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Flaschen mit Öl

neufal54/Pixabay

Todor Ovtcharov

Der Kampf ums Öl

In Zeiten wie diesen ist es für viele Menschen wichtig, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Eine Flasche Öl wird dadurch plötzlich viel kostbarer, als man gedacht hätte.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Jede besondere Situation gebiert Gerüchte. Und Gerüchte gebären Panik. Ihr erinnert euch vielleicht an die ersten Tage der Corona-Pandemie. Die Supermärkte sahen wie Schlachtfelder aus. Ich sah Menschen, die so viele Konserven mit Tomatensauce kauften, als ob sie jeden Tag bis zum Ende ihres Lebens nur Spaghetti Bolognese essen würden. Vor meinen Augen nahm ein besorgter Bürger alle Tomatenkonserven aus dem Regal und legte sie in seinen Einkaufswagen. Ich bat ihn, mir wenigstens eine Konserve zu lassen. „Nein!“, sagte er und schaute mich an, als wäre ich der Feind. Ob er die Konserven bis zum heutigen Tag immer noch verwendet? Oder sind sie schon abgelaufen? Besser geht es denjenigen, die das Klopapier aufgekauft haben. Denn das werden sie immerhin ihren Kindern vererben können.

Tomaten in der Dose

squirrel_photos/Pixabay

Jetzt ist der Krieg in der Ukraine da. Die Kriegsangst, die die letzten siebzig Jahren eingeschlafen war, ist in unseren Seelen aufgewacht. Die Pandemie mit ihren Einschränkungen und ihrer Isolation machte uns noch unsicherer. In Bulgarien kam das Gerücht auf, dass das Sonnenblumenöl aus den Geschäften verschwinden würde. Woher dieses Gerücht kam, ist unklar. Ob dahinter eine tiefe wirtschaftliche Analyse steckt, dass die Ukraine für die Produktion der Hälfte aller Sonnenblumen der Welt verantwortlich ist, oder die russische Fake-News-Fabrik, das bleibt uns ein Rätsel. Die Menschen horten jetzt Sonnenblumenöl. In einem Supermarkt in Burgas am Schwarzen Meer gab es eine 300 Meter lange Schlange für Öl. Ein älterer Mensch starb in der Schlange. Das menschliche Leben kostet weniger als eine Flasche Sonnenblumenöl.

Natürlich ist das Öl nur ein Vorwand für die gemeinsame Unsicherheit. Wie kann man denn unseren Regierungen trauen, wenn unsere gestrigen Anführer Putins Angestellte geworden sind. Hoffentlich werden sie jetzt in Rubel bezahlt. Der Rubel hat so viel an Wert verloren, dass man sich nichts darum kaufen kann. Nicht mal eine Flasche Öl.

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