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Nilüfer Yanya und ihr neues Album "Painless"

Molly Daniel

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Schmerzen vertreiben mit Nilüfer Yanya

Nilüfer Yanya ist eines der größten Poptalente Englands. Mit ihrem neuen Album „Painless“ stellt sich die begnadete Gitarristin mit der dunklen Stimme ihrer Gefühlswelt.

Von Christian Lehner

Nilüfer Yanya aus London hat vor drei Jahren eines dieser Debütalben veröffentlicht, die für eine neue Generation von Pop-Musiker*innen stehen. Entgegen der Vermarktungsstrategien der vordigitalen Ära lässt sich die Musik der Britin mit Wurzeln in der Türkei und Barbados nicht mehr eindeutig auf ein einzelnes Genre reduzieren.

„Miss Universe“, so der Titel des Erstlings, zeigte eine für ihr junges Alter sehr versierte Gitarristin, die locker Stile wie Jazz, R’n’B, Indie-Rock und Pop am Griffbrett miteinander verweben kann, ohne dabei ihre Finger und unsere Ohren zu verknoten. Die Kritik applaudierte, der Durchbruch in den Mainstream blieb jedoch aus. Dann kam eine Welttour, dann eine Pandemie, dann eine EP. Seit heute ist das neue Album von Nilüfer Yanya erhältlich.

“Spät nachts, den ganzen Morgen wach, Ich könnte etwas fühlen, aber vielleicht fühlte ich auch nichts“. Auf ihrem zweiten Album „Painless“ will es Nilüfer Yanya nun wissen, auch wenn es nicht auf alle Fragen Antworten gibt. Aber sie fragt doch, und zwar sich selbst. Das Debüt war der Entwurf einer dystopischen Erzählung über den Selbstoptimierungskult unserer Zeit mit vielen Skits zwischen den Songs und einer Erzählstimme, die uns durch das Album führte. Auf dem Nachfolger „Painless“ geht es nun um die eigenen Gefühle - die angenehmen und jene, vor denen man am liebsten davonlaufen würde.

Nilüfer Yanya und ihr neues Album "Painless"

Molly Daniel

Nilüfer Yanya 2022

Nilüfer Yanya besingt eine Welt, die sich zwar über alles Mögliche Sorgen macht – Umweltzerstörung, Krieg, mentale Probleme – die aber gleichzeitig dem Einzelnen die Lösung all dieser Probleme aufbürdet. In Songs wie „stabalize“ oder „Left Right“ versucht die Gitarristin und Sängerin, im Chaos Halt zu finden, wenn zum Beispiel eine Beziehung ungut aus dem Ruder läuft.

Die Wahl des Titels „Painless“, also „schmerzfrei“, steht für den Versuch, darüber hinwegzukommen. Über den Verlust, die Enttäuschung, den Schmerz. Und die große Entfremdung. Das Problem und die Überwindung finden sich in diesem einen Wort „Pain – less“. „Vielleicht ist es aber auch die Erkenntnis, dass es wohl nie ein Leben ohne Schmerz geben wird“, so Nilüfer Yanya im FM4-Interview-Podcast.

Musikalisch ist ein klarer Fokus auf die E-Gitarre herauszuhören, auch wenn darunter die elektronischen und analogen Beats um Aufmerksamkeit ringen und den Trip-Hop tanzen. Geblieben ist diese dunkel schimmernde Stimme von Nilüfer Yanya. Sie spinnt ein Netz aus Trost und Geborgenheit, wenn der Text düster und depri wird.

Auf “Painless” blickt Nilüfer Yanya in den Spiegel und es gefällt sehr gut, was wir darin erkennen können.

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