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Butter mit Buttermesser

CC0 von Sorin Gheorghita on Unsplash

Rezepte einer Serienmörderin: Der japanische Erfolgsroman „Butter“

Bestimmende Themen im Roman „Butter“ der japanischen Schriftstellerin Asako Yuzuki sind Nahrungsmittel wie „Butter“ und eine Serienmörderin. Trotzdem ist das Buch kein Thriller.

Von David Pfister

Japan nimmt in der Pop-Kultur ja schon lange eine wichtige Rolle ein. Von Godzilla bis Pokemon. Auch Mangas sind im internationalen Literatur-Betrieb ein dominanter Aspekt. Aber auch abseits dieser eher grellen Genres wirbelt in Japan in den letzten Jahren eine neue Generation von mehrheitlich Schriftstellerinnen viel Staub auf. Mieko Kawakami oder Asako Yuzuki sind Vertreterinnen einer rebellischen Autorinnengeneration, denen vor allem das Aufbrechen klassischer Geschlechterrollen und Feminismus am Herzen liegt.

Buchcover von Asako Yuzukis Roman "Butter" - eine Frau vor einem großen Butterstück

Blumenbar Verlag

Butter von Asako Yuzuki ist in einer Übersetzung von Ursula Gräfe soeben im Blumenbar Verlag erschienen.

Im soeben auf Deutsch erschienen Roman „Butter“ der japanischen Schriftstellerin Asako Yuzuki beginnt die junge Journalistin Rika, die ein wenig plan-, ratlos und gelangweilt durch ihr Leben taumelt, die berühmte Serienmörderin Manako Kajii im Gefängnis zu besuchen. Kajii hatte eine Reihe älterer Männer mit ihrer Kochkunst verführt und dann ermordet. Die kochende Mörderin wurde daraufhin ein Boulevardblatt-Star in Japan und das ganze Land rätselt über ihre Motive. Denn finanzielle Bereicherung scheint keine Rolle gespielt zu haben. Die Journalistin Rika will dahinter kommen, um ihre schwächelnde Karriere ein wenig anzuschieben, bekommt von Manako Kajii aber nur Interviews gewährt, die Nahrungsmittel und deren Zubereitung zum Inhalt haben.

„’Offen gesagt schmecken diese Nudeln nicht so besonders, wenn man sie ganz normal isst. Es erfordert eine ganz besondere Situation, um ihren Geschmack dramatisch zu verbessern’, sagte Kajii, verstummt und verschlang sie mit ihren großen wilden Augen, während sie genussvoll einen Moment verstreichen ließ. ‚Sie müssen sie unmittelbar nach dem Sex essen. Zwischen drei und vier Uhr morgens. Die Jahreszeit sollte so kalt wie möglich sein. Winter, so wie jetzt.’“

JournalistIn trifft auf exzentrische Serienmörderin, ein filmisch und literarisch so überreiztes Setting, dass man versucht ist, das Buch gleich mal wieder wegzulegen. Aber mit irgendeiner Hannibal-Lector-Thriller-Variation hat „Butter“ gar nichts zu tun. Die kochende Mörderin Manako Kajii schickt die etwas trübsinnige Journalistin Rika auf zunehmend exzentrische kulinarische Abenteuer. Mit beispielsweise der Jagd nach der perfekten Butter und aber auch hemmungsloser Völlerei verhilft Manako ihrer Interviewerin, deren Alltag in eine regelrechte Lebenskunst zu verwandeln.

„Die heiße Flüssigkeit mit dem Aroma von Huhn und Bonito linderte das Kratzen in ihrem Hals. Die milchig duftende, goldene Butter verband Nudeln und Brühe zu einem vollkommenen Geschmackserlebnis. Die Butter schien bis in ihr Innerstes vorzudringen, und warmes Wohlempfinden breitete sich in ihr aus.“

Die Autorin von Butter, Asako Yuzuki wurde 1981 in Tokio geboren. Die Romane der mehrfach ausgezeichneten Schriftstellerin wurden für Fernsehen, Radio und Film adaptiert. „Butter“ ist ihr bisher größter Erfolg und wurde ein Bestseller in ihrer Heimat. Eine sinnliche Geschichte, die die großen Gesten und den Glamour des Alltags und feministische Selbstermächtigung feiert.

„In den vergangenen Monaten habe ich alle Gerichte nachgekocht, die Manako-Kajii zubereitet hat. Ich habe jetzt eine vage Vorstellung davon, warum sich ihre Opfer zu ihr hingezogen fühlten, was sie in ihnen zu befriedigen versuchte und was sie selbst dabei empfand.“

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