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Cate Le Bon, 6.Album "Pompeii"

H. Hawkline

Cate Le Bon und ihr 6. Album „Pompeii“

Die walisische Musikerin Cate Le Bon veröffentlicht mit „Pompeii“ ihr bereits sechstes Album. Entstanden ist es in Cardiff, im Haus von Gruff Rhys von den Super Furry Animals. Cate, die eigentlich in den USA lebt, war durch die Pandemie ausgesperrt worden, also bot ihr alter Mentor erneut seine Hilfe an. „Pompeii“ ist eine Art-Pop-Platte von geheimnisvoller Schönheit geworden.

von Eva Umbauer

Der Name Cate Le Bon begann in Alternative-Music-Kreisen erstmals zu fallen, als die walisische Musikerin als Support-Act von Gruff Rhys auf Tour war. Der Waliser hatte in den 90ern mit seiner Band Super Furry Animals Britpop-Erfolg. Die Super Furries, wie die Band auch liebevoll genannt wird, wurde von Oasis-Macher Alan McGee entdeckt und begeisterte auch eine junge walisische Musikerin namens Cate Timothy.

Cate - der Künstlerinnenname Le Bon war erst nur ein Spaß, in Anlehnung an Simon Le Bon von Duran Duran - wuchs ebenso wie Gruff Rhys mit Walisisch als erster Sprache auf. Gruff, der bei den Super Furries auch immer wieder auf Walisisch singt, und eine andere walisische Band namens Gorky’s Zygotic Mynci, waren wichtige Role Models für Cate Timothy aka Le Bon.

Das erste (Mini-)Album von Cate Le Bon war auf Walisisch, einer alten keltischen Sprache, die in Wales als zweite offizielle Sprache neben Englisch gesprochen wird, die aber dennoch heute vom Aussterben bedroht ist. Seit der allerersten Veröffentlichung von Cate Le Bon sind dreizehn Jahre vergangen, mittlerweile ist sie bei ihrem sechsten Album angekommen, dazu gibt es Platten von ihr unter dem Namen DRINKS - zusammen mit ihrem Partner Tim Presley - oder zusammen mit Bradford Cox von der US-Band Deerhunter. Deren letztes Album hat Cate Le Bon auch produziert, genauso wie das aktuelle Album des auf Island lebenden US-Musikers John Grant. Außerdem hat sie die Bühne schon mit der Velvet-Underground-Legende John Cale, der ebenfalls Waliser ist, geteilt.

Cate Le Bon ist eine Tausendsassa, der der Gitarrenpop, die klassische Songwriter-Musik längst zu eng geworden ist. Mit jeder ihrer Platten hat sie ihr musikalisches Spektrum erweitert, ist außerdem noch Tischlerin, erschafft Möbel aus Holz. Dieses künstlerische Handwerk erlernte sie vor ein paar Jahren im Lake District, einer abgelegenen, wunderschönen Gegend im Nordwesten von England, wo dann auch gleich ihre letzte Platte, das für den britischen Mercury Music Prize nominierte „Reward“, entstand.

Cate Le Bon mag einsame Orte. Sie lebt in der Wüste, gleich außerhalb von Los Angeles, in Joshua Tree, das immer wieder einen Anziehungspunkt für Musiker*innen darstellt. Eine gewisse Einsamkeit hatte auch der Ort, an dem das neue Album von Cate Le Bon geschrieben wurde: Ein Haus in der walisischen Stadt Cardiff, das Gruff Rhys gehört. Er benutzte es während der Pandemie nicht, ließ also Cate darin wohnen und arbeiten, als sie wegen der Situation mit Covid-19 nicht mehr in die Staaten zurückkehren konnte, sozusagen ausgesperrt war. Draußen wütete die Stille der Pandemie, drinnen erschuf Cate Songs wie „Running Away“, „Moderation“, „Dirt On The Bed“ oder „Pompeii“.

Cate Le Bon, 6.Album "Pompeii"

Mexican Summer

„Pompeii“ von Cate Le Bon ist am 4.2.2022 beim US-Plattenlabel Mexican Summer erschienen.

Pompeji war eine antike Stadt in Kampanien am Golf von Neapel, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus verschüttet wurde, die unter der Vulkanasche aber weitgehend konserviert blieb. In seiner etwa siebenhundertjährigen Geschichte wurde Pompeji von Völkern wie den Griechen, Etruskern und Römern bewohnt und geprägt, nach der Verschüttung im Laufe der Zeit aber vergessen. Mit der Wiederentdeckung im 18. Jahrhundert begann die zweite Geschichte der Stadt, in deren Verlauf Pompeji zu einem zentralen Objekt der Archäologie und der Erforschung der antiken Welt wurde. Pompeji ist eine der am besten erhaltenen Ruinen-Städte der Antike. Ihr Schicksal wurde in Kunst und Literatur häufig rezipiert.

Das Cate-Le-Bon Album „Pompeii“ ist eine Art surreale, transzendentale Art-Pop-Meditation. Es fließt Lava. Es geht um Trauer und die Apokalypse, um aktuelle Themen wie den Klimawandel, hört sich aber immer betörend an - mit dem geschmackvollen Saxofon, den dezenten Synths, der komplexen Gitarre, die Cate spielt, und natürlich mit ihrer Stimme, die irgendwo zwischen der legendären Nico von The Velvet Underground und Liz Fraser von der britischen Band The Cocteau Twins angesiedelt ist.

Cate Le Bon schafft auf „Pompeii“ den Seiltanz zwischen herzzerreißender Zärtlichkeit und kühler Distanz. Die Songs sind meist am Bass entstanden, in einem „ununterbrochenen Vakuum“, wie sie sagt. Das Leben - Cates Leben - beginnt erst wieder, sich zu rekonfigurieren. Cate ist jetzt wieder zurück in den USA und produziert dort gerade das neue Album des US-Songschreibers Devendra Banhart.

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