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Screenshot aus dem Computerspiel "Please, Touch The Artwork"

Studio Waterzooi

In „Please, Touch The Artwork“ wird abstrakte Kunst zum Game

Man kennt das Problem aus Museen: alles anschauen, nichts angreifen; alles bewundern, nichts ausprobieren. Für Kinder wird diese haptische Barriere immer öfter durchbrochen, doch auch Erwachsene sollten in den Genuss buchstäblich greifbarer Kunst kommen. Deshalb gibt es nun „Please, Touch The Artwork“, wo bekannte abstrakte Gemälde auf Puzzlegame treffen und wo wir definitiv hingreifen können.

Von Robert Glashüttner

Videospiele haben viel mit Kunst oder zumindest Kunsthandwerk zu tun. Manche meinen, Games seien sowieso von sich aus Kunst. In jedem Fall benötigt so gut wie jedes Videospiele eine künstlerische Vision, einen erkennbaren Look. Es stellen sich eher früher als später Fragen wie: Welchen Grafikstil möchte ich verwenden? Wie soll diese virtuelle Welt und die Figuren darin aussehen? Und das sind nur mal die visuellen bzw. bildnerischen Aspekte von Kunst.

Aber keine Sorge, an dieser Stelle gibt es keine ausschweifende Analyse von Kunsthandwerk und künstlerischer Schöpfung in Bezug auf digitale Spiele. Stattdessen machen wir aus dem Spätwerk des niederländischen Malers Piet Mondrian ein Computerspiel fürs Smartphone. Genauer gesagt ein Puzzlegame, das wir direkt auf drei seiner Gemälde - und dutzenden Variationen bzw. Remixes davon - spielen.

Das klingt erstmal ein bisschen sonderbar, doch in Wahrheit ist das Prinzip dahinter schnell verstanden. Man kennt es etwa aus der Mode: Yves Saint Laurent hat vor über 50 Jahren dieselben Mondrian-Werke zu tollen Kleidern gemacht, und dasselbe Prinzip hat der belgische Gamedesigner Thomas Waterzooi nun in seinem Puzzlespiel „Please, Touch The Artwork“ angewandt.

Gerade Linien, rechte Winkel, Primärfarben

Der künstlerische Werdegang von Piet Mondrian ist ziemlich abwechslungsreich: Begonnen hat er ums Jahr 1900 herum mit impressionistischen Werken, aber schon gut zehn Jahre später hat er sich erstmals der abstrakten Malerei zugewandt. „Please, Touch The Artwork“ fokussiert hauptsächlich aufs bekannte Spätwerk, wo gerade Linien, rechte Winkel und Primärfarben zum Einsatz kommen.

Screenshot aus dem Computerspiel "Please, Touch The Artwork"

Studio Waterzooi

Eigentlich besteht das ganze Spiel nur aus drei Mondrian-Werken: „Komposition mit Rot, Gelb, Blau und Schwarz“ aus 1921 (Bild ganz oben), „Broadway Boogie Woogie“ (Bild oben) sowie „New York City I“ (Bild unten) – beide aus 1942. Jedem dieser drei Bilder ist in „Please, Touch The Artwork“ ein eigenes Puzzlespiel gewidmet: Beim erstgenannten geht es darum, unterschiedlich große und verschieden verteilte Rechtecke mit bestimmten Farben zu füllen. Beim zweiten Puzzle müssen Boogie und Woogie - zwei unterschiedlich aussehende Quadrate - Routen durch eine Quasi-Stadtkarte finden. Und schließlich wird aus dem New-York-Gemälde ein Labyrinth, in dem wir quer verstreute Steine und anschließend den Ausgang finden müssen.

„Please, Touch The Artwork“ von Studio Waterzooi ist für Android und iOS sowie auch für Windows und Mac erschienen.

Zu jeder dieser drei Rätselmechaniken gibt es rund 50 verschiedene Levels. „Please, Touch The Artwork“ bündelt also eigentlich drei Puzzlegames in einem. Mit künstlerischem Mehrwert, selbstverständlich. Im Vergleich gefällt mir das urbane Routenfinden am besten, weil sich hier Experiment und Analyse ständig abwechseln, und abgesehen davon wird eine nette Story von zwei sich Liebenden im Großstadtdschungel erzählt. Das Rätselprinzip mit den Farbflächen ist auch eine gute Idee, fühlt sich aber nach einer Weile wie eine zwar intuitive und hübsche, aber doch immerwährende Matheaufgabe an. Das Labyrinth wiederum ist eher eine gemütliche Zen-Übung, die mehr entspannte Beschäftigung als wirkliche Herausforderung bringt. Doch auch das hat seinen Reiz.

Screenshot aus dem Computerspiel "Please, Touch The Artwork"

Studio Waterzooi

„Please, Touch The Artwork“ ist ein buchstäblich buntes Rätselpaket, mit dem man auch problemlos Games-skeptische Menschen anlocken kann.

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