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Pixbay/Yves Bernardi

So bedroht der Krieg in der Ukraine die Ernährungssicherheit auf der Welt

Mit jedem Tag Krieg steigen weltweit die Preise für Lebensmittel. In Österreich ist die Versorgung gesichert, dennoch ist der Ukraine-Krieg auch hierzulande ein Risikofaktor.

Von Ali Cem Deniz

Die gelb-blaue Ukraine Flagge ist in diesen Tagen überall zu sehen, doch nicht alle wissen, was die Farben symbolisieren. Das Blau steht für den wolkenlosen Himmel und das Gelb für die Kornfelder. Ukraine gehört zu den wichtigsten Lebensmittelexporteuren der Welt. Seit Beginn des Krieges kommt es deshalb in Ländern wie Bulgarien, Spanien oder Türkei zu Hamsterkäufen von Sonnenblumenöl. Auch hierzulande gibt es inzwischen in einigen Supermärkten leere Öl-Regale. In vielen Ländern im Nahen Osten und in Nordafrika, die wegen Dürren Ernteausfälle erleben und auf die Importe aus der Ukraine und Russland angewiesen sind, ist das Brot deutlich teurer geworden.

Ganze 46 Prozent des weltweiten Bedarfs an Sonnenblumenöl stammen aus der Ukraine. An zweiter Stelle kommt Russland mit 23 Prozent. Gemeinsam produzieren die Länder außerdem 15 Prozent des Weizens auf dem Weltmarkt. Der Krieg in der Ukraine ist deshalb, insbesondere für Schwellenländer, eine Katastrophe, sagt UN-World Food Programme Direktor David Beasley. „Wir hatten schon vor dem Krieg massive Probleme mit Corona, Konflikten, Klimakrise und jetzt wurden die Kornspeicher der Welt geschlossen.“ Dazu kommen anhaltende Unterbrechungen in den Lieferketten und steigende Energiekosten. UN-Generalsekretär Antonio Guterres warnt in diesem Zusammenhang vor einem „Hurricane des Hungers“ und einem Zusammenbruch des globalen Nahrungssystems.

Nervosität in der EU

In der Europäischen Union ist die Versorgung gesichert, doch die steigenden Preise sorgen auch hier für Nervosität. So hat etwa Ungarn bis zum 15. Mai einen Exportstopp auf Getreide verhängt. Das wiederum verschärft die Situation auf dem Weltmarkt und in der EU. Was zu Beginn der Corona-Krise mit Masken und Schutzausrüstung passiert ist, droht sich jetzt bei Nahrung zu wiederholen. Nicht nur einzelne Menschen, sondern auch Staaten wollen ihre Lager aufstocken und treiben so die Preise in die Höhe.

In Österreich besteht keine Gefahr für die Versorgung, sagt Katharina Kosdorff vom Fachverband der Lebensmittelindustrie in einer Pressekonferenz mit AMA. Österreich exportiert zwar viel in die Ukraine und auch nach Russland, importiert aber vergleichsweise wenig Lebensmittel aus den beiden Ländern. Dafür könnten Ausfälle bei Gaslieferungen die Versorgung in Österreich gefährden. Die Lebensmittelindustrie ist energieintensiv und ist für 10 Prozent des heimischen Gasverbrauchs verantwortlich. Vom Anbau, über Produktion, Transport bis zur Verpackung, braucht jeder Schritt Gas.
Wenn es zu einer Unterversorgung mit Gas kommt, werden jedoch private Haushalte bevorzugt und die Industrie muss ihre Produktion drosseln. „Und dieses Szenario ist absolut zu vermeiden, im Interesse einer gesicherten Versorgung des Landes mit Lebensmitteln und Getränken.“ sagt Katharina Kosdorff.

Bauern im Krieg

Mit jedem Tag Krieg werden solche Szenarien jedoch wahrscheinlicher und weltweit spüren jetzt schon viele Menschen die Konsequenzen auf ihren Esstischen. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN schätzt, dass 8-13 Millionen Menschen zusätzlich an Hunger leiden werden, falls die Exporte aus der Ukraine und Russland dauerhaft stillstehen.

Noch ist die Lebensmittelproduktion in der Ukraine nicht komplett eingebrochen, doch Russland weitet den Krieg aus und immer mehr Regionen werden von der Außenwelt abgeschnitten. Das macht die Produktion und den Export von Sonnenblumenöl, Weizen und anderer Lebensmittel immer schwieriger. Russland selbst hingegen wird durch die Sanktionen vom Welthandel ausgeschlossen.

Und nicht zuletzt fehlen der ukrainischen Landwirtschaft die Bauern, sagt David Beasley und zeichnet ein düsteres Szenario für das Jahr 2022: „Die Bauern können nicht ihre Felder bewirtschaften, weil sie mit der Waffe in der Hand ihr Land verteidigen. Und das bedeutet eine schwache Ernte für 2022.“

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