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Leftovers

Best New Music

Die Leftovers spielen sich aus dem Kinderzimmer nach Tokyo

Aufgepasst, es gibt neue cool Kidz in der Stadt! Diese vier haben es faustdick hinter den Ohren und lassen mit ihrem schrillen Rock-Mix ebendiese ganz schön klirren. Die Leftovers beweisen: „Punk’s not dead!“ und sind heute unsere Best New Music.

Von Alica Ouschan

Anfang des Jahres haben die Leftovers uns mit dem spontan entstandenen Cyberpunk-Song „Kinderzimmer“ überraschend einen kleinen Hit beschert. Jetzt legen sie einen Track nach, der ebenso hitverdächtig ist und der beweist, dass im Nachwuchs der Wiener Underground-Szene ordentlich viel Kracher-Potential steckt.

Die Leftovers, das sind Leonid, Leon, Anna und Alex. In dieser Konstellation machen die vier Anfangzwanziger seit etwa zwei Jahren Musik - bisher auf Englisch, jetzt auf Deutsch. Warum sie sich zum Sprachenwechsel entschieden haben, über Inspirationen und das Finden von Bandnamen sprechen die Leftovers im FM4 Interview.

Überreste eines Damenfriseursalons

Über lustige Zufälle, gemeinsame Bekannte und eine Musiklehrerin haben die Leftovers zueinander gefunden und sich gemeinsam ausprobiert: „Wir hatten richtig viele Bandnamen“, erzählt Drummer Leon. „Bevor ich in der Band war, haben sie keinen Rock gemacht, sondern Indie-Jazz-Bla, da hießen sie ‚Galerie54‘. Dann bin ich dazugekommen und wir haben uns ‚Damenfriseursalon‘ genannt. Eine Zeit lang hießen wir auch ‚Alternative Phonies‘“ - „Was immer noch iconic ist!“, wirft Bassistin Anna ein. Die Inspiration für diese doch recht extravaganten Namen ist ebenso simpel wie genial: „Das waren die Namen von zwei Geschäften gegenüber von unserem damaligen Proberaum.“.

Auf ‚Leftovers‘ haben sie sich schließlich geeinigt, als der Band-Generator keinen cooleren Namen ausgespuckt hat: „Eigentlich wollten wir einen Doppelnamen, schon irgendwas mit Leftovers aber eben zwei Wörter. Aber das hat dann nicht geklappt.“ Die ‚Überreste‘ mussten also erstmal zusammengekratzt und neu gemischt werden, bevor die vier dann begonnen haben, sich in ihrer eigenen Nische auszutoben. Die befindet sich irgendwo zwischen Rock, Punk und Grunge, oder wie die Band selbst sagt, sie macht: „Musik zum Mitspringen.“

Cover Tokyo

etherallure

Tokyo ist am 11.3 bei Phat Penguin erschienen.

Musik zum Mitspringen

Energie und Tatendrang, das vermitteln die vier mit jeder Faser ihres Auftretens: „Wir müssen es fühlen und man muss die Musik mitfühlen können - Gefühl durch Musik zu vermitteln, ist uns sehr wichtig“, sagt Sänger Leonid. „Ich glaube, dass wir vor allem seitdem wir auf Deutsch singen viel mehr Leute erreichen“, ergänzt Anna. Als die Leftovers 2019 ihre erste EP mit dem exzentrischen Titel „If I Had A Mood Ring It Would Be Black Fuck You Mom Its Not A Phase“ veröffentlicht haben, waren die Songs darauf noch auf Englisch.

Zwar war der Vibe wirklich keine Phase und hat vom Angry-Teenager-Charme keinen Milimeter eingebüßt, Deutsch steht der Band und ihrer Musik aber einfach um Welten besser: „Wir haben eine längere Pause gemacht und als wir uns wieder getroffen haben, haben wir gemerkt, dass wir viel besser ausdrücken können, was wir denken, und dass Deutsch eine geile Sprache ist.“

Die Leftovers haben den Anspruch an sich selbst gestellt, nicht länger zu versuchen, ihre Lieblingsbands zu kopieren: „Unsere alten Sachen waren schon sehr nirvanalastig. Wir dachten uns: Okay, wir haben Messages, die wir raustragen wollen und wir haben Gefühle, die wir vermitteln wollen. Und das geht am besten so, wie wir miteinander kommunizieren: Auf Deutsch“, sagt Leon.

„Kennst du das Gefühl vom Alleine sein?“

Um Gefühle geht es auch im aktuellen Song „Tokyo“, genauer gesagt um das Gefühl des Alleinseins. Der Track reiht sich damit thematisch passgenau hinter ihrem ersten Song „Kinderzimmer“ ein, die Leftovers gehen musikalisch aber in eine ganz andere Richtung. Der Sound ist immer noch wild und gitarrenlastig, aber punkiger und roher als der Vorgänger. Beide Songs drehen sich um Zustände, die viele von uns vor allem in den letzten zwei Jahren vermehrt erlebt haben.

„Wir waren immer wieder im Lockdown und in Isolation. Es war nicht unsere Absicht, dass das so stark mit reinspielt“, meint Leo. „Aber man hat es dann doch immer im Hinterkopf. Die Frage ‚Kennst du das Gefühl vom Alleine sein?‘ kann wahrscheinlich mittlerweile jeder mit ‚Ja‘ beantworten. Wir kennen das Gefühl alle mittlerweile sehr gut.“ Die Stadt Tokio spielt übrigens im Song nicht wirklich eine Rolle - der Titel ist eine Ahnlehnung an die Kult-Band Tokio Hotel, eine Band, aus deren Musik und Ästhetik die Leftovers so einiges an Inspiration geschöpft haben.

Für alle, die schon jetzt von diesen neuen, schwarz-funkelnden, laut kreischenden Underground-Sternchen nicht genug bekommen können, gibt es gute Nachrichten. Bald wird es noch einen neuen Song geben, ein erstes Album ist in Arbeit und wer die geballte Energie der Leftovers hautnah erleben will, kann am 6. Mai 2022 im Flex in Wien zu ihrer ersten großen Live-Show mitspringen.

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