschnig und noch viele mehr geladen. Los gehts morgen Mittwoch mit Gabriele Deutsch, sie spielt das Programm „So oder so - Hildegard Knef“.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Sie verschwenden ihre Tage nicht, sondern schreiben stattdessen schönen Indie-Rock. Die Band NOW verschreibt sich auf „Wastin’ Days“ den großen Popgesten.
  • Spricht sich selber Mut zu. Der Track „Ok Ok“ von Gola Gianni ist eine trippige Perle, auch wenn man den Großteil der Lyrics schwer versteht, aufgrund des murmelnden Styles.
  • Nach ihrer großartigen Single „Hey, It’s Me“ vor etwa zwei Monaten wird Sängerin Nnoa Ende der Woche eine neue Single herausbringen. Die Single „Compliments“ ist dunkler und hat eine politische Aussage: Nnoa macht auf das Problem des „Catcalling“ aufmerksam und macht sich dafür stark, sich als Frau nicht alles gefallen zu lassen.
  • Morgen veröffentlicht Toby Whyle seine neue Single „Maze“. Eine starke Popnummer mit rockigen Gitarren und dem Bestreben, seinen eigenen Weg in verwirrenden Zeiten zu finden.
  • Der neueste Streich von B.Visible ist die instrumentale Nummer „Planes“. Ein geschmeidiges und sanftes Groove-Stück mit vielschichtigen Sounds und Samples.
  • Letzten Donnerstag hat Lisa Schneider im FM4 Soundpark die neue EP von Crack Ignaz vorgestellt, Amelie Tobien spricht über ihre neue Single, Donna Savage stellt ihren „harten Rap“ vor und Michael Fiedler führt durch die TOP 10 Auswahl für den FM4 Protestsongcontest mit Lupin und Manuel Normal.
  • Und in der FM4 Soundparknacht am Sonntag durfte ich Euch schon das neue Album von LUEK & Marco Kleebauer vorstellen, Alexandra Augustin hat Soundpark Act des Monats Jänner Oxyjane interviewt und es gibt das neue Album der Familie Lässig „Eine heile Welt“ in einem Mix zu hören.

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