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Alina Tomnikov, Friedrich Mücke und Daniel Sträßer sitzen auf der Ladefläche eines Pick-ups. Szene aus der Serie "Funeral for a dog".

Saddan Sanchez

SERIE

Viele Herzen, eine Liebe: „Funeral for a dog“

„Funeral for a dog” heißt eine neue deutsche Serie: Barbara Albert und David Dietl haben Thomas Pletzingers Roman „Bestattung eines Hundes“ verfilmt. Mit viel Drama in vielen Ländern, einem dreibeinigen Hund und den großartigen Schauspielern Albrecht Schuch, Friedrich Mücke und Alina Tomnikov.

Von Maria Motter

Zwei beste Freunde verlieben sich in dieselbe Frau, Jahre später ist einer tot. Die Serie „Funeral for a dog“ erzählt von der Liebe von drei Menschen und sie hat noch mehr Beziehungsgeschichten in sich. Und zwar so viele, dass sich die neue deutsche Serie nicht in zwei Sätzen pitchen ließ. Denn das Drehbuch basiert auf dem großartigen Roman „Bestattung eines Hundes“ von Thomas Pletzinger. Die Literaturkritik feierte das Buch 2008 als nahezu perfektes Debüt. Als Leserin schlägt man es heute auf und liest es sofort wieder von vorne.

Regisseur David Dietl war auch so angetan davon. Und Barbara Albert, die als 28-jährige mit ihrem Kinospielfilmdebüt „Nordrand“ den österreichischen Film regelrecht entstaubt hat, hat jetzt die Serienarbeit liebgewonnen. Die beiden haben sich als Regieduo an die Literaturverfilmung gemacht: In 80 Drehtagen haben sie „Funeral for a dog“ mit dem Kameramann Frank Griebe („Babylon Berlin“!) in Italien, Finnland, Deutschland, Bulgarien, Kuba und den USA realisiert. Die Folgen haben sie sich aufgeteilt, an manchen Drehtagen unmittelbar nacheinander an derselben Location Regie geführt.

Friedrich Mücke, Alina Tomniko und Daniel Sträßer sitzen auf einem Pick-up-Wagen

Saddan Sanchez

Viel drama, babies! „Funeral for a dog“ erzählt von der Liebe von drei Menschen und hat noch mehr Herzensgeschichten in sich.

„Funeral for a dog“: Die Liebe leben

Die männliche und die weibliche Sicht der Regie hat es für diese Geschichte gebraucht, sagt Albrecht Schuch im FM4-Interview. Der deutsche Schauspieler war in den letzten Jahren im Kino sehr präsent mit eigenwilligen, auch sehr starken Charakteren. In „Systemsprenger“ war er der Antigewalttrainer, der ein Kind begleitet. Zuletzt spielte er in „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ und in „Lieber Thomas“ den deutschen Autor Thomas Brasch. Jetzt ist er in „Funeral for a dog“ in einer Rolle zu sehen, die aufs Erste eher unscheinbar wirkt und sehr zart angelegt ist.

„Scheinbar ist ihm etwas zugestoßen, wir wissen zu Beginn nicht, was. Dieses Zarte, dieses Man-weiß-nicht-woran-man-bei-ihm-ist, dieses sehr Wortkarge hat mich total interessiert“, sagt Albrecht Schuch, „Zum einen ganz persönlich, weil ich immer finde, dass in vielen Filmen oft zu viel gesprochen wird, und zum anderen, weil ich finde, dass Film genau dieses Wortlose auch mit anderen Dingen aufladen kann: durch Bilder, Schnitte, die Projektion des Zuschauers. Die Rollen davor waren oft sehr stark und raumeinnehmend, teilweise sehr exzentrisch, meistens aber doch 180 Grad von mir weg. Und hier war jemand, wo ich ganz bewusst dachte, da habe ich Lust, auch nach eigenen Tönen zu suchen, die ich dem Daniel Mandelkern ausleihe.“

Alina Tomnikov und Friedrich Schuch sitzen aneinander gelehnt auf einem Berg. Szene aus "Funeral for a dog".

Flare Entertainment/Sky Deutschland

Alina Tomnikov und Albrecht Schuch in „Funeral for a dog“.

Eine große Liebe

Albrecht Schuch sieht fertig aus in der ersten Szene von „Funeral for a dog“. Mit seinem Gesicht in Großaufnahme geht die achtteilige Serie los. Schon kotzt Schuch in seiner Rolle als Journalist Daniel Mandelkern in eine Flugzeugtoilette und wirft seinen Ehering hinterher. „Hast du getrunken?“, wird eine schöne, zierliche Finnin ihn unverwandt konfrontieren, als der Passagier ohne Gepäck an seinem Platz zurück ist und ihn nach dem Buch fragen, das er bei sich hat. Alina Tomnikov hat die weibliche Hauptrolle in „Funeral for a dog“: Sie ist Tuuli, in die sich zwei beste Freunde (Friedrich Mücke und Daniel Sträßer) verliebt haben, als die drei beim Freiwilligendienst in Kolumbien aufeinandertrafen. Jetzt ist einer tot.

