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Ein Bub liegt auf einer Wiese und schaut in den Himmel. Eine junge Frau liegt auf einem Bett.

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Coming-of-Age-Filme: Schönheit und Schrecken der Pubertät

„Erwachsenwerden“ lautet das Thema von „Hallo FM4“ diesen Sonntag. Aus diesem Anlass einige Pflichtfilme, die von Hormonschüben, erwachender Sexualität und Mobbing erzählen.

Von Christian Fuchs

Coming-of-Age-Filme gibt es viele. Seit James Dean in den 50er Jahren zum jugendlichen Rebell einer ganzen Generation mutierte, stürzt sich nicht nur Hollywood auf die sozialen und inneren Probleme junger Menschen. Lassen wir Klassiker wie „Stand By Me“, „The Breakfast Club“ oder „The Outsiders“, allesamt aus den 80ern, aber mal beiseite. Hier sind vier aktuellere Meisterwerke zum Thema troubled teenager, die man gesehen haben sollte.

Das ganze echte Leben als Film

„Boyhood“ zeigt 12 Jahre im Leben des jungen Mason aus Austin, von seinen schulischen Anfängen bis zu seinem Eintritt ins College. 12 Jahre drehte auch Regisseur Richard Linklater kleine Episoden aus dem Leben des Buben, gespielt von Ellar Coltrane. Ethan Hawke und Patricia Arquette begleiten das Experiment als Leinwandeltern.

Wir folgen Mason durch seine Kindheit, wir sehen ihn älter werden, auch sein Umfeld und die überforderten Erziehungsberechtigten. Gelächter und Frustration, Spaß und Schreiduelle lösen einander ab. Das ganze echte Leben als Film. Oh Boy - und was für ein toller Film.

Die Leichtigkeit von großem Indiepop

„Lady Bird“ heißt das Regiedebüt der Schauspielerin Greta Gerwig, die in diesem vielfach preisgekrönten Werk die eigene Vergangenheit aufrollt. Saoirse Ronan schlüpft in die Rolle einer 17-jährigen Provinz-Träumerin, die sich mit der erwachsenen Welt schwertut. Ein komisches, tragisches, feinsinniges Coming-of-Age-Movie, das mit der Leichtigkeit von großem Indiepop vom Heranwachsen erzählt. Und auch endlich ein Film, der den vielen aufmüpfigen Burschen des Kinos eine trotzige junge Frau entgegensetzt.

Existentielles Drama in poppigen Bildern

Hormonschübe, erwachende Sexualität und vor allem auch Mobbing, das sind die Themen etlicher Coming-of-Age-Filme. Unter all den Streifen über jugendliche Außenseiter*innen ragt ein Film aus dem Jahr 2018 heraus. „Eighth Grade“ ist das Erstlingswerk des genialen Stand-up-Comedians Bo Burnham.

Es geht um eine mit sozialen Phobien kämpfende Achtklässlerin, gespielt von der fantastischen Elsie Fisher, in den letzten Tagen vor ihrem Wechsel an die High School. Abseits sämtlicher Leinwandklischees wird hier die Realität verhandelt. Und die ist schmerzhaft, hart, traurig. Bo Burnham verpackt das existentielle Drama aber in bewusst bunte, leichte, poppige Bilder mit Instagram-Flair. Ein süßes Kinozuckerl mit bitterem Kern.

Abhängen im Los Angeles der 90er Jahre

Und noch ein Spielfilmerstling eines Schauspielers, in diesem Fall des Komikers Jonah Hill. „Mid90s“ dreht sich um den jungen Stevie (Sunny Suljic), der im Los Angeles der titelgebenden Dekade seine Pubertät erlebt und vom desolaten Familienleben in ein Skaterumfeld flüchtet. Wir sehen den schüchternen 13-Jährigen beim Abhängen in seiner Nachbarschaft in Los Angeles. Zuhause warten eine überforderte alleinerziehende Mutter und ein prügelnder Bruder, auf der Straße lauert das Abenteuer.

Viel mehr Story gibt es auch nicht. „Mid90s“ ist kein Pseudo-Indie-Drama, wo die Figuren Lektionen für die Ewigkeit lernen und sich verändern. Die Skaterjungs sitzen herum, reden dummes Zeug, machen Blödsinn, rauchen Joints. Das hört sich etwas langweilig an? Keine Angst, Jonah Hill beweist in seinem Regiedebüt eine Sensibilität, die anderen Coming-of-Age-Filmen fehlt. Ein poetischer, komischer und schockierender Blick zurück, ein Pflichtfilm.

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