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Ja, Panik

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der song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Ja, Panik - „06:40 (Berlin Counterpoint)“

„Counterpoints“ wird eine neue Doppelsingle von Ja, Panik heißen. Teil 2 erscheint im März, Teil 1 nennt sich „06:40 (Berlin Counterpoint)“.

Von Christoph Sepin

Sie sind wieder da! Im April 2021 haben Ja, Panik „Die Gruppe“, ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht - jetzt, fast ein Jahr später, geht es weiter. Nach Apokalypse, Revolution, Livestream und Backup geht es jetzt um Zusammenhalt und Zeit und Momentaufnahmen. Und die vielleicht beste Uhrzeit, die es gibt, um in der Früh aufzustehen.

Das könnte 6:40 nämlich sein: Gerade früh genug, dass man noch ein bisschen Sonnenaufgang mitbekommen kann, noch ein bisschen Morgentau, Gefühle und Gerüche der Nacht. Da kann man, mit viel Glück, einen ganzen Tag erlebt haben, noch bevor die Sonne am höchsten steht.

Eine schöne Sache am frühen Morgen ist ja bekanntlich die, dass es noch um wenig geht. Dass man noch relativ frei ist von den gesellschaftlichen Zwängen und Erwartungen der späteren Stunden. Manchmal heißt das auch einfach nur aufwachen, sich umdrehen, vielleicht kurz aufstehen und dann zum besten rebound sleep ins Bett zurückkehren.

Oder nach draußen ins Freie gehen und Morgenluft schmecken: „06:40, ich tipp die Zeilen im Gehen, ich bin draußen“, so beginnt Andreas Spechtl seine short story on the go. Und nimmt uns mit, so wie es Ja, Panik mit ihren Geschichten besonders gut können: Es geht um übermütige Tage, um das volle Leben und dann wieder um den comedown und die Pause: „Da will ich alles und dann will ich’s schon nimmer, will verschwinden, dann wieder leben für immer“.

Nicht nur Stimme, auch Melodien, Akkorde, Instrumentierung sind beruhigend, wie man es an Sonntagen oft besonders braucht. Ich steh in der Straßenbahn, du sitzt irgendwo auf einer Insel, und du wiederum bist in der Arbeit und dein Telefon läutet: „I call you, du bist am phone.“ Zuerst Anglizismen, dann Ratschläge: „Andy, it’s easy: Andreas, just treat yourself in a way it doesn’t hurt others.“ Der klassische life advice kann nicht oft genug wiederholt werden, manchmal vergisst man ihn ja unabsichtlich.

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Eine Momentaufnahme, dieses Lied. Ein Augenblick des Glücks, als Song für die Ewigkeit aufgenommen. „Das Leben ist schön, es muss es fast sein und du, du bist es auch.“ Wenn man sich gerade so fühlt, dann kann man nicht anders als das aufschreiben. Oder zumindest ins Telefon eintippen und einer Person schicken, die ganz wichtig ist. Bevor es dann 6:41 wird, und sich die U-Bahnen füllen, und man sich nicht mehr erinnern kann, warum man gerade so glücklich war.

„Counterpoints“ soll eine Paarung von zwei Ja,-Panik-Songs heißen, Teil 2 erscheint im März, Teil 1 ist „06:40“. Der Kontrapunkt ist hier der Gegenentwurf zur großen, oft ärgerlichen, immer seltsamen Welt. Denn egal, was mit der passiert, den einen, schönen Moment hat man zumindest gemeinsam erlebt: „Und wenn alles verschwindet, dann bleiben wir einfach da“, so beginnt die allerwichtigste Zeile, „und rühren uns nicht, du und ich“. Wenn die anderen zur Arbeit gehen, legen wir uns nochmal kurz hin. Bis es wieder 06:40 ist.

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