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Buch "Der Atlas des Teufels"

Verlag Knesebeck

Der Hölle auf der Spur: Das Buch „Der Atlas des Teufels“

Der englische Autor Edward Brooke-Hitching weiß, wie viele Quadratmeter die Hölle hat und woher das Brennmaterial kommt. Eine Erkundung der Hölle und ihrer Bewohner*innen.

Von David Pfister

Pandemie, Klimakrise, nukleare Bedrohung und Angst vor dem Weltkrieg. Als ob das nicht genug wäre, fürchten sich 2022 auch noch immer viele Leute vor der Hölle und dem Teufel.

Es gibt genügend reale Umstände, die ängstigen könnten. Dennoch haben Millionen Menschen eine Angst, die die aufgeklärte, wissenschaftliche Welt eigentlich schon für überwunden hielt: Die Angst vor dem Teufel und der Hölle. Der englische Autor und BBC-Journalist Edward Brooke-Hitching gehört mit Sicherheit nicht zu denen, die sich davor fürchten. Im Gegenteil. Er pflegt eine spielerische Faszination gegenüber Teufel und Hölle. Soeben wurde sein „Atlas des Teufels“ auf Deutsch veröffentlicht. Ein Buch, das sich beispielsweise damit beschäftigt, wie groß die Hölle sein müsste, wo sich der geografische Eingang befindet oder ob das Schlaraffenland nicht eine getarnte Hölle ist.

„Die Reise Dantes endet schließlich am Mittelpunkt der Erde im untersten Kreis der Hölle, wo Luzifer festgefroren im Cocytus-See steht und mit seinen drei Mäulern die drei schlimmsten Verräter gleichzeitig frisst: Judas Iscariot, Brutus und Cassius Longinus. Die Farben seiner drei Gesichter sind Rot, Gelb und Schwarz. Seine Tränen füllen ständig den See auf, in dem er steht, und seine Fledermausflügel helfen ihm auch nichts.“

Darstellung aus dem Buch "Der Atlas des Teufels"

Knesebeck Verlag

Vorstellungen eines höllenartigen, metaphysischen Ortes und Ideen des personifizierten Bösen findet man in nahezu jeder Kultur und in jedem Glaubenssystem. In den sogenannten mosaischen Religionen - Judentum, Islam und Christentum - sowieso, aber selbst im Buddhismus, in dem Gottesglaube eigentlich keine Rolle spielt, sind solche Überlegungen zu finden. Egal ob im heiligen Buch Popol Vuh der Maya in Guatemala oder in der nordischen Unterwelt: Es gibt überall ein Platzerl für Bestrafung und Rechenschaft. Wobei die Vorstellungen mannigfaltig sind und manchmal auch fast verlockender als das Äquivalent, der Himmel. Und die Wissenschaft kann noch so viele Runden drehen, der Glaube oder Aberglaube an diese Systeme bleibt, nimmt in Krisenzeiten sogar noch zu.

„In der chinesischen Kultur sind die Höllen irgendwie bürokratischer. Die Verstorbenen müssen viel Zeit in Wartezimmern verbringen, lange Korridore auf der Suche nach den Beamten durchwandern, die ihnen den Weg weisen sollen, und immer neue Anträge einreichen. Und weil es sich um die Hölle handelt, gibt es jede Menge bürokratisches Durcheinander.“

Himmel und Hölle, klassisches Gemälde, Buchcover von "Der Atlas des Teufels"

Knesebeck Verlag

„Der Atlas des Teufels“ von Edward Brooke-Hitching ist in einer Übersetzung von Lutz W. Wolff im Knesebeck Verlag erschienen.

Wo ist die Hölle auf Erden?

Der englische Autor und BBC-Journalist Edward Brooke-Hitching begeistert sich seit Jugendtagen für die Hölle und den Teufel, aber nicht aus einer gläubigen, sondern einer spielerischen, ironischen Perspektive. Dennoch nähert er sich in seinem „Atlas des Teufels“ aus einer religionswissenschaftlichen Richtung äußerst seriös den vielen unterschiedlichen Ideen, Dogmen, Vorstellungen und Systemen des Teufels und der Hölle. Er vergleicht diesbezügliche Glaubenslehren aus nahezu allen geografischen und theologischen Richtungen, erzählt von kuriosen Mathematikern, die die Größe der Hölle mithilfe der Bibel berechnet haben wollen und von Päpsten, die mit ihren Träumen die Vorstellung der Hölle maßgeblich prägten.

„Die Untersuchungen des britischen Theologen Tobias Swinden führten ihn 1714 zu dem für damalige Zeiten überraschenden Ergebnis, dass die Hölle sich tatsächlich nicht auf der Erde befinden könnte. Unter anderem gab es gar nicht ausreichend Brennstoff auf dem Planeten, um die ewigen Höllenfeuer in Gang zu halten. Außerdem gab es nicht genug Platz für jeden gefallenen Engel und alle Verdammten aus der Geschichte der Menschheit - selbst wenn man akzeptierte, dass in der Hölle ein Mordsgedränge herrsche. Windens Antwort auf die Frage war genial einfach: Die Hölle musste sich offenbar in der Sonne befinden, wo es genügend Energie gab, um das Höllenfeuer zum Seelenverbrennen am Laufen zu halten.“

Eine fesselnde, vergnügliche, lakonische, aber eben auch wissenschaftliche Reise durch die Höllen und Himmeln aller Länder, mithilfe von „höllischen“ Landkarten, religiösen Texten und Gemälden, die aufgrund von Visionen gemalt wurden. Am Ende präsentiert er einen sauberen Atlas, in dem alle Fragen zur Hölle und dem Teufel beantwortet werden - etwa welche Haarfarbe dieser hat oder wie sein Hund heißt. Und spätestens dort sollten sich allfällige Befürchtungen in ein vergnügtes Lachen aufgelöst haben.

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