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Shout Out Louds sitzen in einem Restaurant unter Sonnenschirmen

Shout Out Louds

Shout Out Louds sind zurück

Die schwedischen Indie-Lieblinge Shout Out Louds („Please Please Please“) sind fast fünf Jahre nach ihrem letzten Album endlich wieder mit neuen Songs zurück. „House“ nennt Bandmastermind Adam Olenius den Longplayer, auf dem auch wieder in guter „alter“ Tradition ein Song zu finden ist, der von Keyboarderin Bebban Stenborg gesungen wird.

Von Eva Umbauer

Die Frage, was die einzelnen Mitglieder der Shout Out Louds so gemacht haben seit ihrem letzten Album, ist praktisch unvermeidlich. Nichts Großes, sagt ein freundlicher Adam Olenius im FM4 Interview. Damit meint er ein wenig an musikalischen Nebenprojekten herumzuwerkeln oder auch Kinder zu bekommen. Letzteres ist durchaus etwas Großes, etwas sehr Großes. So hat Keyboarderin Bebban Stenborg zwei kleine Kinder, was bedeutet, dass es mit dem internationalen Touren womöglich nicht so einfach werden wird.

Die Shout Out Louds spielen am 24. Juni 2022 live in der Arena Wien.

Bebban möchte aber unbedingt dabei sein, erzählt Adam Olenius, also schauen wir einfach mal, wie es funktionieren könnte. Der Livehunger der Band ist groß nach zwei Jahren Pandemie - und mit den neuen Songs ganz besonders. Dass Bebban Stolberg nicht dabei sein könnte, treibt leidenschaftliche Liebhaber*innen der Musik der Shout Out Louds schon fast ein paar Schweißperlen auf die Stirn, zumal das auf dem neuen Album von ihr gesungene „Sky And I (Himlen)“ sowas von hübsch ist. Das Lied wurde von Adam Olenius erst mit schwedischem Songtext geschrieben, dann schrieb er ihn doch um auf Englisch, ließ aber das Wort himlen im Songtitel, das schwedische Wort für „Himmel“.

Cover von "House", Grafik

Shout Out Louds

„House“ von den Shout Out Louds ist am 18. Februar 2022 bei PIAS/Bud Fox/Rough Trade erschienen.

Die einzelnen Bandmitglieder der Shout Out Louds trafen einander meist jeden Dienstag abends, in einer Bar, um Ideen für die neuen Songs auszutauschen. Sie fixierten diesen Termin, um tatsächlich voranzukommen. Ohne Termin hätten sie sich vielleicht letztlich fast nie getroffen. Dabei ist die Freundschaft innerhalb der Band genauso wichtig wie die Musik. Bebban, Adam, Ted und Carl verstanden sich zuerst richtig gut, erst dann kam es zur Gründung der gemeinsamen Band. Drummer Eric ist seit zehn Jahren nicht mehr dabei, dennoch ist er weiterhin befreundet mit den Mitgliedern der Shout Out Louds.

Wenn sich die Band dann im Proberaum traf, um schon konkrete Songideen zu spielen, war Keyboarderin Bebban meist nicht dabei, weil sie gerade ein Baby bekommen hatte. Es waren Adam, Carl und Ted, plus eine Drum-Machine. Das Proberaumgefühl ist auch in den Songs am Album erhalten geblieben. Produzent Björn Yttling dafür gesorgt. Insgesamt, so meint Adam Olenius im FM4 Interview, „the approach was the same way as always“. Die Shout Out Louds sind sich treu geblieben. Adam Olenius hätte auch selbst produzieren können, aber, meint er, letztlich ist es gut, wenn man jemanden hinzuholt, der oder die das ganze dann doch etwas aufmischt: „Someone who fucks it up a little bit“.

