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Der Song zum Sonntag: Nilüfer Yanya - „anotherlife“

Anfang März erscheint das neue Album von Nilüfer Yanya aus London. Es wird „Painless“ heißen, „anotherlife“ ist davon schon ein fabelhafter Post-Break-Up-Song.

Von Christoph Sepin

Geh einen Schritt zurück und schau dir einmal an, wo du bist. Und dann geh noch einen zurück und denk nach, ob du da auch sein willst. Und dann dreh dich um und geh weg, wenn es sein muss. Oft weiß man nicht, was man an Beziehungen gehabt hat, bis man sie verlassen hat. Oft weiß man nicht, dass man ja gar nicht mehr in einer Beziehung sein will, wenn man zu tief drinsteckt. Und oft will man einfach gehört werden.

Umdrehen also, neues Leben beginnen: „anotherlife“ heißt der neue Song von Nilüfer Yanya, in dem sie zum Pendel wird: Sie weiß, was gut ist, sie weiß aber auch, was sie gerade will. Beide Dinge müssen nicht immer dieselben sein. Wie schön wäre eine Zeitmaschine, um rauszufinden, welche Entscheidungen denn richtig gewesen sind und welche falsch. Ein anderes Leben, another life, in dem man vielleicht glücklicher ist? Man kann ja auch Lieder drüber schreiben, die helfen meistens. Nicht nur den Autor*innen, auch den Zuhörenden.

Verschwommen im Echo, wie im Traum, zu Beginn die Stimme der Musikerin aus London. Dann wird die Geschichte klarer: „It’s written on your face“, ihre Momentaufnahme. „I let you walk your way“. Ich hab dich gehen lassen und jetzt bereue ich das und wende mein Gesicht ab, von dem was da jetzt Wirklichkeit wird: „I can’t watch, it’s running through my veins, I’m picking up the pace“. Break-Up-Musik at its finest.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Im Jahr 2019 hat Nilüfer Yanya ihr Debütalbum veröffentlicht - „Miss Universe“, der große Titel davon. Zwei Jahre später folgte mit „Inside Out“, einer Sammlung von EPs, der nächste Schritt. Und jetzt, am 4. März, folgt das nächste Album mit dem hoffnungsvollen Titel „Painless“. „The depths of emotional vulnerability“ sollen darauf näher betrachtet werden, „anotherlife“ als neue Single davon, wird der finale Track auf der Platte sein. Ein Abschluss, also.

„In seinem Kern ist das ein Lied darüber, dass man okay mit Dingen sein kann“, so Nilüfer Yanya über den Song. „Und man akzeptiert, dass man da ist, wo man ist“. Abgeklärt und in Kontrolle eigentlich das Grundkonzept, wäre da nicht die eine Zeile. „I’d do anything“, ich würde alles machen. „However, the ‚I’ll do anything‘ line hints at a desperation of wanting to let that be known“. Ich würde alles machen, damit Dinge, wieder so sind, wie sie mal waren. Ich würde alles machen, um verstanden zu werden. Eine allgemeingültige Zeile mit der sich wohl viele des Öfteren identifizieren können, so wie das den meisten großen Popsongs gemeinsam ist.

Ich möchte unbedingt, dass du weißt, dass es mir gut geht: „I want you to believe me that I’m alright, I’ll do anything“. Früher waren solche Songs mal ihrer Zeit voraus, jetzt holt die Welt den Zukunftspop einer Nilüfer Yanya langsam ein. Was die Musik der Londonerin hoffentlich noch bekannter machen wird. Zeilen, wie „I don’t act my age , now you kick my love away“ und „In some kind of way I am lost, in another life I was not“ klingen beim Lesen vielleicht simpel, sind das in der Stimme von Nilüfer Yanya aber ganz und gar nicht. Sondern tragen das gesamte Gewicht einer zwischenmenschlichen Beziehung. Und wie schwierig solche sein können, wissen wir alle. „I want you to believe me that I’m alright“.

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