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Elden Ring

From Software

„Elden Ring“: „Dark Souls“ in XXXL

Das Fantasy-Rollenspiel „Elden Ring“ verbindet die Spielmechaniken von „Dark Souls“ mit einer offenen Spielewelt ganz ohne abgestandene Open-World-Konventionen - ein Meilenstein.

Von Rainer Sigl

Hoch aufragende Burgen, verzauberte Wälder, unterirdische Labyrinthe voll mit Monstern und Schätzen, Könige, Drachen und Ritter: Nicht erst seit dem Welterfolg der „Herr der Ringe“-Verfilmungen ist Fantasy im globalen Popkultur-Mainstream. Im Fernsehen stand die letzten Jahre dafür vor allem „Game of Thrones“, doch der Autor der Buchvorlage dieses TV-Serienhits hat sich nun in einem ganz anderen Medium versucht. Der Fantasy-Großmeister George RR Martin hat an der Mythologie und Hintergrundgeschichte des soeben erschienenen Rollenspiels „Elden Ring“ mitgearbeitet, doch auch dessen Entwicklerstudio ist legendär: Das japanische Studio From Software mit seinem Mastermind Hidetaka Miyazaki ist Millionen SpielerInnen durch seine „Dark Souls“-Reihe sowie „Bloodborne“ und „Sekiro“ bekannt.

Mit „Elden Ring“ versucht man sich aber an etwas Neuem: Zum ersten Mal verbindet sich hier das bewährte Action-Rollenspielkonzept mit der Erfahrung einer riesigen, frei erforschbaren und völlig offenen Spielewelt.

Eine Welt voll Melancholie und Pathos

Die Welt von „Elden Ring“ ist gewaltig groß, so groß, dass sie sich am besten reitend durchqueren lässt. Wie in anderen Open-World-Spielen steht es SpielerInnen auch hier genregemäß frei, wohin sie sich wenden; neben dem Verfolgen der epischen Hauptstory gibt es noch viel zu entdecken. 80 Stunden aufwärts ist man hier beim ersten Durchspielen mindestens beschäftigt.

Die offene Spielwelt, in der am Horizont riesenhafte Zitadellen und bis zum Himmel aufragende Bäume immer wieder für spektakuläre Ausblicke sorgen, beherbergt zugleich die gewaltigen Burgen, Ruinen und Katakomben, in denen die Qualitäten der „Dark Souls“-Macher gewohnt brillant zum Einsatz kommen: Zum einen gibt es hier wieder lineare, aber clever verschachtelte Architekturen, zum anderen warten auch gewaltige Obermonster, deren Überwindung den SpielerInnen - allein oder im Online-Koop - alles abverlangen.

Sowohl diese grotesken Figuren als auch die gesamte Spielwelt sind beeindruckend und beispiellos detailliert gestaltet; statt einer heiteren, mittelalterkitschigen Atmosphäre herrschen aber hier Melancholie, Pathos und Endzeitstimmung vor.

Elden Ring

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Open World ohne Ballast

„Elden Ring“ ist ein beeindruckender Koloss von einem Open-World-Rollenspiel, und das auch, weil es viele schal gewordene Konventionen des Genres links liegen lässt. Statt geschwätziger Beschäftigungstherapie wird hier eine geheimnisvolle Welt zur eigenen Entdeckung ausgebreitet; Minispiele, überbordende Questlogs und endlose Nebenmissionen, wie sie sich in Spielen wie „Far Cry“, „Assassin’s Creed“ und jüngst „Dying Light 2“ als längst ermüdende Genrekonventionen wiederfinden, gibt es hier nicht.

Einen vergleichbar lakonischen und souveränen Open-World-Minimalismus, der sich traut, viel Ballast einfach wegzukürzen und sein Publikum oft auch sich selbst zu überlassen, gab es zuletzt in „Legend of Zelda: Breath of the Wild“ zu erleben. Wie in diesem ist auch in „Elden Ring“ die aufmerksame, aktive Erforschung der Umwelt entscheidend. Das macht den Reiz der Entdeckung dieser Welt zum zentralen Spielelement.

„Elden Ring“ , entwickelt von From Software, vertrieben von Bandai Namco, für PS4, PS5, Xbox Series X/S und Windows; bei Letzterem muss man sich vor allem im Online-Spiel auf kleinere technische Probleme einstellen, die hoffentlich bald behoben sein werden.

In seinem Kern bleibt „Elden Ring“ aber vor allem eines: die logische und konsequente Weiterentwicklung von „Dark Souls“ & Co. Das bedeutet bekanntlich auch einen beachtlichen Schwierigkeitsgrad, obwohl sich durch die Möglichkeiten der offenen Spielewelt mehr Möglichkeiten als bislang bieten, zu große Herausforderungen links liegen zu lassen und sich andernorts besser darauf vorzubereiten. Auch ein neues Gefährtensystem, mit dem sich jederzeit Unterstützung in haarigen Kämpfen herbeirufen lässt, und die bekannten Koop-Möglichkeiten sorgen für Hilfe; ein schweres Spiel ist „Elden Ring“ aber auf jeden Fall.

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Ein Meilenstein, trotz Härten

Und das nicht nur, weil seine Kämpfe fordernd geraten sind: Wie seine Vorgänger erklärt auch „Elden Ring“ (zu) wenig; das macht zwar einerseits viel von seiner mysteriösen Atmosphäre aus, NeueinsteigerInnen müssen sich aber auf viele Hürden und Anfangsfrust vor allem in der Bedienung seines nach wie vor teilweise absurd undurchsichtigen User-Interfaces einstellen. Ohne die Konsultation von Guides werden Neulinge manche „Souls“-Konventionen kaum durchschauen, vor allem auch, weil die Tutorials kläglich bei der umfassenden Erklärung relevanter Details versagen. Ein Makel, der besonders seit dem Massenerfolg dieser Spiele immer unverständlicher wird.

Wer dran bleibt, wird aber reich belohnt: „Elden Ring“ ist aus dem Stand ein Meilenstein des Genres und schon jetzt Anwärter auf den Titel „Spiel des Jahres“. NeueinsteigerInnen seien aber gewarnt: Wer sich schon zuvor an „Dark Souls“ & Co die Zähne ausgebissen hat, bekommt hier letztlich dasselbe in XXX-Large geboten.

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