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Alyona Alyona @Waves Vienna Festival

Patrick Muennich

Musikempfehlungen aus der Ukraine

Folk, Hip Hop und Punk. Beats, Gitarre, Buhay und die Lautenzither. In der FM4 Homebase hören wir eine Playlist mit spannenden Musiker*innen aus der Ukraine.

Von Susi Ondrušová

Wer Ukraine sagt, muss auch Songcontest sagen können. Am Songcontest nimmt die Ukraine seit 2003 Teil und hat im Jahr 2004 gleich mal mit Ruslana und dem Song „Wild Dances“ gewonnen. 2016 konnte sich dann Jamala mit „1944“, nach viel öffentlicher Diskussion im Vorfeld, durchsetzen. Der Songcontest sträubt sich dagegen politische Inhalte zu transportieren und Jamala´s Song „1944“ handelt von ihrer Ur-Großmutter, die unter Stalin von der Krim zwangsdeportiert wurde und erst in den 90er Jahren in ihre Heimat zurückkehren konnte.

Mit „Shum“ konnte 2021 dann die Techno-Folk-Formation Go_A aus Kiew den 5.Platz beim Eurovision Songcontest belegen. Beim Publikumsvoting landete der Song auf Platz 2 hinter Måneskin.

Den ukrainischen Vorentscheid zum Eurovision Songcontest 2022 hat heuer Alina Pash mit „Shadow of Forgotten Ancestors“ gewonnen, nach Kontroversen verzichtete sie Anfang Februar allerdings auf eine Teilnahme. Mit Musikpreisen konnte, die in den ukrainischen Karpaten im Westen des Landes geborene Musikerin heuer trotzdem auch eine erfreuliche Erfahrung machen: Im Jänner war sie eine der sechs Preisträger*innen des Music Moves Europe Awards. Ein von der EU geförderter Preis bei dem es um den „sound of today and tomorrow“ geht und der im Rahmen des Eurosonic Festivals verliehen wird. Schon 2021 wurde eine ukrainische Musikerin mit dem Music Moves Europe Award ausgezeichnet: Alyona Alyona.

Die aus Kiew stammende Musikerin war eigentlich Kingergärtnerin, ihr Song „Рибки” („Ribki“, “Fischlein“) ist 2018 viral gegangen. Alyona Alyona ist Rapperin und role model: in ihren Songs geht es um Emanzipation, Selbstermächtigung und Bodypositivity. Wie das bei guter Pop Musik, pardon Cloud Rap, so ist, funktionieren die Songs über mehr als „nur“ die Text-Ebene. An einem Festivalabend mit Cardi B wäre sie die perfekte Co-Headlinerin und würde bis in die letzte Reihe zu begeistern wissen. Letztes Jahr hat Alyona Alyona gleich zwei Alben veröffentlicht: „Galas" und „Lava“.

Mehr Musik aus der Ukraine gibt es heute ab 21 Uhr in der FM4 Homebase.
Mehr Informationen über die Musikszene in der Ukraine bietet Music Export Ukraine

In Österreich konnte man alyona alyona 2019 auf dem Waves Vienna Festival live sehen, das Showcase Festival bietet seit elf Jahren die Möglichkeit in Musikszenen abseits der „üblichen“ geographischen Pop-Achse einzutauchen. So war letztes Jahr auch der Produzent Zbaraski zu Gast. Er konzentriert sich mit seinen RnB/Elektronica Tracks auf „vibe over hype“. Möchte jemand eine Hymne auf Kaffee in Ukrainisch hören? Zbaraski kann hier „Cofein“ bieten. Eine Ode an das Alleine-Sein? Hier ist sein Track: „Sam“. Eine Kollaboration mit dem Ukrainischen Rapper VovaZiL’vova hat 2021 zu einem Song geführt in dem es um – hurra! – das Tanzen geht. Танці замість церкви heißt übersetzt „Dancing instead of church“ und ist wohl ganz objektiv betrachtet: ein Hit.

