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Peter Doherty & Frederic Lo

Peter Doherty & Frederic Lo

Pete(r) Doherty - clean und voller Kraft

News, News, News aus Großbritannien und Frankreich: Peter Doherty und Frédéric Lo kündigen die Veröffentlichung ihres Albums „The Fantasy Life of Poetry & Crime“ an. Am 18. März ist es soweit. Pete Doherty - er hat in den Nuller Jahren mit seiner Band The Libertines begeistert und danach Projekte wie Babyshambles gemacht - hat FM4 schon ein wenig dazu verraten.

Von Eva Umbauer

„You Can’t Keep It From Me Forever“ heißt der neue Song aus dem Album, der zuletzt vorab veröffentlicht wurde. Einen weiteren Track, den Titelsong des Albums, „The Fantasy Life of Poetry & Crime“, gibt es bereits.

Das Video zu „You Can’t Keep It From Me Forever“ wurde in einem Bunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs in der Normandie gedreht. Im Song geht es darum, dass es da etwas gibt, was man vielleicht nicht für immer von Pete Doherty fernhalten kann. Er meint damit Drogen, obwohl der Inhalt des Songs natürlich letztlich größer angelegt ist, etwa auch von der Liebe handeln könnte.

Zum Glück ist Pete nach langer und von der Öffentlichkeit meist gierig mitverfolgter Sucht nun schon eine ganze Weile clean, was ihm wirklich sehr gut steht. Pete, oder jetzt lieber, ganz erwachsen, Peter, ist ein freundlicher und höflicher Gesprächspartner. Er ist charmant, witzig, klug, wach, nachdenklich. Peter Doherty kommuniziert gut und man hört ihm wirklich gerne zu. Genauso ist das auch mit seinen neuen Songs, die er zusammen mit einem französischen Musiker gemacht hat.

„I’ve been clean since December 2019, so at the time of writing ‚You Can’t Keep It From Me Forever‘ I was really white-knuckling it with the drugs and feeling like it would only be a matter of time before I went back to it. It hasn’t turned out to be that way, but there was that kind of kicking out at the new way of being clean and feeling like it was temporary. You can apply that to any kind of yearning, but to me it was specifically about that. Time passed, and I’ve managed to somehow keep on the straight and narrow, if it is indeed straight and narrow.“

„The Fantasy Life of Poetry & Crime“ ist eine weitere betörende Vorabsingle zum neuen Album des sehr produktiven Künstlers Peter Doherty, der sich über die Kritiker*innen hinwegsetzt, die ihn abgeschrieben haben, und sein wahrscheinlich bisher bestes Werk vorlegt. Peters clevere Lyrik in Kombination mit Frederics frankophonen musikalischen Arrangements ist eine richtig himmlische Verbindung. Bei dem Titelsong des Albums gibt Peter Doherty den frankophilen Crooner, der schon immer eine Beziehung zu französischsprachigen Songs hatte, etwa denen des großen Belgiers Jacques Brel.

Das Album wurde während des ersten Lockdowns geschrieben und dann von Frédéric Lo produziert. Aufgenommen wurde es im kleinen Ort Étretat in der Normandie, an der Küste mit den berühmten Felsentoren, und im Water Music Studio in Paris. Alle Texte stammen von Peter Doherty und der Großteil der Musik von Frédéric Lo. Letzterer ist ein französischer Musiker, Komponist, Arrangeur, Produzent und Singer-Songwriter. Der in Paris lebende Frédéric ist Solokünstler und vor allem auch bekannt für seine Arbeit mit französischen Namen wie Daniel Darc - er war in der 80er-Jahre-Band Taxi Girl, zusammen mit dem französischen Producer Mirwais -, der Electropop-Band Pony Run Run oder den Songwritern Maxime Le Forestier und Alex Beaupain.

Pete Doherty lebt seit über zwei Jahren in Étretat, zusammen mit seiner Frau Katia de Vidas, die die Keyboarderin in seinem Bandprojekt The Puta Madres ist. Nach der letzten Tour mit den Libertines ließ er sich in der Normandie nieder. Er liebt seinen kleinen Ort, auch wenn ihm Großbritannien manchmal fehlt. Es war seit der Pandemie eben alles nicht einfach, zusätzlich zur Tatsache, dass das Leben von Peter Doherty ohnehin nicht unkompliziert ist.

