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HipHop-History im Reclam-Format

Der Berliner Autor und Amerikanist Dustin Breitenwischer zeichnet die Entwicklung der Musikrichtung und Jugendkultur über 111 besonders prägende Platten nach. Das Konzept geht nur teilweise auf.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

HipHop ist im 21. Jahrhundert der weltweit dominante Sound der Pop-Kultur. Für alle, die deshalb ganz dringend einen Schnellkurs in die Entwicklung und Ästhetik der Musik wollen, gibt es jetzt ein kompaktes Reclam-Buch, das nicht weniger verspricht als Die Geschichte des HipHop anhand von einflussreichen Alben zu erzählen. Auf 280 Seiten versammelt Autor Dustin Breitenwischer vor allem Kurzrezensionen, die aber auch Auskunft über den Kontext der besprochenen Platten aus den USA, Deutschland, aber aus England und Frankreich geben wollen.

Das Cover von "Die Geschichte des Hip-Hop. 111 Alben"

Reclam

Den Anfang macht die Sugarhill Gang – wenig überraschend. Denn Dustin Breitenwischer erzählt die Geschichte der Rap-Musik streng linear nach dem Erscheinungsdatum der Platten. Er bleibt deshalb die ersten Jahre auch hauptsächlich in New York. Erst gegen Ende der 80er macht das Buch auch in Kalifornien halt, ab dann geht es aber schnell weltweit. Denn schon 1992 erscheinen nicht nur in Los Angeles einflussreiche HipHop-Platten, sondern auch in Stuttgart.

Der weiteren Entwicklung des deutschsprachigen HipHop wird neben den US-amerikanischen Klassikern am meisten Platz eingeräumt, aber auch herausragende französische und britische Platten werden besprochen. Die Beschreibungen des Klanges, der Texte und der Protagonistinnen bleiben dabei meist kulturwissenschaftlich und trocken. Nur manchmal kommt in Dustin Breitenwischer der innere Fan durch, etwa wenn es um das Debütalbum des New Yorker Rappers Nas geht:

Wer Illmatic nicht kennt, kann die HipHop-Geschichte nicht verstehen. Und wer Illmatic nicht mag, hat HipHop nicht verstanden.

Dabei bleibt der Autor bei Weitem nicht in den 90er Jahren stehen, sondern zeichnet die Entwicklung von Rap bis ins Jahr 2021 nach. Das letzte Wort haben dabei Audio88 & Yassin aus Berlin mit ihrer Todesliste.

An der Auswahl der 111 Platten kann man nicht viel kritisieren - höchstens, dass die Südstaaten und da speziell die einflussreichen Szenen in Texas und New Orleans maximal gestreift werden. Aber durch das Konzept, die ganze Geschichte über Alben zu erzählen, bleibt natürlich viel außen vor: Die Entstehung der Musikrichtung auf Parties in Jugendzentren oder Parks der Bronx, bevor sie noch auf Platten gepresst wurde. Einflussreiche Künstler_innen abseits der großen Metropolen, die eher mit Singles oder Konzerten bekannt wurden als mit Alben. Und nicht zuletzt auch der gesellschaftliche Kontext für die Entwicklung und die wirtschaftlichen Bedingungen für den globalen Siegeszugs der Musik - wobei es zu diesen Themen schon mehrere schwere Wälzer gibt. Das kompakte Buch bietet auf jeden Fall einen schnellen Einstieg in die Materie – und tiefer eintauchen kann man nachher noch immer!

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