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Still aus Studio 666

Open Road Films

Die Foo Fighters haben ihren eigenen Horrorfilm gedreht

In „Studio 666“ kann man Dave Grohl dabei zusehen, wie er seine Bandkollegen massakriert. Dröhnende Gitarren treffen auf Kunstblutfontänen.

von Xaver Stockinger

Manche Musiker*innen befinden sich an einem Punkt ihrer Karriere, an dem sie niemandem mehr etwas beweisen müssen. Die Foo Fighters – Gewinner eines Dutzend Grammys und Mitglieder in der ewigen Rock’n’Roll Hall of Fame – spüren diese Narrenfreiheit. Warum also nicht mal etwas anderes wagen? Zum Beispiel den Dreh einer Horrorkomödie, in der sich die Foo Fighters selbst spielen und Frontman Dave Grohl - von einer dunklen Macht besessen – alles abmurkst, das ihm in die Quere kommt?

Read my Lips: Dave Grohl lebt mit Tinnitus
Rock’n’Roll will never die - aber manchmal wird er schwerhörig. Foo-Fighers-Frontman Dave Grohl hat erzählt, wie er mit seinem Hörverlust umgeht: unter anderem mit Lippenlesen.

Der Film „Studio 666“ war in seinem Ursprung nichts anderes als eine alberne Idee von Bandleader Dave Grohl. Ein kurzer Low-Budget-Gaudi-Splatter im Rahmen einer Albumpromo sollte es werden. Doch recht schnell roch Hollywood das schnelle Geld und die kleine Idee wuchs zu einer großen Filmproduktion heran – inklusive professioneller Drehbuchautoren und obligatorischer „table reads“.

„What the fuck is a table read?“, so Dave Grohl, für den Skript-Leseproben bis dahin etwas gänzlich Unbekanntes waren. Herausgekommen ist ein Streifen, der ob seiner prominenten Protagonisten gewiss Geld in die Kassen spült, in der Filmgeschichte aber nicht mehr als blasses Beiwerk bleiben wird.

Der Plot von “Studio 666” ist rasch erzählt: Um ihr lang erwartetes 10. Album aufzunehmen, ziehen die Foo Fighters in eine mysteriöse Villa im kalifornischen Nirgendwo. Es dauert nicht lange bis sich herausstellt, dass etwas Düsteres, Übernatürliches im Haus auf sie wartet. Der blutrünstige Geist eines mordenden Rockmusikers spukt seit Jahren in der alten Villa und nimmt Besitz von Frontman Dave Grohl. Dieser dreht anschließend völlig durch und will nur mehr vierzig-minütige Death-Metal-Songs in der Tonart „L #“ schreiben. Er isst bloß noch rohes Fleisch und beginnt bald, einen Foo Fighter nach dem anderen niederzumetzeln.

Filmplakat Studio 666

Open Road Films

Der Horror in „Studio 666“ ist psychologisch nicht besonders raffiniert. Regisseur BJ McDonnal setzt statt auf clevere Spannungserzeugung eher auf Großaufnahmen von Blutfontänen und herausquellenden Eingeweiden. Wenn der Keyboarder mit der Motorsäge zerfetzt wird, ein Schlagzeugbecken den Schädel des Drummers spaltet und die Haut des Gitarristen auf einem glühend Grill verbrutzelt, dann hält die Kamera schonungslos drauf. Die Bilder sind dabei so übertrieben brutal, dass der Schrecken in „Studio 666“ oft ins Drollige, Lachhafte abrutscht. Das ist zwar im Sinne der Macher, zumal der Film ja als Horrorkomödie angelegt ist, wirklich witzige Pointen sind in „Studio 666“ aber rar: Männer Mitte fünfzig, die sich Penis-Witze um die Ohren schmeißen und über Sex mit Grannys lachen. Eine derart lange Postpubertät kennt man sonst nur von den ewig 14-jährigen Tenacious D.

„Studio 666“ startet ab 25.Februar in den österreichischen Kinos.

Schmerzhaft sind nicht nur die dargestellten Tode, schmerzhaft ist es auch, manchen der Foo Fighters beim Schauspielern zuzusehen. Wie gut, dass es wenigstens fürs Ermordet-Werden kein mimisches Talent braucht, ihre Todesszenen spielen alle Foo Fighters tadellos. Doch es wurden auch echte Schauspieler*innen hinzugezogen. Jeff Garlin (Curb Your Enthusiasm), Whitney Cummings (Whitney) und Will Forte (The Last Man on Earth) ergänzen die laienhaften Hauptdarsteller. Lionel Ritchie sorgt mit einem Cameo-Auftritt für einen der wenigen tatsächlich lustigen Momente.

Fans der Foo Fighters und/oder des brutalen Splatter-Horrors können „Studio 666“ womöglich einiges abgewinnen. Insgesamt entspricht der Film jedoch der Tendenz von Horrorkomödien, weder wirklich gruselig, noch wirklich lustig zu sein. „Studio 666“ bleibt ein verzichtbarer Ausflug der Foo Fighters auf die Leinwände des Horrorkinos.

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