Neue Libertines-Songs sind in der Entstehung, im ostenglischen Küstenort Margate, wo die Band ein Studio hat. Eine neue Generation möchte die Libertines kennenlernen. Das freut die Band natürlich, und „frech“, wie Pete Doherty ist, meint er, ein wenig Extrageld via die Libertines schade ja auch nicht. Stimmt, werfe ich ein, dann ist ja vielleicht sogar das Orchester, welches auf dem neuen Album zu hören ist, auf Tour mit dabei. Das wäre schön, denn was sind schon Streicherparts, die aus dem Synthesizer kommen. Eine Violine oder ein Cello oder gar beides wird sich wohl ausgehen, mit oder ohne Libertines-Geld.

Frédéric Lo hatte sich an ihn gewandt, ob er bei einem Song mitmachen wolle, es ging um einen Spoken-Word-Teil eines Projekts zum verstorbenen französischen Sänger Daniel Darc. Pete machte es. So entstand seine Zusammenarbeit mit Frédéric, die jetzt in einem kompletten Album gemündet ist. Aus einem Song wurde ein zweiter, ein dritter, ein vierter und so weiter.

Pete Doherty vertraute Frédéric Lo, ist ja nicht so einfach, jemandem zu vertrauen, wenn man Pete Doherty ist. Aber, so meint Pete, auch er ist dafür dankbar, dass ihm Frédéric vertraute. Denn was wäre gewesen, wenn es einfach nicht geklappt hätte, wenn er, keine Texte mehr hinbekommen hätte, an der simpelsten Melodie gezweifelt hätte, denn Zweifel hatte Pete Doherty in den letzten Jahren oft, ob ihn die kreative Muse noch küssen würde oder ob es vielleicht einfach vorbei wäre.

Tief im Inneren wusste er aber immer, es passt irgendwie noch, und seit er clean ist, noch vielmehr. Auch wenn einer der neuen Songs davon handelt, dass ihm der Lockdown den Boden unter den Füßen wegzuziehen drohte, nämlich das Stück „Far From The Madding Crowd“, in dem er singt: „They closed down all the bars and all the festivals, so how am I supposed to sing my song, the only place I belong.“ Nicht einmal auf der Parkbank bei ihm zuhause im Dorf in der Normandie konnte er sitzen und etwas singen und Gitarre spielen, erinnert sich Pete Doherty im FM4 Interview.

Wo andere Musiker*innen darauf Wert legen, dass ihre zwar während der Pandemie entstandenen neuen Alben dennoch keine Covid-19-Platten sind, bezieht sich Pete Doherty durchaus klar darauf, etwa mit Songtiteln wie „The Epidemiologist“ oder „Yes I Wear A Mask“. Hinter der Maske, so singt er dann aber, versteckt er „all my crimes“. Die vielen „Schandtaten“ des Pete Doherty. Er grinst. Mit „crimes“ meint er nicht richtig Böses, nichts, das, wie er sagt, „evil“ ist, sondern er bezieht sich mit diesen „crimes“ eher auf den Anti-Hero, auf ein Außenseitertum, auf ein Nicht-Dazugehören, weil man die Dinge einfach anders angeht, ok, „being a little bad, but without being evil“, lacht er, der nun wieder eher Pete als Peter ist - Rock’n’Roll eben. Oder wie Robin Hood meets Sherlock Holmes, wie Arsène Lupin, der fiktive Meisterdieb.

Wann immer es möglich war, fuhr Frédéric von Paris hinunter nach Étretat zu Pete, um an den Songs zu arbeiten. Die beiden saßen dann am großen Küchentisch, jeweils einer an einem Tischende, und die Tür war offen zwecks frischer Luft. Pete hatte Lyrics und Melodien, Frédéric hatte musikalische Vorschläge mit dabei, die man dann besprach. Irgendwann waren zehn Songs geschrieben und komponiert. Dann ging es an das Aufnehmen. Ohne den besonnenen Frédéric Lo, gibt Peter Doherty unumwunden zu, hätte er das alles eher nicht geschafft.

Der Franzose hat wahrlich große Arbeit geleistet und so etwa Songs ermöglicht wie „Rock’n’Roll Alchemy“, welcher eine Hommage an einen toten Freund ist, und „Abe Wassenstein“ (wieder eine Hommage von Peter Doherty an einen alten Freund, nämlich den vor ein paar Jahren im Alter von 33 Jahren verstorbenen Alan Wass, mit dem Peter den Song „Hired Gun“ gemacht hat) und Songs wie „The Monster“, „Glassblower“ oder „Keeping Me On File“.

Peter Doherty & Frederic Lo

Peter Doherty & Frederic Lo

„The Fantasy Life Of Poetry & Crime“ von Peter Doherty & Frédéric Lo erscheint am 18. März 2022 via Peter Dohertys eigenem Plattenlabel Strap Originals, wo etwa auch die Band Trampolene ihre Musik veröffentlicht.

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