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Die Band Thirsty Eyes

Xenia Snapiro

Das Debutalbum von Thirsty Eyes ist eine Countryplatte

Sie wollten nie ein Country-Album machen, doch da ist es nun. Mit „A Certain Regard“ haben Thirsty Eyes ihr stimmiges Debut veröffentlicht.

Von René Froschmayer

Aller Anfang ist schwer. Aber ist der Stein einmal am Rollen, gibt es oft keinen Halt mehr. Tricky wird es dann, wenn das Erreichen der eigenen Erwartungen und Vorstellungen doch nicht so einfach ist wie zuerst angenommen. Rockig, vor Gitarrenpower strotzend, Americana-esk und vielleicht auch ein bisschen postpunkig, so klingen Thirsty Eyes. Rund vier Jahre lang wurde am Debut geschraubt. Doch was tun, wenn das frischproduzierte Album nicht den Ansprüchen der Band genügt?

Alles umwerfen, in guter alter Rock-Manier!

Thirsty Eyes Debutalbum - Cover

Acre of Bacon Records

„A Certain Regard” von Thirsty Eyes ist bei Acre of Bacon Records erschienen.

„Wir haben bald festgestellt, dass wir unsere Vorstellungen am ehesten verwirklichen können, wenn wir selbst zu den Werkzeugen greifen“, erzählt Philipp Moosbrugger, Produzent und Multiinstrumentalist von Thirsty Eyes, im FM4-Interview. „Vielleicht aber auch gezwungenermaßen, weil uns das Fördergeld ausgegangen ist“, merkt Samuel Ebner, Sänger der Band, lachend an. Immer wieder wurden Pläne für das Album verworfen. Zurück an den Start, nur nicht die Contenance verlieren. Ist es diese DIY-Attitüde, die das Debut von Thirsty Eyes ausmacht?

Prepare for trouble, make it double

Do-It-Yourself fordert seinen Tribut. So war es lange still um Thirsty Eyes. Vom Debut keine Spur weit und breit. Probleme bei der Bandbesetzung entschleunigten die Entstehungsprozesse. Aber dann rührte sich doch wieder etwas: als Appetizer veröffentlichte die Rock-Band im Frühjahr 2022 gleich zwei Singles. Die Surf-Rock-Nummer „Chickenbeat“ belegte, dass Thirsty Eyes ihren musikalischen Drive auch nach langer Wartezeit nicht verloren haben.

„Pop Sent“, die Single zum Album, bezeichnen Samuel Ebner und Philipp Moosbrugger als alten Hund. Ursprünglich gedacht für eine Jazz-Bigband, wurde die Nummer mit auf die eigene Platte mitgenommen. Was man aus ihr machen sollte, war lange unklar. „Wir haben gut sechs komplett unterschiedliche Versionen von „Pop Sent“ aufgenommen. Zwei haben es schlussendlich aufs Album geschafft“, so Ebner. Die eine laut und rockig, direkt und auch roh. Die zweite Version gediegen, von bizarren Keyboard-Sounds begleitet, fast schon choral mit musikalischen Referenzen, die an den Großmeister Nick Cave erinnern. Mit dieser Variation ihres Songs blicken Thirsty Eyes in die Zukunft, abgewandt von ihrer Rock’n’Roll-Vergangenheit. Aus diesem Fundament lösen sich Thirsty Eyes mit „A Certain Regard“.

Country wider Willen

„Wir wollten nie ein Country-Album. Wenn ich mir aber jetzt die fertige Platte anhöre, dann ist es schlussendlich am ehesten Country“, stellt Ebner fest.

Darf in einer Playlist mit Thirsty Eyes nicht fehlen:
Fat White Family, Viagra Boys, Nick Cave, Thee Oh Sees, Black Lips, Brian Jonestown Massacre

Müssten Thirsty Eyes ihr Debut auf einem Globus verorten, so würde das rote Pinnfähnchen im Südwesten der USA stecken. Dort würden sie sich wahrscheinlich zu wohl fühlen, merken die beiden im FM4-Interview grinsend an. Das spiegelt sich im Klang von „A Certain Regard“ wider. Mit der Country-Legende Lee Hazlewood als Schutzpatron des Albums überrascht der Output nicht. Die Essenz so mancher italo-europäischen Filmmusik der 1960er Jahre (Stichwort: Ennio Morricone) fand ihren Weg auf das Debut von Thirsty Eyes. Leonhard Cohens teils ulkig-bizarre Instrumentierung war für die Bands ebenfalls von Bedeutung.

„A Certain Regard“ ist stimmig. Neue Nummern ergänzen die bereits bekannten Songs und fügen sich zu einem runden und atmosphärischen Album zusammen. Schade, dass es nach rund 40 Minuten schon wieder vorbei ist.

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