Der andere Freund (Friedrich Mücke als Mark Svensson) lebt mittlerweile in einer alten Villa am Luganer See und hat einen Bestseller über die Dreiecksbeziehung geschrieben. Einen alten, dreibeinigen Hund trägt er auf den Berg. Tuuli reist mit ihrem Buben an und sie hat sogleich den Journalisten Daniel Mandelkern im Schlepptau. Der bringt selbst viel Leben mit und verstrickt sich in die Geschichte der anderen. Wohin diese Dynamik führt und was bisher geschah, rollt die Serie auf zwei Zeitebenen auf.

Das Drama um Liebe, Begehren und Lebensvorstellungen changiert mit perfekt assoziativen Schnitten zwischen Erinnerungen, der Handlung des Buchs in der Geschichte und dem Jahr 2010 in diesem Haus am Luganer See, in dessen Schatten ein alter, dreibeiniger Hund liegt.

Die zaghafte Annäherung der drei abenteuerlustigen Twentysomethings 1998 in Kolumbien ist entzückend erzählt. Kaum scheinen sie eine Form gefunden zu haben, diese Liebe zu leben, und tragen alle drei die Borromäischen Ringe als Tätowierung auf einem ihrer Unterarme, ist da wieder die Gegenwart von 2010. „Man muss Worte finden, wenn man jemanden liebt".

Viel Liebe steckt auch in der Serienarbeit, vom tollen animierten Intro von Christoph Niemann zu Francesco Wilkings Titelsong angefangen.

Friedrich Mücke liegt auf einer Parkbank, ein dreibeiniger Schäferhund, hinter ihm eine Wand mit Vermisstenanzeigen vom 11. September 2001 in New York. Szene aus der Serie "Funeral for a dog".

Flare Entertainment/Sky Deutschland

Im Polarlicht, im Rauch von 9/11 und in der Sonne auf Coney Island

Barbara Albert und David Dietl inszenieren mal plakativ, dann wieder innig. Es ist viel los allerorts und doch überragt das Schauspiel alle spektakulären Umstände: Hahnenkämpfe und finnische Weihnachten, den 11. September 2001 und Geburtswehen in New York und in München. Schwierig wird es immer dann, wenn das Kind beim Namen genannt werden muss. Wie viel Konvention braucht Liebe als Rahmen, wie lässt man Genregrenzen hinter sich – darum dreht sich „Funeral for a dog“.

Das Schauspiel der Hauptdarsteller*innen ist die große Konstante in der wechselhaften Geschichte. Alina Tomnikov meistert den Anspruch ihrer Rolle, zum einen die Projektion männlicher Sicht zu verkörpern und zum anderen einen konsequent eigenständigen Charakter zu spielen. Wie sie diesen Romancharakter verwirklicht, ist sehr beeindruckend.

Die große Emotionalität und auch der feine Witz des Romans spiegeln sich in der Serie. Wie Albrecht Schuch und Friedrich Mücke einander Auskunft beim Elfmeterschießen abringen, macht klar, in welcher Liga sie spielen. Hier haben sich zwei der besten deutschsprachigen Schauspieler ihrer Generation für Monate einer Serienarbeit verschrieben und auch beachtliche körperliche Veränderungen für die erzählte Zeit von dreizehn Jahren in Kauf genommen. „Es gibt Dinge, die sich lohnen“, will man da aus „Bestattung eines Hundes“ zitieren.

Ein altes Auto steht vor einem heruntergekommenen Gebäude in südlicher Landschaft.

Frank Griebe

Das Kolumbien in Film wurde auf Kuba gedreht. 2021, im zweiten Jahr der Pandemie, war das „Funeral for a dog“-Team für 80 Drehtage in der Welt unterwegs.

Wer den Roman kennt, hat klarerweise einen Vorteil und wird dennoch überrascht. Der Schauplatz am See in Italien ist zum Einziehen schön, auch wenn es von der Decke tropft und die angekündigten Mystery-Elemente nur ab und an aufploppen. Das Spiel mit den Spekulationen um den toten Freund und das Whodunnit gewinnen in den letzten drei Folgen an Bedeutung. Die Kellnerin in der Espressobar am Hafen teilt dem Neuankömmling Daniel Mandelkern schon zu Beginn der Serie ihre Zweifel an der Version der Geschichte mit: Felix wurde nie gefunden, behauptet sie. „Funeral for a dog“ hat acht Folgen à 45 Minuten und ist auf Sky zu sehen.

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