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Indie-Artist SOAK träumt von vergangenen Juli-Tagen

SOAK alias Bridie Monds-Watson wurde Mitte der 2010er Jahre schon als nächste große Indie-Hoffnung angepriesen. Im Frühling erscheint das dritte Album des queeren Acts aus Nordirland. Die Single „Last July“ ist ein erster, nostalgischer Vorgeschmack.

von Michaela Pichler

Knapp zehn Jahre ist es nun her, dass Bridie Monds-Watson alias SOAK auf der Indie-Bildfläche aufgetaucht ist. Schon als Teenager hat SOAK mit einem Händchen fürs Songwriting auf sich aufmerksam gemacht und schnell den beschaulichen Heimatort Derry in Nordirland mit riesigen Bühnen wie dem Glastonbury Festival eingetauscht. Auch in Österreich konnte man sich schon von SOAKs Talent überzeugen – beim Blue Bird Festival oder bei einer FM4 Session 2015. Damals hat SOAK alle Songs rein akustisch gespielt. Das passt besonders gut zu den introspektiven Texten, die auf SOAK immer auch eine therapeutische Wirkung beim Schreiben haben.

I’m very avoidant as a person, and I think music is the only continuous place throughout my life that actually gives me space to work through my thoughts and feelings and kind of find some understanding about why I’m the way.“, erzählt SOAK im FM4 Interview.

Songwriting als Selbstreflektion ist wohl vor allem in Krisenzeiten eine altbewährte Coping-Strategie. Als die Pandemie vor mittlerweile zwei Jahren ausbricht, befindet sich Bridie Monds-Watson gerade in Brighton, wo sich der queere Artist in einem improvisierten Studio verschanzt. Musik sei das einzige gewesen, was in dieser Zeit Sinn ergeben hätte. Und so entsteht Songzeile für Songzeile, Akkord für Akkord, bis ein ganzes Album auf einmal im Raum schwebt. Das Endergebnis heißt „If I Never Know You Like This Again“ und wird im Mai erscheinen.

Wie die neuen, noch unveröffentlichten Songs bei den Fans ankommen, konnte SOAK zuletzt schon live erfahren. Während einer Handvoll Konzerte hat das britische Publikum die neuen Tracks teilweise sogar schon mitgesungen. SOAK strahlt im Zoom-Interview beim Gedanken an diese Live-Momente: „It felt amazing! Afterwards I was sad for a whole week, because I just want to play live all the time!“ Post-Konzert-Sadness ist eben nicht nur für Musikfans ein Ding. Da kann man schon auch mal nostalgisch werden. So wie SOAK mit der Single „Last July“ - dem ersten Vorboten aufs kommende Album.

Gerade jetzt denken sich wohl viele Menschen wo anders hin - in den Sommer vielleicht, in eine pandemielose Zeit oder in ein Raum-Zeit-Kontinuum, das ganz ohne Kriege und Gewalt auskommt.

SOAK wünscht sich in den Juli zurück. An den zaghaften Anfang einer Beziehung, an den Moment, wo man langsam merkt, dass man sich in die kleinsten Verschrobenheiten der anderen Person verschaut hat. Aber selbst mit der rosaroten Brille ist es nicht immer einfach und nach dem Sommer kommt bekanntlich der Winter.

And when I’ve been every stereotype
I don’t wanna become just another place that you went one time
And I don’t want to be your souvenir
And I don’t want to be your Polaroid
I want to buy your groceries
I wanna tell you all my weird theories

„Bittersweet“ nennt SOAK den Sound am neuen Album - „Last July“ ist dafür schon mal der beste Beweis. Der Gesang klingt selbstbewusster, die E-Gitarre wesentlich verzerrter und lauter. Nach dem gefeierten Debütalbum „Before We Forgot How to Dream“ (nominiert für den Mercury Prize) und dem Nachfolger „Grim Town“ hat SOAK auf der dritten Platte nun endgültig den Sound gefunden - es ist das erste Album, auf das SOAK wirklich stolz ist.

"Because I only had myself to work with, I found a reliance in myself I didn’t think I had before. I was like: „OK, you actually can do this!" And I believed in it because I had to, which was a really good lesson, and I think I’ve been needing to learn that for a very long time.“

„If I Never Know You Like This Again“ erscheint am 20. Mai 2022 via Rough Trade.

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