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Kingdom of the DEAD

Dirigo

Holzschnitt mit Schrotflinte

Der Retro-Shooter „Kingdom of the Dead“ ist allein wegen seines umwerfenden Styles einen Besuch wert.

Von Rainer Sigl

Nur mit schwarzen Linien ein plastisches Bild entstehen zu lassen, das ist große Kunst. Bei Holz- und Linolschnitten schneiden Künstler*innen alles, was im Druck später weiß bleiben soll, mit Meißeln und Messern aus den Druckplatten heraus, bei Radierungen wird für denselben Effekt sogar mit Steinplatten und Säure hantiert. Videospiele haben es da einfacher, denn grafische Effekte lassen sich in ihnen vergleichsweise einfach programmieren.

Im Shooter „Kingdom of the Dead“ sieht alles aus wie eine solche monochrome Druckgrafik oder wie von feinem Tuschepinsel gezeichnet: Eine düstere Welt, wie aus den Illustrationen zu Edgar Allen Poes Werken, alles in Schwarzweiß, bis auf ganz wenige Farbakzente. Auf Screenshots, aber vor allem in Bewegung ergibt das einen tollen Effekt, auch wenn die Größe eines Games-Kunstwerks wie „Mundaun“ dabei nicht ganz erreicht wird. Der Rest des Spiels ist ein bisschen weniger aufsehenerregend.

Husch, zurück ins Grab!

In „Kingdom of the Dead“ bin ich im frühen 20. Jahrhundert als Monsterjäger unterwegs. Die Toten wollen - warum auch immer - die Welt erobern, das muss ich mit Revolvern, Flinten und einem sprechenden Schwert verhindern. Nur Letzteres kann die Höllenportale zerstören, die sich an finsteren Orten materialisiert haben. In zehn Umgebungen, darunter Friedhöfe, Kirchen und verfallene neugotische Herrenhäuser, lege ich mich mit Zombies, Dämonen und riesigen Obermonstern an, und zwar auf recht klassische First-Person-Shooter-Art und Weise.

Wie in den spielerischen Vorbildern aus den späten 90ern geht es hier recht schnörkellos und rasant ans Werk, die kleine Auswahl an Waffen hat je ihren eigenen Einsatzzweck, aufwendiges Aufleveln, Sammeln oder Looten existiert hier nicht. An die Besonderheit seines Styles kommt das recht simple Gameplay aber zu keinem Zeitpunkt heran.

Kingdom of the DEAD

Dirigo

Unspektakulär charmant

Monster killen, Munition und Gesundheit einsammeln und sonst den Weg ans Levelende finden, sehr viel mehr gibt es in „Kingdom of the Dead“ nicht zu tun. Erst auf der höchsten Schwierigkeitsstufe wird das Spiel zur wirklichen Herausforderung, darunter bietet es soliden Horror-Trash zu einem bemerkenswerten Synth-Soundtrack und eine Optik, die zugegeben wirklich außergewöhnlich gelungen ist. Bis man sich daran sattgesehen hat, ist das ebenso kurze wie kurzweilige Spiel nach etwa fünf Stunden auch schon wieder vorbei.

„Kingdom of the Dead“, entwickelt von Dirigo Games und im Vertrieb von Hook, ist für Windows erschienen.

Dann kann man sich an die nochmalige Absolvierung der Levels mit stärkeren Monstern und optionalen Zusatzzielen machen, oder darf an der Grafik schrauben und verschiedene Farbschemata ausprobieren. „Kingdom of the Dead“ ist spielerisch solide und nur an manchen Stellen technisch etwas wackelig; für Genrefreunde ist es allein wegen seines Styles einen Blick wert.

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