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pexels/Liza Summer

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Sprich über deine Ängste

Eine Krise jagt die nächste. Die Coronakrise wird von einer Regierungskrise begleitet, darauf folgt der Krieg in der Ukraine und der Wirtschaft geht es auch nicht gerade gut. Über all dem hängt noch der Klimakollaps wie ein Damoklesschwert. Wie soll man das alles mental stemmen? Wie geht ihr mit dieser Mehrfachbelastung um?

Von Alina Schaller

In den letzten Wochen bestimmt vor allem der Krieg in der Ukraine unseren Alltag und die Headlines in den News. Viele gelangen nach zwei Jahren Pandemie nun an ihre psychischen Belastungsgrenzen, unser grundlegendes Sicherheitsgefühl wird durch die jetzige Situation zutiefst erschüttert. Auch wenn uns der Krieg in Österreich nicht direkt beeinflusst, sind trotzdem alle betroffen, so Psychologin Elke Prochazka. Auf Social Media begegnen uns heute neben Katzenvideos auf einmal Bilder vom Krieg in der Ukraine – und das ohne Vorwarnung. Die derzeitige Situation kann Ängste, wie auch Schlafstörungen oder Depressionen auslösen. Was machen diese Krisen mit uns? - Antworten darauf sucht auch diese Studie.

Selbsthilfe-Tipps von Psychologin Elke Prochazka

Psychologin Elke Prochazka, die unter anderem auf Kinder und Jugendliche spezialisiert ist, hat einige Empfehlungen für die aktuelle Krisensituation parat: Beobachte, in welcher Situation du in Zustände fällst, die dich emotional schwächen oder überfordern. Wenn du stundenlang Zeit in Nachrichten-Tickern oder auf Social Media verbringst, solltest du deinen Konsum einschränken. Wer auf Bilder stark reagiert, kann auf schriftliche Quellen umsteigen oder du entscheidest bewusst, dass beispielsweise abends ab einer gewissen Uhrzeit keine Nachrichten mehr konsumiert werden. In der gewonnenen Zeit solltest du dich bewusst mit etwas Positivem umgeben: Das kann Zeit mit Freund*innen oder der Familie sein oder du schaust einen Film, der positive Gefühle in dir erzeugt.

Akute Hilfe

Wenn die Angst zu groß wird und die Sorgen Überhand nehmen, sprich mit deiner Familie oder deinen Freund*innen darüber und du kannst rundum die Uhr hier anrufen:

Telefonseelsorge: 142

„Rat auf Draht“: 147

Das Gesundheitsministerium bietet für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige Hilfsangebote über das Suizidpräventionsportal an. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich mehr Details zu weiteren österreichische Hilfseinrichtungen. Insbesondere für Jugendliche gibt es die Website www.bittelebe.at.

Sollte dein Kopf jedoch weiterhin kreisen und du merkst, dass du gar nicht mehr rauskommst, kannst du:

  • an die frische Luft und einfach losgehen
  • vorm Schlafengehen deine Gedanken aufschreiben
  • dich mit deinen Freund*innen ehrlich austauschen
  • ganz aktiv für dich sorgen

Das Wichtigste sei, dass wir alle lernen, dass wir uns immer unterstützen lassen dürfen, von Menschen, die uns nahe stehen, aber vor allem auch von Expert*innen, Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen. Elke Prochazka ist der Überzeugung, dass es das Normalste der Welt sei, psychisch belastet zu sein, vor allem in der jetzigen Zeit. Deswegen solle es auch normal sein, darüber offen zu reden. Wer das verstanden habe, hätte schon viel gewonnen.

Solltest du in deinem Umfeld Menschen haben, die die derzeitige Situation psychisch mitnimmt, sei das Wesentlichste, was man machen könne, einfach da zu sein und zuzuhören. Die Möglichkeiten zu helfen und zu unterstützen sind so individuell, wie die Personen selbst.

Die Erinnerungen kommen zurück

„Der Krieg hat einen langen Arm. Noch lange, nachdem er vorbei ist, holt er sich seine Opfer“, das schrieb schon Schriftsteller und Zeitzeuge des Ersten und Zweiten Weltkriegs Martin Kessel. Der Krieg in der Ukraine belastet in Österreich besonders diejenigen, die bereits selbst oder über ältere Familiengenerationen Krieg miterleben mussten - sie könnten durch die derzeitige Situation retraumatisiert werden. Durch die Nachrichten und die vielen Bilder auf Social Media & Co. kommen Erinnerungen des Krieges oder der Flucht zurück und belasten diese Menschen noch mehr als andere.

FM4 Podcast Auf Laut (Auflautpodcast)

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FM4 Auf Laut gibt es auch als Podcast.

Selma Jahić weiß, wie sich das anfühlt. Sie war ein Kind, als der Krieg in Bosnien losgegangen ist, und hat mit viel Glück den Genozid von Srebrenica im Jahr 1995 überlebt. Heute lebt sie mit einem Teil ihrer Familie in Österreich und spricht offen über ihre traumatisierenden Erlebnisse. Früher wünschte sie sich oft, dass Leute sich für ihre Erfahrungen interessieren und nachfragen. Heute wird sie bei FM4 Auf Laut zu Gast sein und erzählen, wie es ihr und vielen anderen mit ähnlichen Erfahrungen in der jetzigen Situation geht.

FM4 Auf Laut: Wohin mit unserer Angst?

Wenn du dich mit all den Krisen zurzeit auch überfordert fühlst, dann teile deine Gedanken mit uns in „Auf Laut". FM4-Moderatorin Claudia Unterweger steht am Dienstagabend (22.3.) gemeinsam mit Psychologin Elke Prochazka und Zeitzeugin Selma Jahić mit einem offenen Ohr im Studio.

Oder schick uns doch schon vorab eine WhatsApp Sprachnachricht an +43 664 828 44 44. Oder ruf uns am Dienstag ab 21 Uhr direkt im FM4-Studio an: 0800 226 996.

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