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Der Song zum Sonntag: Arcade Fire - „The Lightning I,II“

Sie sind zurück! Arcade Fire veröffentlichen mit „WE“ im Mai ihr neues Album und jetzt schon einen neuen Song mit zwei Seiten: „The Lightning I,II“.

Von Christoph Sepin

Willkommen zurück in der kitschig-mysteriösen Welt von Arcade Fire, heimelig ist es hier immer noch: Nach geheimnisvollen Postkarten, die an Fans verschickt worden sind und FM4-Hörer*innen, die nur per Foto vom Notenblatt den neuen Song von Arcade Fire vertont haben, ist es jetzt da: „Lightning I,II“, das schön-schnulzige Comeback der Band aus Montreal, das erste neue Lied von Arcade Fire seit fünf Jahren.

But wait, there’s more: das ist natürlich alles nur ein Appetizer auf das, was noch kommt, ein ganzes Album nämlich. Darauf wird es nicht nur sieben Songs zu finden geben, sondern auch, typisch für Arcade Fire, jede Menge Pathos und Aufrufe zum kollektiven An-den-Händen-nehmen. Was bin ich, was sind wir, wer bist du? Existentielle Fragen werden wohl auf „WE“ gestellt werden, dem sechsten Album der Band, das Anfang Mai erscheint.

Bevor es hier weiter geht, ist mir noch was eingefallen. Das wohl beste Streamingkonzert des gesamten Lockdowns. Irgendwas fühlt sich da ganz, ganz echt, liebevoll und ernst gemeint an, wenn Win Butler und Régine Chassagne im Sommer 2020 in New Orleans durch ihren Garten springen. Mitten in der Isolation hat das damals stattgefunden, alles davor, dazwischen und danach wird jetzt auf eine Platte mit zwei Seiten gepackt.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

„I“, also „ich“, wird Seite 1 des neuen Arcade Fire-Releases heißen und sich um das Thema „Isolation“ drehen, „WE“, der zweite Teil, beschäftigt sich dann mit der „Reconnection“, dem Wiederaufnehmen zwischenmenschlicher Verbindungen, dem Neulernen von Beziehungen. In zwei Teilen kommt auch „Lightning I,II“, in der Mitte gespalten und damit auch in zwei verschiedenen Stimmungen.

Und was können wir schon mitnehmen, von dieser Rückkehr? Unsere Welt mag sich zwar mittlerweile ganz anders drehen, Arcade Fire tun das aber nur bedingt und klingen, wie sie eben klingen. Sehr gut, sehr groß, sehr emotional und fast schon spirituell. Gitarrenakkord Nummer 1 klingt wie „Tonight, Tonight“ von den Smashing Pumpkins, also zwischen Wut und Lethargie, das Klavier, das dazu kommt, dann nach „Rhinestone Cowboy“, also zwischen Kitsch und Hoffnung. Dass sich das ausgeht, schafft auch nur eine Band, die ganz unironisch ABBA als Inspirationsquelle nehmen kann und trotzdem die Kante nicht verliert.

Irgendwas klingt hier sogar nach Elton John, wenn gesungen wird: „It’s not up to you, some you win, some you lose“. Eine viel bessere Zeile da schon: „The sky is breaking open, we keep hoping, in the distance, we’ll see a glow“. Ganz schön optimistisch, wie immer, auch wenn die Akkorde nach Endzeitstimmung klingen. Dann schlägt ein Blitz ein und der zweite Teil des „Lightnings“ beginnt.

Plötzlich alles voll mit Euphorie und Eskalation, wenn Gitarren schneller spielen, Percussion trommelt, das Klavier hämmert wild und niemand sitzt mehr. „A day, a week, a month, a year, every second brings me here“, singt Win Butler und man kann sich das nur erträumen, wie sich das bei der nächsten Arcade Fire-Show live anfühlt. Im Musikvideo zischt der Wind durch die Straßen und macht alles frisch, „I heard the thunder and I thought it was the answer but I find I got the question wrong“, der meteorologische Songtext dazu und dann wird alles neu. „What will the light bring?“, fragen Arcade Fire und beweisen, dass sie es immer noch können, diese großen, berauschenden Kompositionen mühelos in die Welt bringen.

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