DakhaBrakha hat Anfang der 00er Jahre als Projekt des Dakh Contemporary Arts Center in Kiew begonnen und bespielt seit Jahren höchst erfolgreich Festivalbühnen auf der ganzen Welt. Das Quartett bezeichnet sich als „ethno-chaos“ Formation. In einem Interview meinte Marko Halanevych von DakhaBrakha: „I think if we were an organism, then it definitely wouldn’t be a human one. Rather, a monster with four mouths and eight arms.” Die Musikerinnen von DakhaBrakha haben schon von klein auf in Chören gesungen und Musikethnologie studiert. Ukrainische Volksmusik in die Jetzt-Zeit transportieren, mit DakhaBrakha kann man neue Klang- und vor allem Stimm-Welten entdecken. Eine Reise durch die Ukraine bieten sie zum Beispiel auf ihrem 2016 erschienenem Album „The Road“ an. Wer nicht nur die Reibungstrommel-Klänge einer ukrainischen Buhay hören möchte sondern auch Beats, dem sei die erst kürzlich erschienenen EP „The Bedouin Reworks of DakhaBrakha“ empfohlen. Bedouin sind ein New Yorker Produzenten und DJ-Duo die diese 4Track-EP auf ihrem eigenen Label „Human By Default“ veröffentlicht haben.

Die in Wien lebende Musikerin Mascha kommt aus der Ukraine. Sie war 2019 eine der Teilnehmenden von Chilly Gonzales „Gonzervatory“ hat Songs über die Liebe oder auch über Sigi Maurer veröffentlicht, und mit „Dali Dali“ gibt es auch eine ukrainische Elektro Rave-Hymne. Dieser Tage engagiert sich Mascha um Freund*innen aus ihrer besetzten Heimat in Sicherheit zu bringen.

Eine Slowakisch-Österreichisch-Ukrainische Verbindung gibt es auch durch den Musiker FVLCRVM und seinem Song „Come Get Some“. An den Gast-Vocals ist Keke vertreten und auch Ivan Dorn. Der ukrainische Musiker, Rapper und Produzent hat 2012 sein Solo-Album „Co´n´Dorn“ veröffentlicht und sich damit eine große Fanbase erspielt, in punkto Popularität hatte er als TV-Moderator und Teil des Pop-Duos Para Normalnyh (Пара Нормальных) schon einen gewissen Öffentlichkeits-Vorsprung. Immer wieder hat er seine Plattform dafür genutzt um auf die politischen Missstände in seinem Land hinzuweisen. Wie auch jetzt eben.

Neben Songs in seiner Muttersprache hat er 2017 auch ein englischsprachiges Album veröffentlicht: OTD. Ivan Dorn betreibt auch ein Label und Studio in Kiew und war auch als Schauspieler im Film „Petrov´s Flu“ zu sehen, der 2021 bei den Filmfestspiele in Cannes für „Best Cinematography“ ausgezeichnet wurde.

Einen Zwischenstop in Österreich hatte auch Eugene Hutz 1991 eingelegt. In der Nähe von Kiew geboren, ist er mit seiner Familie 1989 Richtung Westen geflüchtet und lebt seit 1993 New York. Wer ist dieser Eugene Hutz? Mit seiner Band Gogol Bordello ist er der ultimative Immigrant-Punk bzw. Gypsy Punk. So heißt das 2005 erschienene Gogol Bordello Album: „Gypsy Punks: Underdog World Strike“. Neben Touren auf der ganzen Welt war Eugene Hutz auch auf der Filmleinwand vertreten: in der Verfilmung von Jonathan Safran Foer´s „Everything Is Illuminated“ spielt Eugene Hutz den Übersetzer der den Autor (gespielt von Elijah Wood) auf seiner Reise durch die Ukraine begleitet.

Von der internationalen Tour-Erfahrung eines Kalibers wie Gogol Bordello kann das Duo krapka;KOMA nur träumen. Die Band gibt es erst seit 2019 und ihre Live-Shows in UK und Deutschland mussten wegen Corona verschoben werden. Die beiden Musikerinnen kommen aus dem Jazz und zählen Radiohead zu ihren Einflüssen. Als Multiinstrumentalistinnen lieben sie jedenfalls die Abwechslung. Sie haben in Lviv eine Sofar Session gespielt und mit der deutschen Band ELDA ist der gemeinsame Song „In My Room“ entstanden. Ganz großes Gefühlswelt-Kino ist auch der Song „2012“ von der jungen Musikerin Promsonya. Sigur Ros meets Taylor Swift. Mehr Lorbeeren gibt es nicht. Was für eine berührender Song. FM4 Hörerin Diana hat den Song für uns übersetzt „Ich habe solche Angst“ singt Promsonya im Refrain.

Mehr Musik aus der Ukraine gibt es heute von 21 bis 22 Uhr in der FM4 Homebase.

Hier gibt es Informationen über die Spendenaktion „Hilfe für die Ukraine“ von Nachbar In Not.

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