FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

People of Colour an der ukrainisch-polnischen Grenze

Wojtek RADWANSKI / AFP

Uche U. erzählt wie schwer es war, als BPoC aus der Ukraine herauszukommen

Vor dem Krieg waren ukrainische Unis ein beliebtes Ziel für Menschen aus den verschiedensten afrikanischen Ländern oder aus Südasien. Aber besonders People of Colour haben es zurzeit schwer aus der Ukraine herauszukommen. Warum? Weil sie an der Grenze aufgrund ihrer Herkunft oft einfach nicht durchgelassen werden. Uche U. und seine Familie haben es nach Wien geschafft.

Von Diana Köhler

Rassistische Behandlung gehören an den Grenzen zu Polen, Rumänien oder der Slowakei zur Tagesordnung. People of Colour werden ans Ende der Schlangen geschickt, von Zügen gezerrt, mit denen sie ausreisen wollen und müssen Sätze hören wie „Whites first“.

Auch Uche U. und seine Familie mussten das erleben. Er und seine Frau Marianne sind aus Nigeria und haben in der Ukraine Ernährungswissenschaften studiert. Erst vor einem Jahr hat Uche U. sein Studium angefangen.

Studieren in der Ukraine

Laut Regierungsdaten waren in der Ukraine im Jahr 2020 76.000 ausländische Studierende an den Unis eingeschrieben. Ungefähr ein Viertel davon aus Afrika, vor allem aus den Ländern Nigeria, Marokko und Ägypten, und ungefähr 20.000 aus Indien.

Laut einem Artikel der BBC wurden schon zu Sowjet-Zeiten besonders Studierende aus afrikanischen Ländern angeworben, um in der Sowjetunion zu studieren. In der Ukraine waren die Studiengebühren vor dem Krieg im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erschwinglich, ein Studierendenvisum leichter zu bekommen. Außerdem gab es ein breites Angebot, um ausländischen Studierenden den Studieneintritt zu ermöglichen.

Der lange Weg hinaus

Jetzt steht er in Wien in der Küche von Philipp und wischt die letzten Reiskörner vom Herd. Er hat heute Abend für alle gekocht, es gab Jollof-Rice, ein Gericht aus Nigeria. Im Nebenraum schläft seine zwei Monate alte Tochter. Während er erzählt, diskutieren sein Gastgeber Philipp und die anderen Freiwillige im Wohnzimmer schon über die nächsten Fahrten zur Grenze. Zu Kriegsbeginn haben sie sich organisiert und sind auf eigene Faust losgefahren, um Flüchtende nach Wien zu bringen. Auch Uche U., seine Familie und ein paar weitere Freund*innen sind so hier angekommen.

Als die russische Invasion beginnt, zögert Uche U. noch. Seine Tochter ist erst zwei Monate alt. Aber als die Stadt und die Supermärkte immer leerer werden, beschließen er und seine Frau, dass es Zeit ist zu gehen. Mehrere Grenzübergänge müssen Uche U. und die anderen probieren, schließlich werden sie in die Slowakei gelassen. Aber nicht ohne Diskussionen mit der Polizei: „They didn’t let Africans or Indians pass, Ukrainians without a problem. But I was stubborn and said to them ‚I have a newborn baby, I can’t stay here’. Before we got to the border, the police would assault you, drag your clothes and push you. It is not fair. I want to leave the country, because there is a war, but they won’t let me.”

In der Slowakei treffen sie Philipp und andere Freiwillige, die sie im Auto über die Grenze nach Österreich mitnehmen wollen. Aber auch hier werden sie nicht über die Grenze gelassen. Besonders Menschen aus Afrika und Indien werden nicht nach Österreich eingelassen. Uche U.: „When they looked into the car and they saw it was full of Black people, they told us there is no chance we can enter.”

Also müssen sie wieder umplanen und nehmen den Zug. Mit dem Zug schaffen sie es schließlich nach Wien. In der Ukraine hatten Uche und Marianne Studierendenvisa. Ob diese auch in Österreich anerkannt werden und wie lange sie hierbleiben können, wissen sie noch nicht. „Step by step“, sagt Uche U.

mehr Ukraine:

Aktuell: