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Taylor Hawkins, Drummer der Foo Fighters

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R.I.P. Taylor Hawkins 1972-2022, Drummer der Foo Fighters

Der Foo Fighters-Schlagzeuger ist während der Südamerika-Tour im Alter von 50 Jahren verstorben.

Von Susi Ondrušová

Vor 25 Jahren hat der amerikanische Musiker und Schlagzeuger Taylor Hawkins den begehrten, wenn auch nicht einfachen Job als Drummer der damals gerade mal drei Jahre alten Rock-Band Foo Fighters angenommen. Im Rahmen der Welt-Tournee, die die Band heuer auch zum Nova Rock Festival geführt hätte, hat Taylor Hawkins sein letztes Konzert beim Lollapalooza Festival in San Isidrino in Argentinien gespielt. Am Freitag, den 25. März, ist Taylor Hawkins in seinem Hotel in Bogota in Kolumbien gestorben.

„His musical spirit and infectious laughter will live on with all of us forever.”

Das teilt die Band in einem ersten Statement mit. Die Foo Fighters-Familie und Fans trauern.

Teenager-Jahre sind prägende Jahre. Der in Kalifornien aufgewachsene Taylor Hawkins konnte als Teenager übers Autoradio seiner Eltern das erste Mal Clash entdecken, die 1983 in den Top 10 der US-Charts zu hören waren. Die 80er klangen auch nach Michael Jacksons „Thriller“, David Bowies „Let´s Dance“ und „Synchronicity“ von The Police. Bands wie Metallica und Slayer haben ihre Debüt-Alben veröffentlicht. Taylor Hawkins war auch der Schlagzeuger von Alanis Morissette, als sie mit ihrem Album „Jagged Little Pill“ ihre großen Erfolge in den 90ern gefeiert hat. Nach dem abrupten Ende von Nirvana und dem Tod von Kurt Cobain 1994, hat Dave Grohl sein neues Projekt Foo Fighters gestartet. Die Suche nach einem Schlagzeuger für eine Band des damals berühmtesten Drummers, auf den alle Augen gerichtet waren, gestaltete sich als schwierig. Auf den ersten beiden Foo Fighters-Alben hat Dave Grohl die Drums noch selbst eingespielt.

Die Foo Fighters

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Ein guter Schlagzeuger ist das Rückgrat einer erfolgreichen Band. Ein Drummer mag für das Publikum das sichtbar entfernteste Bandmitglied sein, aber ein Schlagzeuger hat die Fäden der Dramaturgie in der Hand. Das weiß niemand besser als Dave Grohl, der mit Nirvana genau diese Rolle perfekt ausgeübt hat.

Der Legende nach hat sich Taylor Hawkins selbst als Schlagzeuger für die Foo Fighters beworben und als Bandmitglied angeboten. Dave Grohl meinte in frühen Interviews, es habe zehn Sekunden gedauert, bis er in Taylor Hawkins seinen Zwilling, besten Freund und „Spirit Animal“ erkannt habe. Die Foo Fighters-Familie war komplett. Mit Taylor Hawkins hat die Band acht Alben aufgenommen, sie haben zwölf Grammys gewonnen. Niemand geringerer als Paul McCartney hat die Rock´n´Roll Hall of Fame-Rede für die Foo Fighters gehalten und gemeinsam „Get Back“ performt.

„Okay. For sure dude!“ waren Taylor Hawkins Worte, als ihn Dave Grohl während der Aufnahmen zum Foo Fighters-Album „Concrete and Gold“ mit der Idee konfrontiert hat, dass er Paul McCartney ins Studio einladen möchte, um beim Song „Sunday Rain“ Schlagzeug zu spielen. Damit sein Freund und Bandkollege Taylor Hawkins die Lead Vocals übernehmen kann. Taylor Hawkins konnte nicht ganz glauben, dass dieser Plan überhaupt ernstgemeint sei oder aufgehen würde. Ein Zeichen der tiefen Wertschätzung unter den beiden Musikern, denn wenn Grohl schon den seiner Ansicht nach besten Rock-Drummer bittet, den Schlagzeug-Hocker im Studio frei zu machen, dann nur wenn ein Kaliber wie Roger Taylor, Phil Collins oder eben Paul McCartney dort Platz nimmt.