Björn Yttling ist über Schweden hinaus bekannt für seine Alternative-Pop-Arbeit mit seiner Band Peter, Björn & John und auch als Producer, der etwa die ersten beiden Alben von Lykke Li produziert hat und damit einen ganz eigenen Sound erschaffen hat. Er ist ein eher minimalistischer Typ, er sagt einem, so Adam Olenius, wo man was weglassen könnte, worüber man nochmals genauer nachdenken könnte, und Björn Yttling nimmt Bass und Schlagzeug super auf. Er produzierte schon einmal ein Album der Shout Out Louds, nämlich das zweite, das 2007 erschienene „Our Ill Wills“.

Die Shout Out Louds nennen das neue Album „House“ - ein kleines Haus im Kopf oder im Herzen, eine Art safe space tief drinnen in einem selbst. Die Platte, so sagt Adam Olenius, ist auch eher eine lokale Platte, was aber nichts mit der Pandemie zu tun hat. Die Shout Out Louds waren schon früh eine internationale Band, die auch einmal nach Seattle, Washington ging für eine Albumproduktion. Das dritte Album, „Work“, war 2011 zusammen mit Producer Phil Ek (Band Of Horses, Shins, Fleet Foxes) entstanden.

„The songs on the new album are maybe a bit more intimate than the ones on the last album. I think, they represent our lives pretty accurately. We wanted it to sound and feel like a local album - sounds and themes from our neighbourhood.“ - Adam Olenius über „House“

Shout Out Louds auf einem Zebrastreifen in einer Altstadt

Shout Out Louds

Im Song „As Far Away As Possible“, einer der Singles vom neuen Album, singt Adam Olenius, dass er gerne weit weg wäre von Stockholm. Die Sehnsucht weit weg von zuhause zu sein, draußen in der weiten Welt, sie wird, so sagt Adam Olenius, immer Teil seiner Lyrik sein, auch wenn er und die Shout Out Louds grundsätzlich glücklich sind in Stockholm. „I always dream about somewhere else, it’s escapism or something. It will always be in my vocabulary, I think.“

Musikalisch wartet „As Far Away As Possible“ mit einem tollen Bass auf. Er erinnert an Joy Division und New Order. Adam Olenius mag diesen Post-Punk-Sound und kombiniert mit der Shout Out Loud’schen Warmherzigkeit. Dem Bass begegnen wir in „June“ wieder, einem Song über die Zeit und ein obdachloses Paar in der U-Bahn von Stockholm, das abseits der Gesellschaft gewissermaßen out of time ist.

In „Mixed Up“ heißt es, „I’m a loser baby, kill me“. Das ist eine Referenz an Beck und seinen 90er Jahre Hit „Loser“. Es geht um Selbsthass, aber auf humorige Weise. Adam Olenius schrieb den Song vor ein paar Jahren in Australien. Er fühlte sich etwas verloren. Adam ist ein großer Bewunderer von Beck, wie der US-Musiker schon so lange Musik macht, aber noch immer diese gewisse Neugier hat. Vor allem seine älteren Sachen, sagt Adam Olenius, haben diese coole Energie und ganz besondere Produktion.

Einen anderen der neuen Songs nennt Adam Olenius „My Companion“. Es geht um seine Liebe zur Musik und wie sie ihn geformt hat, aber auch darum, dass diese Leidenschaft manchmal ganz schön anstrengend sein kann und ihn einmal fast in ein Burnout brachte. Es fühlte sich so an, als ob ein Schlagzeug aus seiner Brust heraustrommeln würde, und als ob Gitarren wie Tinnitus in seinen Ohren wären, „guitars ringing in my ears and drums coming out of my chest, it makes it hard to concentrate“, singt Adam Olenius.

Die Shout Out Louds haben auf ihrem sechsten Album noch immer einen jugendlichen Spirit und gleichzeitig etwas Zeitloses. Sie schaffen es, einen emotional zu packen, mit ihren kleinen Hymnen mitzunehmen. Welcome back, Adam Olenius und Shout Out Louds. Wer noch nie von dieser schwedischen Band gehört hat, einfach eintauchen, in das neue Album oder ältere Songs wie „Please Please Please“, „Tonight I Have To Leave It“, „Fall Hard“ oder „Jumbo Jet“.

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