Über die Aufnahme erzählte Taylor Hawkins im FM4-Interview 2017: “The day came when Paul McCartney came to the studio and he laid down the drums, and Dave kind of quickly showed him how the song went and three quarters of the way through the explanation, Paul just said ‚Let’s just play it!‘ And he sat down and he did two takes, and they are fucking amazing. He just he showed all of us young whippersnappers how to do it for real. Obviously, we’re not young whippersnappers compared to him but you know he is the dude from the Beatles!”

Die Foo Fighters sind nicht nur Job, sondern in erster Linie Familie. Gesundheit mag nicht das Number-One-Thema auf der Liste der Rock’n’Roll-Coolness sein, hat aber für die Rock-Veteranen die höchste Priorität. Das wurde nicht zuletzt 2001 klar. Taylor Hawkins lag nach einer Heroin-Überdosis zwei Wochen lang im Koma und Dave Grohl hätte die Band fast aufgelöst. Ein Wendepunkt, an dem Taylor Hawkins sein Leben umgekrempelt hat und clean geworden ist.

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Dave Grohl mag das Image des „Nicest Guy in Rock“ haben, aber Interviews mit Taylor Hawkins waren immer das eigentliche Highlight. Er war nicht nur stets gut gelaunt, sondern auch bescheiden, dankbar und an einem Gespräch statt einem Abgleichen einer Recherche-Checkliste interessiert. Für jemanden, der an einem Promo-Tag mehrere Stunden lang immer für „nur“ zehn Minuten mit Journalist*innen um die ganze Welt verbunden wird, keine Selbstverständlichkeit.

„Gimme two more minutes“, sagte Hawkins immer, der am Interview-Marathon-Tag zugeschalteten Plattenfirma-Kollegin, deren Job es war, nach neun Minuten das Gespräch zu beenden, um die nächste wartende Journalistin zu verbinden.
Aber Taylor Hawkins war noch nicht fertig. Er hat noch nicht jede Frage zehntausendmal schon beantwortet, er hat sich seine Grund-Euphorie über dieses Wunder, dass aus seiner Leidenschaft sein Beruf geworden ist, beibehalten und seinen Platz als Teil der Foo Fighters-Familie gefunden.

Über Talent brauchen wir gar nicht reden, aber Freundschaft, Enthusiasmus, Neugier, Euphorie, das ist es, was eine Band am Leben erhält. Taylor Hawkins war trotz aller Höhen und Tiefen, aller Verantwortung und Herausforderung einfach unglaublich dankbar, dass sein Traum sein Leben war.

Taylor Hawkins, Drummer der Foo Fighters

APA/AFP/VALERIE MACON

Dankbarkeit war das Thema beim FM4 Interview anlässlich der zehnten Foo Fighters-Platte „Medicine at Midnight”. Das Gespräch fand im Dezember 2020 statt. Das Jahr neigte sich dem Ende zu, die Corona-Impfung rückte immer näher, aber so genau wusste man damals auch noch nicht, was das für unser Leben bedeuten würde. Trumps US-Präsidentschaft hatte eigentlich sein Ablaufdatum erreicht, aber würde er das wirklich akzeptieren? Auch das wusste man damals nicht ganz. Große Veränderungen standen bevor und mit ihnen auch große Unsicherheiten. Taylor Hawkins fand damals folgende Worte auf die „Wie geht´s dir eigentlich?“-Frage:

“It’s such a scary time, obviously for us as a human race. Period. But I have learned on a certain way to really stop and smell the roses a little bit. I’ve been on the road pretty much off and on pretty hard for 27 years or so. So I really had a chance to take stock and I’m blessed with such a great life and a great career and all that stuff. I have a beautiful family. It’s given me time to take a pause and think about what’s important. And music is still just as important as it ever was. But I don’t know how to put it without sounding overly sentimental or even uncaring because there’s so many people out there right now that are just absolutely screwed. Financially and then mentally at some levels. I don’t know. If you’re lucky enough to have safe shelter in life, I mean I just realize how blessed and how lucky I am and how blessed I’ve been to have the last 23 years in the Foo Fighters and in the last 25 years in the music business and have that be my job!”

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